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Betrüger wollen Italiens Elite abzocken

Ermittlungen

Angeblicher Verteidigungsminister will italienische Unternehmer um Millionen prellen

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    Die Betrüger hatte sich mit einer zum Verwechseln ähnlichen Stimme an den Freund des Ministers gewendet.
    Die Betrüger hatte sich mit einer zum Verwechseln ähnlichen Stimme an den Freund des Ministers gewendet. Foto: picture alliance/dpa

    In Italien ist ein spektakulärer Betrugsfall bekannt geworden. Dabei haben sich bislang unbekannte Betrüger als Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto oder Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums ausgegeben und weltbekannte Industrielle und Unternehmer des Landes um Millionenbeträge geprellt. Mit den Spenden sollten angeblich im Nahen Osten inhaftierte italienische Journalisten freigekauft werden. 

    Die Masche hatte teilweise Erfolg. Wie italienische Medien berichten, fiel mindestens ein bekannter italienischer Unternehmer auf die Betrüger herein. Eine Million Euro landete auf diese Weise auf einem Bankkonto in Hong Kong. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Mailand. Verteidigungsminister Crosetto machte den Fall bereits vergangenen Donnerstag öffentlich. Die Dimensionen des Betruges werden allerdings erst jetzt deutlich. Der Minister berichtete von einem Bekannten, der ihn vergangene Woche gewarnt habe, nachdem er einen verdächtigen Anruf bekommen hatte. 

    Die Betrüger wollten finanzielle Hilfe für inhaftierte Journalisten

    Dabei hatten sich Unbekannte mit einer zum Verwechseln ähnlichen Stimme an den nicht namentlich bekannten Freund des Ministers gewendet und um dringende finanzielle Hilfe „in einer Frage nationaler Bedeutung“ und für die Freilassung inhaftierter italienischer Journalisten im Nahen Osten gebeten. Das Geld solle auf ein Bankkonto überwiesen werden und würde zu einem späteren Zeitpunkt von der italienischen Zentralbank wieder zurück erstattet. Die Betrüger bezogen sich in ihren Anrufen offenbar auf den Fall Cecilia Sala. Im Januar war die italienische Journalistin nach wochenlanger Haft im Iran freigelassen worden. Ob es sich um einen Stimmenimitator oder ob die mutmaßlichen Täter Künstliche Intelligenz (KI) zur Imitation der Stimme Crosettos nutzten, ist bislang noch nicht klar.

    Tag für Tag sickert nun in italienischen Medien durch, auf wen es die Betrüger in Italien abgesehen hatten. Kontaktiert wurde die Crème de la Crème der italienischen Wirtschaft und Mode, darunter der Designer und Unternehmer Giorgio Armani, Prada-Chef Patrizio Bertelli, der Florentiner Unternehmer Diego Della Valle (Tod‘s), die Familie Del Vecchio (EssilorLuxottica) sowie die Unternehmensspitze der Einzelhandelskette Esselunga. Die Betrüger meldeten sich zudem beim Vorstandschef des Reifenherstellers Pirelli, Marco Tronchetti Provera, dem Waffenhersteller Beretta, dem Baulöwen und Verleger Francesco Caltagirone sowie bei der Familie Aleotti, die den größten Pharmakonzern Italiens (Menarini) führt. 

    Eine Million Euro auf ein Konto in Hong Kong überwiesen

    Offenbar sind derartige Anfragen der italienischen Regierung nicht völlig unüblich. Der für seine kostspieligen Fußballtransfers bekannte Mailänder Unternehmer, Massimo Moratti, früherer Präsident von Inter Mailand, veranlasste nämlich in die Zahlung von insgesamt einer Million Euro auf ein Konto in Hong Kong, das die Betrüger nannten. Laut italienischen Medien versuchen die Ermittler nun über diese Spur Licht in das Dunkel zu bringen. „Ich bin mir sicher, dass das seiner Großzügigkeit geschuldet ist“, sagte die ebenfalls betroffene Unternehmerin Lucia Aleotti im Corriere della Sera über die Zahlungen Morattis. „Er hat gedacht, dass Journalisten in fremden Ländern gefangen gehalten werden und hat sich ein Herz gefasst.“

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