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Fernsehen: Schauspielerin Nina Kunzendorf würde gerne Kriminalistik studieren

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Schauspielerin Nina Kunzendorf würde gerne Kriminalistik studieren

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    Die Schauspielerin Nina Kunzendorf schaut auch gerne selbst Krimis.
    Die Schauspielerin Nina Kunzendorf schaut auch gerne selbst Krimis. Foto: Henning Kaiser, dpa

    Frau Kunzendorf, in dem aktuellen ARD-Krimi „Spuren“ spielen Sie die Kriminaloberrätin Barbara Kramer. Von Ihnen ist bekannt, dass Sie auch privat gerne Krimis gucken. Was fasziniert Sie eigentlich an diesem Genre?
    Nina Kunzendorf (atmet durch und überlegt): Ich muss an dieser Stelle erst einmal vorausschicken, dass mich die schiere Menge an Krimis im deutschen Fernsehen inzwischen langsam nervt. Das könnte durchaus etwas diverser sein. Und ich gucke auch tausend andere Sachen gerne. Aber es stimmt schon – ich schaue auch gerne Krimis. Mich interessiert das Puzzlen, das Zusammensetzen von Spuren, das Mitdenken und die Abgründe menschlicher Natur. Und ich muss gestehen, manchmal schaue ich mir sogar schlichte B-Movie True-Crime-Filme an, einfach nur zum Entspannen (sie lacht). Ich weiß auch nicht, was ich da für ne Meise habe.

    Und wo schauen, hören oder lesen Sie Krimis: Daheim auf dem Sofa, im Büro auf dem Laptop oder hören Sie Podcasts im Auto?
    Kunzendorf: Och, auf langen Zugfahrten zum Beispiel. Mit meiner Tochter höre ich auf längeren Autofahrten oder beim gemeinsamen Kochen gerne Podcasts. In letzter Zeit schaue ich allerdings gar nicht mehr so viel. Ich bin ein wenig guckmüde geworden. Ich möchte wieder mehr lesen.

    „Spuren“ basiert auf dem Spiegel-Bestseller „Soko Erle“ des ehemaligen Freiburger Polizeisprechers Walter Roth. Erklären Sie in zwei Sätzen, warum man sich – abgesehen von den wunderbaren Landschaftsbildern - diese Serie aus Ihrer Sicht anschauen sollte?
    Kunzendorf: Ich würde sagen, dass sich diese Serie auf wohltuende Weise von anderen Krimiformaten absetzt. Es ist kein klassischer Krimi, sondern ein Polizeifilm. Die Kommissare werden nicht mit deren Privatleben und Absonderlichkeiten unglaublich ausgemalt, auch der Täter nicht. Die Zuschauer werden nicht dauernd von der einen in die andere Emotion gepeitscht. Wir schauen einer 40-köpfigen Soko zu, wie sie mühsam, hartnäckig und manchmal auch frustriert akribische Arbeit leistet. Im klassischen deutschen Krimi ist es ja so, dass da ein bis zwei Kommissare oder Kommissarinnen plus ein bis zwei Assistenten sind und ein Polizeichef, der alle zwei bis drei Tage vorbeischaut und sagt, er will endlich Ergebnisse sehen. Das waren jetzt aber mehr als zwei Sätze.

    In dem Film sind zwei reale Kriminalfälle aus dem Jahr 2016 verarbeitet. Es heißt in der Ankündigung, die glaubwürdige Darstellung der Ermittlungsarbeit steht im Mittelpunkt. Es ist tatsächlich nicht der klassische Krimi. Warum kann man damit viele Zuschauer gewinnen?
    Kunzendorf: Wir haben kürzlich bei einer Preview in Freiburg von den Polizeibeamten, die den Fall damals bearbeitet haben, viele Komplimente eingeheimst, weil diese Serie so realitätsnah, unaufgeregt, aber trotzdem spannend ist. Die waren ganz angefasst. Ich würde mir wünschen, dass auch der deutsche Fernsehzuschauer, bei dem ja oftmals alles schnell gehen muss, an dieser Serie dranbleibt. Man braucht einen Moment, um sich reinzufinden, aber ich glaube, es lohnt sich. Und ich würde mir wünschen, dass nicht dauernd von Zielgruppen und Quoten gesprochen wird. Ein Film ist für mich nicht nur dann gut, wenn ihn zehn Millionen Menschen sehen. Das ist für mich nicht das alleinige Gütesiegel.

    Sie sagen ja, man sieht in dem Film einer Soko im Prinzip über vier Folgen zu, wie sie ihre Arbeit macht. Würde Ihnen so eine teils ja auch frustrierende Ermittlungsarbeit auch im echten Leben Spaß machen?
    Kunzendorf: Ja, ich finde das ganz aufregend. Das ist vielleicht ein bisschen naiv gedacht. Aber ich würde tatsächlich gerne Kriminalistik studieren, oder forensische Psychiaterin werden.

