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„Bares für Rares“-Händler Walter „Waldi“ Lehnertz: „Mein Deutschlehrer würde sich im Grab rumdrehen“

Interview

„Bares für Rares“-Händler Waldi Lehnertz: „Mein Deutschlehrer würde sich im Grab rumdrehen“

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    Der Trödel-Händler Walter „Waldi“ Lehnertz in seinem Antiquitätengeschäft in der Eifel.
    Der Trödel-Händler Walter „Waldi“ Lehnertz in seinem Antiquitätengeschäft in der Eifel. Foto: Oliver Berg, dpa

    Herr Lehnertz, Fernseh-Deutschland kennt Sie als Trödelexperte in der ZDF-Sendung „Bares für Rares“, Millionen schalten dafür ein. Ihr zweites Ich aber ist der Bestseller-Autor. Jetzt bringen Sie Ihren zweiten Krimi heraus: „Mord am Schätztag“. Was war das für ein Tag, als Ihnen bewusst wurde: Ich bin Schriftsteller?
    WALTER LEHNERTZ: Herr Lehnertz? Geht gar nicht. Mich nennen alle seit eh und je Waldi, bei „Bares für Rares“ bin ich der 80-Euro-Waldi.

    Also gut, dann Waldi. Jetzt aber zum Tag der Schriftsteller-Werdung.
    LEHNERTZ (lacht): Den Tag gab es nie.

    Und wie kam das Buch zustande?
    LEHNERTZ: Eines Tages kam der Horst (Lichter, die Redaktion) zu mir und sagte: Waldi, du musst ein Buch schreiben. Ich antwortete ihm: „Was stimmt mit dir nicht, ich bin Teil-Legastheniker.“ Doch Horst ließ sich nicht beirren und meinte: „Das Buch soll einen eiflerischen Charakter haben.“ Aber ich sagte ihm ab. Nach Corona hat dann der Rowohlt-Verlag bei meiner Holden nachgefragt, ob ich einen Krimi schreiben könnte. Als sie mich dann gefragt hat, erklärte ich ihr erst einmal: „Willste jetzt den Horst spielen?“

    Und dann?
    LEHNERTZ: Meine Holde hat nicht lockergelassen und irgendwann habe ich nachgegeben, aber gesagt: „Wenn ich schon ein Buch schreibe, dann muss es authentisch sein und die Geschichte muss in meinem Antiquitätenladen spielen.“ Und ich brauchte jemanden, der Rechtschreiben und Satzzeichen kann, weil ich nicht dabei war, als das in der Schule dran kam. So kam dann die Miriam (Rademacher, die Redaktion) ins Spiel.

    Miriam ist also Ihre Ghostwriterin.
    LEHNERTZ: Genau. Alles, was ich ihr erzählt habe, hat sie sprachlich in Form gebracht. Und ich habe ihr gleich gesagt: „Wenn du das so schreibst, dann wird das ein Bestseller!“

    Gesagt, getan – oder?
    LEHNERTZ: Na ja, sie hat erst mal gesagt, dass sie seit zehn Jahren Bücher schreibe, aber noch nie einen Besteller zustande gebracht habe. Das sei nicht so einfach. Aber die ist ein Supermädel, auch so ein bisschen irre, wie ich eben auch. Die Zusammenarbeit klappte prima und drei Wochen später war ich auf der Spiegel-Bestsellerliste. Da war ich echt stolz wie Bolle.

    Ja zurecht!
    LEHNERTZ (lacht): Mein Deutschlehrer würde sich im Grab rumdrehen, wenn er das mitgekriegt hätte.

    Warum gerade ein Krimi? Weil die aktuell im Trend liegen?
    LEHNERTZ: Na ja, was sollte ich anderes machen? Bis auf den Mord läuft das bei mir im Laden ja tatsächlich so ab, wie es im Buch steht.

    Das klingt sehr authentisch.
    LEHNERTZ: Tatsächlich kommen jetzt Leute in meinen Laden und wollen wissen, wo das Loch ist, in dem der Tote lag. Und natürlich gibt es das Loch und ich zeige es ihnen auch. Das ist nämlich mein überdimensionierter Weihnachtsbaumständer im Garten. Da geht ein breites Kanalrohr runter, das zweieinhalb Meter in die Erde geht. Und drumherum sind siebeneinhalb Meter Beton.

    Sie haben einen Laden, arbeiten beim Fernsehen für „Bares für Rares“, machen Podcasts, betreiben eine Galerie, in der Sie Ihre Kunstwerke verkaufen – und inzwischen sind Sie auch noch Krimiautor. Das nennt man mal einen bunten Hund. Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut?
    LEHNERTZ: Gute Frage. Denn ich habe jetzt auch noch eine eigene Fernsehsendung bekommen. Am 20. April lief die erste Folge. Sie heißt „Waldis Welt“. Und der ganze Blödsinn, den ich so mache, wurde da verfilmt. Das ist megalustig. Da kann jeder sehen, wie ich so ticke.

