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ESC 2025: Ist der deutsche Beitrag „Baller“ ein Flop?

Eurovision Song Contest

ESC-Song „Baller“: Ist der deutsche Beitrag ein Flop?

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    Sie sollen im ESC-Finale am 17. Mai in Basel den Sieg für Deutschland holen: das Geschwister-Duo Abor & Tynna aus Wien.
    Sie sollen im ESC-Finale am 17. Mai in Basel den Sieg für Deutschland holen: das Geschwister-Duo Abor & Tynna aus Wien. Foto: Willi Weber, NDR/Raab Entertainment/dpa

    Das Ziel ist klar: der Sieg. In den Augen von Beobachtern aber heißt es eher: Nur nicht wieder Letzter werden beim Eurovision Song Contest wie 2023, als die Hamburger Dark-Rocker Lord of the Lost in „Blood & Glitter“, Blut und Glitzer, sangen: „We do fall before we rise“. Sie fielen dann wirklich schnell und tief in der Gunst von Jury und Publikum – und stiegen am Finalabend in Liverpool auch nicht mehr auf. Ob es den Wiener Geschwistern Abor & Tynna mit ihrem Song „Baller“, der an Nina Chuba und Mia erinnert, am 17. Mai in Basel anders ergeht?

    Musikprofessor über „Baller“: „Es fehlt das Besondere, das Zweideutige, das etwas Bizarre“

    David-Emil Wickström, Professor an der Popakademie Baden-Württemberg, hat seine Zweifel an den Erfolgsaussichten. „Baller“ sei weder eine typische ESC-Ballade noch ein Heavy-Metal-Song wie einst von Lordi, die 2006 den ESC gewannen. „Baller“, so seine Analyse, sei ein mit einem electronic dance music-Beat unterlegtes Lied, das an die Zeit der 1990er erinnere, und ein paar sehr einprägsame Teile, gerade den Stakkato-Effekt, das Stottern am Anfang habe. „Es fehlt aber das Extra, das Besondere, das Zweideutige, das etwas Bizarre – wie es der finnische Beitrag ,Ich komme‘ hat. So was spricht besonders die große queere ESC-Szene an.“ Hinzu kämen die Intonationsschwierigkeiten der Sängerin. „Auch an der Performance müsste man noch feilen“, sagt Wickström. „Dass man am Schluss das Cello zerschlägt, das war schon ein guter Effekt. Zuvor ist der Cellist allerdings zu sehr im Hintergrund, sein Instrument könnte zudem etwas lauter sein.“

    RTL-Star Stefan Raab (Dritter von links) hatte die Suche nach dem deutschen ESC-Kandidaten zur „Chefsache“ gemacht und dazu eine wechselnd besetzte Jury um sich.
    RTL-Star Stefan Raab (Dritter von links) hatte die Suche nach dem deutschen ESC-Kandidaten zur „Chefsache“ gemacht und dazu eine wechselnd besetzte Jury um sich. Foto: RTL/dpa

    Vor der Entscheidungsshow am Samstag im Ersten hatte die Nürnberger Band Feuerschwanz mit dem Song „Knightclub“ als Favorit gegolten. Einer Sonderauswertung des Marktforschungsinstituts GfK Entertainment zufolge führte der „Haufen“ um die Sänger „Hauptmann“ und „Hodi“ („Ein paar Drinks in die Rüstung scheppern / Und wir tanzen auf den Thekenbrettern“) bei kostenpflichtigen und werbefinanzierten Streams im Zeitraum vom 21. bis zum 24. Februar das Feld der neun Finalteilnehmer mit Abstand an – mit einem prozentualen Anteil an den Gesamtstreams aller Vorentscheid-Finalsongs von 49 Prozent. Mit 20 Prozent folgten Abor & Tynna mit „Baller“.

    Die Einschaltquoten bei Raabs Chefsache waren überraschend gut

    Nur: Jury-Chef Stefan Raab – für den schon ein zweiter Platz eine Enttäuschung wäre – hatte kurz vor der Show bekannt gegeben, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht für alle neun Finalisten stimmen können, sondern lediglich für fünf. Die Mittelalter-Rocker, die bereits zwei Nummer-1-Alben in den deutschen Charts hatten und auf eine seit mehr als 20 Jahren gewachsene Fanbasis bauen können, wurden aussortiert. Ihm gefalle der „Dreck“ an deren Lied, doch 60 Prozent der Abstimmenden seien Frauen. So Raab altbacken und wenig stichhaltig: siehe Lordi. Wickström, Studiengangsleiter Popmusikdesign und Global Music, sagt: „Mein Favorit war Feuerschwanz. Die Band war die einzige im deutschen Vorentscheid, die sich aus dem vermeintlich sicheren Rahmen herausgewagt hat. Das war erfrischend.“

