Bei der mehrtägigen Suchaktion im Fall Madeleine McCann an Portugals Atlantikküste sind offenbar mehrere Objekte entdeckt worden, die nun von der Polizei im Labor genauer untersucht werden. Wie portugiesische Medien berichten, wurden unter anderem Kleidungsreste und Knochen gefunden. Die Ermittler äußerten sich offiziell bisher nicht dazu, ob die Fundstücke etwas mit dem Verschwinden Madeleines zu tun haben könnten.
Anfang Mai 2007, also vor etwas mehr als 18 Jahren, war in Praia da Luz die damals dreijährige Madeleine McCann verschwunden. Die Polizei vermutet, dass Maddie entführt und ermordet worden ist. Als Hauptverdächtigen sieht die deutsche Staatsanwaltschaft den 48-jährigen Deutschen Christian B., der derzeit in Deutschland eine Gefängnisstrafe wegen Vergewaltigung einer 72 Jahre alten Frau absitzt.
Fall Maddie: Polizei untersucht Knochen und Kleidung im Labor
Diese Vergewaltigung ereignete sich 2005 ebenfalls in Praia da Luz. Christian B. soll zudem in der Vergangenheit gegenüber früheren Bekannten Andeutungen gemacht haben, dass er etwas über den Verbleib Maddies wisse. Ein Handy, das ihm zugeordnet wird, wurde in der Nacht von Madeleines Verschwinden in der Nähe des Tatorts registriert. In mehreren Briefen, die er später in der Haftanstalt schrieb, streitet er hingegen jede Tatbeteiligung im Fall Madeleine ab.
Beamte der portugiesischen Kripo und des deutschen Bundeskriminalamtes hatten vergangene Woche ein Gebiet nahe von Praia da Luz unter die Lupe genommen, in dem Christian B. zum Zeitpunkt von Madeleines Verschwinden gewohnt haben soll. „Bei der Suche wurden mehrere Gegenstände sichergestellt, die von der deutschen Polizei näher untersucht werden sollen”, berichtete der TV-Sender CNN Portugal.

In einem anderen Fall gehörten vermeintliche Tierknochen doch den Opfern
Dem ersten Eindruck nach könnte es sich bei den Knochen auch um Tierreste gehandelt haben, wird weiter berichtet. In einem anderen spektakulären Vermisstenfall von zwei Kindern vor 14 Jahren in Spanien wurden gefundene Knochenreste ebenfalls zunächst einem Tier zugeordnet. Erst nach mehreren forensischen Analysen war schließlich bewiesen, dass die Überreste zweifelsfrei von den beiden verschwundenen Kindern Ruth und José stammten. Sie waren von ihrem Vater getötet und verbrannt worden.
Im Zusammenhang mit der neuen Suche meldete sich der frühere portugiesische Ermittlungschef Gonçalo Amaral zu Wort. Er äußerte Kritik an den deutschen Ermittlern. Die aufwendige neuerliche Suchaktion sei völlig unnötig gewesen, sagte er. Seiner Ansicht nach hat Christian B. nichts mit dem Fall zu tun und wird von der deutschen Polizei zum „Sündenbock“ gemacht. Amaral hatte damals Madeleines Eltern, Kate und Gerry McCann, verdächtigt, etwas mit dem Verschwinden ihres Kindes zu tun zu haben.
Für diese Anschuldigung konnte Amaral jedoch keine Beweise vorlegen und musste schließlich seinen Hut nehmen. Portugals Kripo entschuldigte sich später bei den Eltern und erklärte offiziell, dass es keine Hinweise auf eine Verwicklung von Kate und Gerry McCann gebe.
Trotzdem hält Amaral bis heute an seiner Hypothese fest, die er auch schon seit Längerem in einem Buch verbreitet. Dem portugiesischen Nachrichtensender Now sagte er kürzlich: „Wer sind in Fällen von verschwundenen Kindern normalerweise die Hauptverdächtigen? Es sind diejenigen, die für ihre Obhut verantwortlich sind.“
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