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Bjarne Mädel über Dankbarkeit, alte Kollegen und seine neue Rolle in der ARD-Serie „Warum ich?“

Interview

„Stromberg“-Star Bjarne Mädel: „Womit habe ich das verdient?“

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    Schauspieler Bjarne Mädel sagt über „Warum ich?“: „Diese ganze Serie riskiert was, und das findet für meinen Geschmack im Fernsehen zu selten statt, dass mal was außerhalb der Norm ausprobiert wird.“
    Schauspieler Bjarne Mädel sagt über „Warum ich?“: „Diese ganze Serie riskiert was, und das findet für meinen Geschmack im Fernsehen zu selten statt, dass mal was außerhalb der Norm ausprobiert wird.“ Foto: Marcus Brandt, dpa

    Herr Mädel, in der makabren Episodenserie „Warum ich?“ spielen Sie einen rätselhaften Fremden, der zweimal auftritt – im Zug und im Restaurant. Wo kann man Sie privat häufiger antreffen?
    BJARNE MÄDEL: Beides ist möglich. Ich gehe gern ab und an essen und ich fahre durchaus auch mit dem Zug, weil ich kein Auto besitze. Ich bin seit vielen Jahren immer entweder in Berlin oder in Hamburg gewesen, und da brauchte ich nie ein Auto und fand es nicht sinnvoll, eines zu besitzen. Ich habe keine Lust, meine Lebenszeit mit Parkplatzsuche zu verbringen.

    Warum geht es in Ihren Filmen und Serien eigentlich so oft um Tod und Sterben? Ob „Tatortreiniger“, den Kinofilm „Wer aufgibt ist tot“ oder nun auch in „Warum ich?“ – immer geht es ums Existentielle…
    MÄDEL: Das ist in erster Linie Zufall. Aber das Schöne daran ist: Es geht eben bei dieser Thematik immer um etwas Gehaltvolles. Nehmen Sie zum Beispiel den „Tatortreiniger“. Der Humor funktioniert dort unter anderem so gut, weil es die Ebene des Todes dahinter gibt, die Ernsthaftigkeit wird da automatisch mitgeliefert. Das ist dann ein Humor, hinter dem die Katastrophe lauert, und den mag ich sehr.

    Bjarne Mädel im Jahr 2014 als Heiko Schotte "Schotty" in der NDR-Serie „Der Tatortreiniger“.
    Bjarne Mädel im Jahr 2014 als Heiko Schotte "Schotty" in der NDR-Serie „Der Tatortreiniger“. Foto: Daniel Bockwoldt, dpa

    „Warum ich?“, fragen sich die Protagonisten der Serie, wenn etwas passiert. Wann haben Sie sich das zum letzten Mal gefragt?
    MÄDEL: Man stellt sich diese Frage ja immer nur, wenn es einem nicht gut geht: Warum habe ausgerechnet ich jetzt Zahnschmerzen? Warum fährt es mir ausgerechnet jetzt unter der Dusche in den Rücken, ich habe doch gleich eine wichtige Probe? Man sollte sich diese Frage aber auch mal stellen, wenn es einem gut geht: Warum habe ich das Glück, als weißer Mensch in Deutschland geboren zu sein? Warum habe ich ein Dach über dem Kopf, warum habe ich eine Dusche mit warmem Wasser? Womit habe ich das verdient? Warum ich? Ich selber habe einen Beruf, der mir wahnsinnig Spaß macht, und werde zum Beispiel von Leuten wie David Schalko gefragt, ob ich mitmachen möchte, das ist einfach ein großes Glück. Aber ich habe ihm dann die Frage „Warum ich?“ nicht gestellt (lacht).

    Wer hatte eigentlich die Idee, Ihrer Figur in „Warum ich?“ diese Marotte zu verleihen, eine merkwürdige Bewegung der Zunge?
    MÄDEL: Ich habe im Privatleben bei jemandem mal so etwas Ähnliches beobachtet und fand, dass dieser skurrile Tick gut zu der Figur passen würde.

    Die Serie ist ziemlich ungewöhnlich, sie besteht aus sechs schwarzhumorigen Kurzfilmen, die nur lose zusammenhängen…
    MÄDEL: Diese ganze Serie riskiert was, und das findet für meinen Geschmack im Fernsehen zu selten statt, dass mal was außerhalb der Norm ausprobiert wird.