    Die Mittelalter-Rocker von Feuerschwanz galten vor dem deutschen Vorentscheid-Finale noch als klare Favoriten.
    Die Mittelalter-Rocker von Feuerschwanz galten vor dem deutschen Vorentscheid-Finale noch als klare Favoriten. Foto: RTL+/dpa

    In purer Verzweiflung über die desolaten ESC-Ergebnisse war die ARD wieder einmal eine Kooperation mit Stefan Raab, inzwischen bei RTL, eingegangen. Immerhin war das vor 15 Jahren das Erfolgsrezept. Aus einem Casting ging damals Lena Meyer-Landrut hervor, die tatsächlich sensationell den ESC gewann. Im Grunde unverändert wiederholte Raab nun das einstige Prozedere. Die Bild befand: „Raab kann es einfach nicht mehr.“ Wie bei seinem TV-Comeback nach dem Boxkampf gegen Regina Halmich beweise er erneut, dass „er in seiner multimedialen Entwicklung irgendwie vor 15 Jahren stehen geblieben ist“.

    Was Raab dagegen gelang: Er steigerte das Interesse an dem Musikwettbewerb enorm. Am Samstagabend sahen im Schnitt rund 3,7 Millionen Menschen „Chefsache ESC 2025 – Wer singt für Deutschland?“ im Ersten und im Digitalsender One, so viele wie seit neun Jahren nicht mehr. Der Marktanteil im Ersten, 16,7 Prozent, war sogar der beste seit 2004. Zusammen mit One betrug er bei den 14- bis 29-Jährigen 37 Prozent – so viel wie seit 25 Jahren nicht.

    Buchmacher sehen „Baller“ weit hinten

    Dem Glücksgefühl folgte rasch Ernüchterung. Am Montagmittag sahen Buchmacher „Baller“ auf Platz 24 von insgesamt 37 Ländern im Wettbewerb. Die Favoriten auf den Sieg: Schweden vor Frankreich und Finnland. Wobei der schwedische ESC-Beitrag erst am kommenden Samstag feststehen wird und der französische Song, von Louane, ebenfalls noch nicht bekannt ist. Auf Platz 3: Die Fetisch-Finnin Erika Vikman und ihr Eurodance-, 80er- und Discostampf-Song mit dem deutschen Titel „Ich komme“.

    David-Emil Wickström von der Popakademie Baden-Württemberg, einer staatlichen Hochschuleinrichtung mit Sitz in Mannheim, sagt: „Ich hoffe, ,Baller‘ wird nicht Letzter – ein Platz im Mittelfeld wäre gut.“
    David-Emil Wickström von der Popakademie Baden-Württemberg, einer staatlichen Hochschuleinrichtung mit Sitz in Mannheim, sagt: „Ich hoffe, ,Baller‘ wird nicht Letzter – ein Platz im Mittelfeld wäre gut.“ Foto: Arthur Bauer

    Popmusik-Experte David-Emil Wickström sagt: „Der Ausgang des ESC-Finales in Basel hängt nicht nur stark vom Publikum ab, sondern auch von der Weltlage. Die ist in diesem Jahr schwer und traurig – und einige ESC-Beiträge scheinen mit viel Skurrilem gegenhalten zu wollen.“ Der deutsche Beitrag dürfte also nicht mithalten können. „Ich hoffe, ,Baller‘ wird nicht Letzter – ein Platz im Mittelfeld wäre gut.“

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    3 Kommentare
    Franz Xanter

    Was hier in die Auswahl gestellt wurde/wird, spottet jeglicher Beschreibung. Nicht verwunderlich, wenn es wieder Richtung "letzter Platz" geht.

    Michael Weidel

    Eben balla-balla - damit kann man nur Letzter werden,

    Regine Bayer

    Das Gewinner-Lied und Präsentation habe ich an anderer Stelle kommentiert (keine Stimme, keine Artikulation, Cello nicht zu hören). Was mich ehrlich am verschmähten Konkurrenten Feuerschwanz stört, ist der Name. Wie kann man sich so eine dämliche Bezeichnung auferlegen? Die Sendung selbst habe ich nicht gesehen, muss furchtbar gewesen sein.

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