    Beim Angeln findet der Trödler und Krimi-Autor Walter "Waldi" Lehnertz Entspannung.
    Beim Angeln findet der Trödler und Krimi-Autor Walter "Waldi" Lehnertz Entspannung. Foto: Oliver Berg, dpa

    Bei all dem Trödel und Trubel: Gibt es auch Momente, in denen Sie mal runterkommen?
    LEHNERTZ: Ja, beim Angeln oder beim Malen. Da denke ich an gar nichts. Auch das Krimischrieben geht gut, weil ja so viel Blödsinn bei mir passiert. Wir machen ja bei mir viele Schätztage und Versteigerungen, das ist aber meistens für den guten Zweck. Denn der ist auch ein Steckenpferd von mir. Ich organisiere mit meinem Motorradclub auch Ausfahrten mit Behinderten und das gibt mir viel. Im August feiere ich übrigens Jubiläum meines Ladens. Da findet dann auch eine Versteigerung für den guten Zweck statt. Das wird ein Riesenfest, zu dem alle Stars kommen, die ich so kenne.

    Sie haben Ihre Karriere als gelernter Pferdewirt begonnen…
    LEHNERTZ: … bis ich merkte, dass man damit kein Geld verdienen kann.

    Und dann waren Sie Geschäftsführer der „Walter Lehnertz Garten- und Landschaftsgestaltung GmbH“. Erst dann wurden Sie Antiquitätenhändler. Daran knüpft sich jedoch eine fast tragische Geschichte...
    LEHNERTZ: Ich hatte mehrere Bandscheibenvorfälle, bis mich mein Arzt gewarnt hat, dass ich mich in fünf Jahren gar nicht mehr bewegen könnte, wenn ich so weitermache. Daraufhin habe ich mir überlegt, was mir sonst noch Spaß machen würde. Durch den Erfolg von „Bares für Rares“ konnte ich es mir dann auch finanziell leisten, ganz auf den Antiquitätenladen zu setzen, den ich zunächst einmal nebenbei betrieben habe. Das war das Beste, was ich tun konnte.

    Wie wird man eigentlich Händler bei „Bares für Rares?“ Sucht die Horst Lichter aus?
    LEHNERTZ: Der spricht zwar sicher mit, aber es gibt dazu ein Casting. Das machen die ja öfter.

    Moderator Horst Lichter ist das Gesicht der ZDF-Sendung „Bares für Rares“.
    Moderator Horst Lichter ist das Gesicht der ZDF-Sendung „Bares für Rares“. Foto: Frank W. Hempel, ZDF/dpa

    Und wie war das bei Ihnen?
    LEHNERTZ: Da haben sie einen Typen gesucht, der skurrile Sachen kauft, aber auch gerne Tacheles redet. Und ein Kameramann kannte mich. Der hat dem Horst gesagt, wenn du einen haben willst, der total irre ist, dann musst du in die Eifel fahren. So kam ich zum Casting, bei dem 70 Händler eingeladen waren. Am Ende blieben fünf übrig. Aber es ist doch so: Mit mir kannste auch die Geissens in die Tonne kloppen.

    Ihr Spitzname lautet „80-Euro-Waldi“, weil Ihr Anfangsangebot bei „Bares für Rares“ immer bei 80 Euro liegt – egal, ob es sich um ein beschädigtes Stück oder teure Malerei handelt? Steckt da Strategie dahinter?
    LEHNERTZ: In einer der ersten Sendungen kam ein recht arroganter Verkäufer in den Händlerraum. Er hatte einen Gegenstand, der sicherlich 2000 Euro wert war. Keiner traute sich da so richtig ran, und weil ich Arroganz nicht mag, dachte ich mir, dem guten Mann muss ich mal einen mitgeben, damit er von seinem hohen Ross runterkommt. Ich habe dann den viel zu niedrigen Preis von 80 Euro genannt, ohne daran zu denken, dass das mal mein Markenzeichen wird. Von da an war das in der Regel immer mein Einstieg und wurde somit mein Markenzeichen.

    Indiskrete Frage: Was verdient man eigentlich als Antiquitätenhändler?
    LEHNERTZ: Viel Arbeit und viel Anerkennung (er lacht).

    Was war Ihr bester Kauf und der größte Flop?
    LEHNERTZ: Die besten Käufe sind mit Emotionen verbunden. Beim Kauf machst du dir dazu erst mal keine Gedanken. Wenn dann das Teil beim Käufer Glück und Zufriedenheit auslöst, freue ich mich immer mit. Flops kaufe ich in der Regel, weil ich mit meinen 80-Euro-Startgeboten häufig zu viel bezahle, aber das ist es mir dann auch wert.

    Zur Person

    Walter Lehnertz (58) wurde in Prüm in der Eifel geboren. Seit der ersten Staffel im Jahr 2013 gehört er dem Händlerteam der ZDF-Erfolgssendung „Bares für Rares“ an.

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    2 Kommentare
    Georg Kannler

    Maßlos arrognat!! Ein unangenehmer Mensch!

    Heidi Kaellner

    Waldi Lehnertz, Sie sind ein toller Typ, ein sehr angenehmer Mensch. Sie machen die Sendung zu einem echten Erlebnis. Alles Gute Ihnen, ja und auch weiter so. Liebe Grüße aus Nördlingen

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