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Depardieu wird schuldig gesprochen

Schauspieler

Depardieu wegen sexueller Gewalt schuldig gesprochen

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    Gérard Depardieu gilt als eines der größten Talente des französischen Films - doch er stürzte tief. Am Dienstag wurde er wegen sexueller Übergriffe verurteilt.
    Gérard Depardieu gilt als eines der größten Talente des französischen Films - doch er stürzte tief. Am Dienstag wurde er wegen sexueller Übergriffe verurteilt. Foto: Thibault Camus, AP/dpa (Archivbild)

    Als der Pariser Promi-Anwalt Jérémie Assous am Dienstagvormittag mit schnellen Schritten in den Gerichtssaal geht, ist er allein, nicht in Begleitung seines Mandanten Gérard Depardieu. Während des viertägigen Prozesses wegen sexueller Übergriffe Ende März kamen beide Männer stets gemeinsam an, Depardieu stützte sich teils mit der Hand an Assous’ Schulter ab. Der Urteilsverlesung aber bleibt der 76-Jährige fern. In Portugal dreht er einen Film, bei dem seine Schauspieler-Freundin Fanny Ardant Regie führt. Sie ist eine der wenigen, die noch mit dem Mann arbeiten wollen, der als eines der größten Talente des französischen Kinos gilt, in rund 250 Filmen spielte. Doch er stürzte tief, seit ihm mehrere Frauen Vergewaltigung und sexuelle Belästigung vorwerfen.

    Ardant hatte Depardieu während der Verhandlung als Zeugin nach Kräften entlastet. Gérard sei ein schwieriges Genie, unvorhersehbar wie ein Vulkan, doch er akzeptiere es, wenn ihm eine Frau „Nein“ sage. Mit ihren Worten unterstellte Ardant den beiden Klägerinnen, das nicht getan oder gar gelogen zu haben. Eine heute 54-jährige Dekorateurin und eine 34-jährige Regieassistentin hatten Depardieu sexuelle Angriffe während der Dreharbeiten für den Film „Les volets verts“ („Die grünen Fensterläden“) im Jahr 2021 vorgeworfen. Er habe sie an Hintern, Bauch und Brüsten betatscht und sie bedrängt. Mehrere Zeugen stützten ihre Aussagen.

    Depardieu zu Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt

    Das Gericht glaubte ihren Darstellungen und verurteilte Depardieu am Dienstag zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten. Er wird in das Register für Sexualstraftäter aufgenommen und muss beiden Opfern Schadensersatz in Höhe von mehreren tausend Euro zahlen. Man habe „das völlige Fehlen von Selbsthinterfragung“ des Angeklagten berücksichtigt, so die Richter. Depardieu wies alle Vorwürfe zurück, gab aber verschiedene Versionen ab. Behauptete er zunächst, er habe die Frauen nie angefasst, so sagte er später, er habe diese vielleicht „am Rücken gestreift“ oder sich an ihren Hüften festgehalten, da er aufgrund seines Schwergewichts Halt suchte. Schließlich sagte er, sexuelle Übergriffe seien etwas Schlimmeres als eine simple „Hand auf dem Po“ – wobei er seine Hand auf keinen Frauenhintern gelegt habe, wie er hinzufügte. Sein Verteidiger Assous beschimpfte die Klägerinnen als „Lügnerinnen“ und ihre Anwältinnen als „hysterisch“. Nach dem Urteilsspruch kündigte er an, Berufung einzulegen. „Sobald Sie heutzutage wegen sogenannter sexueller Übergriffe angeklagt werden, sind Sie auch schon verurteilt“, behauptete Assous. Allein die Anschuldigungen infrage zu stellen, werde als „zusätzliche Aggression“ bewertet.

    Der Prozess fand vor dem Hintergrund der #metoo-Bewegung statt, die 2017 in den USA ihren Anfang nahm, als Frauen begannen, Sexismus und sexualisierte Gewalt in der Filmbranche und darüber hinaus öffentlich zu machen. Auch in Frankreich gab es in den vergangenen Jahren immer wieder schwerwiegende Vorwürfe gegen Regisseure und Darsteller. Inzwischen geht die Nationalversammlung in einer Untersuchungskommission sexuellem Missbrauch in der Film-, Theater- und Medienbranche nach. Zufällig fiel das Urteil gegen Depardieu kurz vor dem Auftakt des Filmfestivals von Cannes. In einem Interview hatte Jury-Präsidentin Juliette Binoche gesagt, dass auch sie am Anfang ihrer Karriere mehrmals sexuell angegriffen wurde.

    Mehr als 20 Frauen sprechen von sexueller Belästigung

    Hinsichtlich Depardieu haben inzwischen mehr als 20 Frauen öffentlich bezeugt, dass er sie sexuell belästigt und vor aller Augen erniedrigt habe. Demnach nutzte er die völlige Narrenfreiheit aus, die er aufgrund seiner Filmerfolge genoss – und das System schützte ihn. Opfer seiner Übergriffe waren meist Frauen in schwachen Positionen: Maskenbildnerinnen, Jungschauspielerinnen oder Regieassistentinnen, während er andere Filmgrößen wie Catherine Deneuve respektvoll behandelte. Ein weiteres Verfahren läuft nach der Klage wegen zweimaliger Vergewaltigung der französischen Schauspielerin Charlotte Arnould.

    Doch Depardieu hat auch prominente Unterstützer, unter ihnen Präsident Emmanuel Macron, der in einem Interview im Dezember 2023 sagte, er werde sich nicht an einer „Menschenjagd“ beteiligen und Depardieu sei ein „riesiger Schauspieler“ – ganz so, als spreche ihn seine Bedeutung für die französische Filmgeschichte von jedem Vorwurf frei. Der Anwältin Claude Vincent, die eine der beiden Klägerinnen vertrat, zufolge war der Prozess „die beste Illustration dafür, dass man den Mann nicht vom Künstler trennen kann“.

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    1 Kommentar
    Johann Storr

    Nun wird er wohl zu seinem Freund Putin nach Russland abgeschoben?

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