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Foto: Diana Strohmeier
Foto: Diana Strohmeier

Die rund 800 Kilogramm schwere Kugel voller Gin ist nun verschwunden.

Bodensee
17.01.2023

Das Rätsel um die verschwundene 800-Kilo-Gin-Kugel

Von Eva-Marie Stegmann

Ein Schweizer Unternehmen lässt Wacholderschnaps auf dem Grund des Bodensees reifen. Doch auf einmal sind 230 Liter nicht mehr da. Die Kantonspolizei Thurgau schickte Taucher. Ist das alles nur ein PR-Gag?

Einen Monat ist es her, dass Cello Fisch und Jenny Strohmeier ihre 800 Kilogramm schwere Gin-Kugel vom Grund des Bodensees bergen wollten. Doch die Taucher, die mit schwerem Gerät und Hebeplattform vor Romanshorn hantierten, brachen die Aktion nach Stunden ab. Keine Kugel weit und breit. Anzeige wurde erstattet, die Kantonspolizei Thurgau schickte eigene Taucher, stellte Befragungen an. Die Kugel blieb verschwunden.

War es Diebstahl? Rätsel um verschwundene Gin-Kugel im Bodensee

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Foto: Diana Strohmeier
Foto: Diana Strohmeier

Jenny Strohmeier (links) und Cello Fisch im September beim Versenken der Kugel.

Fisch und Strohmeier sind Inhaber des Schweizer Cateringunternehmens Fishgroup mit Gin- und Saucenmanufaktur. Die 230 Liter Gin in der Kugel sollten, so sagen sie, auf dem Grund des Bodensees ein besonderes Aroma annehmen. Die meisten Flaschen zu 99 Franken seien vorab verkauft worden. Bis heute ist die Kugel verschwunden. War es Diebstahl? Ein PR-Gag? Liegt die Kugel noch auf dem Grund? Der ungewöhnliche Fall lud zu Spekulationen ein.

Anruf bei der Kantonspolizei Thurgau: "Es gibt keine neuen Erkenntnisse und es sind keine Ermittlungsansätze vorhanden, dementsprechend sind die Ermittlungen derzeit eingestellt", erklärt Sprecherin Claudia Brunner. Immerhin – schiebt sie noch hinterher – sei nicht auszuschließen, dass es noch einmal Ermittlungen gebe. Wenn sich neue Erkenntnisse ergäben. Cello Fisch und Jenny Strohmeier sind enttäuscht. "Ich möchte erst wissen, was genau die Polizei an Spuren hat", sagt Jenny Strohmeier. Dann wollen die beiden entscheiden, wie es weitergeht. "Vielleicht wird die Polizei bei besserem Wetter weitersuchen?" Doch so viel ist klar: Ruhen lassen werden die beiden den Fall nicht. "Wir überlegen, was wir selbst machen können", sagt Jenny Strohmeier. Und schickt hinterher: "Für mich ist es erst vom Tisch, wenn die Kugel wieder da ist."

100 Tage sollte der Gin in den See – und ist mehrere Tausend Euro wert

Um den wirtschaftlichen Wert des alkoholischen Getränks gehe es dabei gar nicht, sagt die 45-Jährige. Sondern um den emotionalen: Seit fast sieben Jahren stellt das Unternehmen selbst Gin her, bereits zweimal war die Kugel für 100 Tage auf dem Grund des Sees. "Sie ist immer dabei, zum Beispiel auf Messen, sie ist wie unser Wahrzeichen", sagt die Unternehmerin. Sie geht von Diebstahl aus. "Doch wer hätte die Möglichkeiten dazu? Man muss tauchen können, braucht technisches Gerät, Hebesatz, Instrumente, einen Kran."

Sie schließt aus, dass die Kugel noch auf dem Grund des Bodensees liegt und weggerollt ist. "Sie war auf einer schweren Plattform befestigt. Die Plattform ist auch verschwunden." Dass beides verrutscht sei, könne nicht sein, ist Jenny Strohmeier sicher. "Es ist physikalisch unmöglich, dass die Platte verrutscht, weil sie beim Auftreffen auf dem Boden mit Schlick und den Muscheln zusammen ein Vakuum gebildet hat."

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Was sagt sie zu der Anschuldigung, die vor allem in den sozialen Medien kursierte, dass alles ein selbst inszenierter PR-Gag gewesen sei? "Ich versuche, diesen Shitstorm an mir vorbeiziehen zu lassen. Wir wissen, wie es war." Wenn es ein PR-Gag gewesen sein sollte, dann ein teurer: Mehrere tausend Euro sei der Gin in der Kugel wert, sagt Fishgroup.

Und nun? Strohmeier und Fisch wollen mit der Polizei sprechen und dann beraten, wie es weitergehen soll. Klar ist, sagt die Inhaberin: "Wenn ein anderer unseren Gin als seinen verkauft, würde ich ihn geschmacklich auf jeden Fall erkennen."

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