    Ihre mysteriöse Figur sagt an einer Stelle: „Die meisten Leute glauben, dass Sie mich kennen, und vertrauen mir deshalb“. Kennen Sie das von sich selber, seit Sie mit „Stromberg“ populär wurden?
    MÄDEL: Ja, das kenne ich, wenn man den Leuten vertraut ist. Ich selber habe einmal bei der Berlinale einen Kollegen getroffen und wir haben uns wahnsinnig gefreut, dass wir uns wiedersehen. Dann haben wir überlegt, was unser letztes gemeinsames Projekt war, und am Ende hat sich herausgestellt, dass wir uns nicht persönlich, sondern nur gegenseitig aus dem Fernsehen kannten. Wir waren uns in unseren Rollen offensichtlich sympathisch. Da habe ich begriffen: So geht das auch vielen Zuschauern: Man kennt jemanden aus dem Fernsehen und hat das Gefühl, er gehört zum eigenen Leben dazu.

    „Stromberg“ machte ihn bekannt: Bjarne Mädel (rechts) 2013 neben Oliver K. Wnuk (links) und Christoph Maria Herbst.
    „Stromberg“ machte ihn bekannt: Bjarne Mädel (rechts) 2013 neben Oliver K. Wnuk (links) und Christoph Maria Herbst. Foto: Jörg Taron, dpa

    Vor etwa 20 Jahren wurden Sie als Ernie Heisterkamp in der Comedyserie „Stromberg“ bekannt, im Frühjahr wurde nach langer Pause ein zweiter „Stromberg“-Kinofilm gedreht. Hatten Sie überhaupt uneingeschränkt Lust, noch einmal in diese Rolle zu schlüpfen?
    MÄDEL: Ich muss sagen, dass ich die ersten fünf, sechs Jahre nach „Stromberg“ keine Lust mehr auf diese Figur hatte, sondern andere Dinge spielen wollte, mich anders ausprobieren wollte. Aber jetzt war es eine große Freude, die alte Truppe wiederzusehen, das war wie bei einem Klassentreffen. Wir hatten enorm viel Spaß bei der Arbeit, ich freue mich wirklich richtig auf den fertigen Film.

    Und Ernie Heisterkamp ist immer noch der traurige Tropf?
    MÄDEL: Alle Figuren sollen natürlich wiederzuerkennen sein, aber Heisterkamp hat von allen Büro-Graupen wohl den größten Entwicklungsschritt gemacht. Trotzdem will natürlich jeder den Nerd und Idioten Ernie aus der Capitol wiedersehen. Das war eine ganz schöne Aufgabe für mich, da die richtige Mische anzurühren.

    Haben Sie nach „Stromberg“ hart daran gearbeitet, das Ernie-Etikett als arme Wurst wieder loszuwerden?
    MÄDEL: Ja, schon. Es ist dann einfach die Frage, was man angeboten bekommt und was man sich finanziell leisten kann, abzusagen. Wenn man zum vierten Mal ein Angebot für ein Muttersöhnchen bekommt, das Probleme mit Frauen hat und viel schwitzt, denkt man sich: Das habe ich doch jetzt schon einige Jahre gespielt. Ich finde es nachvollziehbar, aber ängstlich von den Verantwortlichen, einen Schauspieler immer wieder so zu besetzen, wie man ihn kennt, nur weil es einmal gut geklappt hat. Ich denke, ich spreche für alle Kollegen und Kolleginnen, wenn ich sage, dass wir uns freuen, wenn wir etwas angeboten bekommen, was wir noch nicht gemacht haben. 

    Zur Person

    Bjarne Mädel, 1968 in Hamburg geboren, wurde im Fernsehen als tragikomischer Nerd Ernie in der Fernsehserie „Stromberg“, als gemütlicher Provinzpolizist in „Mord mit Aussicht“ und als lakonischer Putzmann in „Der Tatortreiniger“ bekannt. Die Serie „Warum ich?“ läuft ab diesem Freitag in der ARD-Mediathek. Mädel lebt in Berlin.

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