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Zerstörung, Graffiti und Co.: Vandalismus an Haltestellen ist hessenweites Problem

Zerstörung, Graffiti und Co.

Vandalismus an Haltestellen ist hessenweites Problem

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    Allein der VGF entsteht im Jahr ein Schaden von mehr als einer Million Euro durch Vandalismus.
    Allein der VGF entsteht im Jahr ein Schaden von mehr als einer Million Euro durch Vandalismus. Foto: Lukas Fortkord/dpa

    Graffiti und andere Schmierereien, zerstörte Bänke und Scheiben: Vandalismus an Bus- und Bahn-Haltestellen verursacht hohe Kosten und einen enormen Instandsetzungsaufwand. Allein in Kassel entstehe durch Vandalismus an Haltestellen jährlich ein Schaden von rund 200.000 Euro, hieß es von der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG).

    Im vergangenen Jahr seien etwa 700 Fälle registriert worden - eine Zunahme gebe es allerdings nicht. Bei den Schäden handele es sich vor allem um Verschmutzungen durch Graffiti oder Aufkleber, aber auch beschädigte oder eingeschlagene Scheiben von Haltestellenwänden oder -vitrinen. «Hinzu kommt zerstörte Haltestellen-Infrastruktur wie an den digitalen Fahrgastinformationsanzeigern oder auch Mülleimern», erklärte eine Sprecherin.

    Auffällig sei, dass die Sachbeschädigung vor allem zu Zeiten und an Orten stattfinde, die wenig der sozialen Kontrolle ausgesetzt sind: also nachts und an wenig belebten Orten, hieß es.

    Im gesamten Gebiet des Nordhessischen Verkehrsverbunds (NVV) habe allein der Vandalismus an Bushaltestellen rund 100.000 Euro an Kosten verursacht. Hinzu kämen Personal- und Verwaltungskosten, teilte eine Sprecherin mit. Allerdings sei die Zahl der Vandalismus-Delikte im NVV-Gebiet 2024 im Vergleich zu den Vorjahren eher leicht rückläufig.

    Frankfurt setzt auf Kampagne

    In Frankfurt will man gegen das Problem zukünftig mit einer Präventionskampagne und Plakaten angehen. «Die neue Anti-Vandalismus-Kampagne vergleicht den Wert attraktiver Alltagsdinge mit Bestandteilen von ÖPNV-Stationen, die meist wenig wertgeschätzt werden», erklärte der Frankfurter Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne).

    Pommes oder Playstation als Vergleich

    «523 Portionen Pommes - So viel kostet eine neue Scheibe an dieser Haltestelle» oder «1 Playstation kostet so viel wie ein neuer Mülleimer», heißt es etwa darauf. Das Aufzeigen von Gegenwerten wie die Pommesportionen sei effektiv, sagte die Arbeitsdirektorin der VGF, Kerstin Jerchel. Deshalb werde das Konzept nun auf andere betroffene Haltestellen ausgeweitet. Auch Folien mit dem Anschein einer zerbrochenen Glasscheibe würden zukünftig auf reparierte Scheiben angebracht, um so für mehr Einsicht, Rücksicht und Abschreckung zu sorgen.

    Bereits Ende 2023 wurde die Kampagne in Zusammenarbeit der VGF mit dem Unternehmen Ströer und dem Verkehrsunternehmen Traffiq gestartet und Plakate an manchen Haltestellen angebracht.

    «Die Kosten für Vandalismus trägt die Öffentlichkeit.» Mit der Anti-Vandalismus-Kampagne gehe die Stadt Frankfurt dagegen vor – «ganz konkret dort, wo es nötig ist und Haltestellen immer wieder beschädigt werden», sagte der Frankfurter Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). Der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) entstehe durch Reparaturen und Beseitigung von Vandalismus jährlich Kosten von mehr als einer Million Euro, teilte sie mit.

    Darmstadt registriert mehr als 100 Fälle

    Auch andere Städte beklagen mutwillige Zerstörungen an Haltestellen. In Darmstadt sind Straßenbahnhaltestellen, um die sich die HEAG mobilo kümmert, ebenfalls von Vandalismus betroffen. Die meisten Schäden sind an Fahrscheinautomaten in Stadt und Landkreis oder an den Anzeigern für die digitalen Fahrgastinformationen zu finden, heißt es. Um Glasschäden zu verhindern, setze die HEAG mobilo bei Vitrinen und Haltestellen Plexiglas ein.

    Bei den Straßenbahnhaltestellen sind es durchschnittlich zwischen 100 und 200 Schäden pro Jahr. Die meisten Fälle treten zeitlich gesehen am Wochenende auf. Eine Zunahme lasse sich nicht feststellen. Dem Unternehmen entstünde jährlich ein Schaden zwischen 50.000 und 80.000 Euro.

    Wichtige Knotenpunkte wie beispielsweise der Hauptbahnhof oder Luisenplatz sowie Endhaltestellen seien zwar mit Kameras ausgestattet. Diese dienten allerdings nur der Verkehrsüberwachung.«Die über 50 Kameras sind also nicht gegen Vandalismus, sondern sind für die betrieblichen Abläufe – wie zum Beispiel Anschlüsse – notwendig», hieß es.

    Der Mobilitätsdezernent der Stadt Darmstadt, Paul Wandrey (CDU) erklärte: Die Aufwendungen für die Schadensbeseitigung an den übrigen Haltestellen im Stadtgebiet könnten auf einen mittleren vierstelligen Betrag beziffert werden und «bewegen sich über die Jahre auf etwa gleichbleibendem Niveau».

    Pro Bahn sieht gesamtgesellschaftliches Problem

    Nach Einschätzung des Fahrgastverbands Pro Bahn sind häufig abgelegene Haltestellen betroffen, die teils von jungen Leuten als Treffpunkte genutzt würden, die vielleicht keine geeigneteren Orte hätten, um zusammenzukommen. Zerstörungswut sei oft ein Ausdruck von Langeweile und Frustration, sagte ein Sprecher von Pro Bahn Hessen. Ein reines Reparieren der Schäden reiche nicht aus, da es keine langfristige Abhilfe biete.

    Durch Vandalismus beschädigte oder zerstörte Haltestellen erhöhten auch nicht gerade die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs. Pro Bahn sieht es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, hier gegenzusteuern und die Probleme nicht nur der Polizei oder dem Sicherheitspersonal zu überlassen. Die Städte, Gemeinden und Landkreise müssten überlegen, welche Angebote sie gerade jungen Leuten machen könnten, sagte der Sprecher. Warum nicht etwa in einem stillgelegten Bahnhofsgebäude einen Jugendtreff mit Sportangebot einrichten, schlug er vor.

    Wer Vandalismus beobachtet, kann diesen auch melden.
    Wer Vandalismus beobachtet, kann diesen auch melden. Foto: Lukas Fortkord/dpa
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