    Sie haben auch schon in fünf Folgen des Frankfurter „Tatort“ ermittelt. Was ist für Sie als Schauspielerin die Herausforderung an der Rolle der Kommissarin?
    Kunzendorf: Na ja, es liegt ja nicht nur an mir, dass ich immer wieder Kommissarinnen spiele, offensichtlich besetzt man mich gerne so. Ich kann das natürlich mitbestimmen, indem ich zu- oder absage. Aber im Grunde ist es mir bei einem guten Buch egal, ob ich eine Metzgerin oder eine Kommissarin spiele – das ist jedes Mal wieder eine neue Herausforderung.

    Zu Ihnen privat: Frau Kunzendorf, Sie sind in Mannheim aufgewachsen, leben aber inzwischen in Berlin, schätzen aber trotzdem Ruhe und Natur. Wie passt das zusammen?
    Kunzendorf: Ich habe tatsächlich noch ein Häuschen im Umland. Dort fröne ich der Liebe zur Natur, indem ich dort im Garten viel in der Erde buddle. Ich schaue da aus dem Fenster und dann kommt hin und wieder ein Reh oder ein Kranich vorbei.

    Hilft Ihnen das, um nach aufregenden Dreharbeiten wieder runterzukommen? Irgendwo habe ich gelesen, dass Sie sogar Esel züchten wollen.
    Kunzendorf (lacht): Also züchten jetzt nicht unbedingt, aber ich hätte tatsächlich gerne Esel. Das geht aber noch nicht, weil ich zu selten da draußen bin. Aber ich mag die Stille, das Elementare. Ich liebe es, den Jahreszeiten zuzuschauen und bin eine leidenschaftliche Gärtnerin geworden. Weil es so konkret, so sichtbar ist, das Gegenteil von meinem Beruf, der sich für mich oft virtuell anfühlt, nicht greifbar. Ich habe dabei viel Geduld gelernt. Ich freue mich jetzt schon auf den Frühling.

    Sie haben mal gesagt, Sie würden gerne noch einmal im Ausland leben? Warum und wo würde es Sie hinziehen?Kunzendorf: Ach, wenn ich es mir wirklich aussuchen könnte und ich einen Luxuswunsch loslassen dürfte, dann wäre es für mich das Tollste, wenn es nicht ein Ort wäre. Ich fände es schön, drei Monate da verbringen und drei Monate dort. Berlin liebe ich, dahin würde ich immer wieder gerne zurückkommen, aber mein Freund ist Bulgare und Deutscher und der hat seine Füße auch noch in seiner Heimat. Mit ihm bin ich gerne in Sofia, am schwarzen Meer oder in Griechenland, das nicht weit weg ist. Zu sagen, man verbringt da mal mehr Zeit miteinander, das fände ich toll. Noch sind ja meine Kinder in der Schule, aber wenn die flügge werden, würde ich auch gerne mehr reisen.

    Sie gelten im Gegensatz zu manchem Kollegen und mancher Kollegin als unprätentiös. „Ich muss nicht über jeden roten Teppich laufen“, sagen Sie. Warum nicht, andere wollen diesen Beruf gerade deswegen ergreifen?
    Kunzendorf: Ich würde sagen, dass sich das auch mit zunehmendem Alter verändert. Ich habe heute nicht mehr das Gefühl, bei jeder Veranstaltung auftauchen zu müssen. Das hat auch mit der Erfahrung zu tun, dass das meist auch wurscht ist. Ich kann nicht sagen, dass ich nach einer Preisverleihung am nächsten Tag 400 Drehbücher in meinem Briefkasten gehabt hätte. Außerdem habe ich weder Instagram noch Facebook. Ich habe das nie gehabt und will es auch nicht. Ich weiß aber, dass da der Druck für junge Kolleginnen und Kollegen ein ganz anderer ist. Die können sich das wahrscheinlich nicht erlauben. Wenn mich jemand nicht besetzt, weil ich nicht genügend Follower habe, dann soll er sich das an den Hut stecken. Dann ist das so. Nicht, dass ich zu viel zu tun habe, denn was Rollen betrifft, wird es so ab 40 echt dünn. Aber ich glaube nicht, dass das reichhaltiger würde, wenn ich über jeden roten Teppich renne.

    Es gibt ja bekannte Kolleginnen, die das schon thematisiert haben. Nehmen Sie wahr, dass sich in dieser Hinsicht etwas verändert?
    Kunzendorf: Ich glaube schon, dass das Thema inzwischen wahrgenommen wird. Das Bewusstsein ist da, aber noch ist konkret nicht so viel zu spüren. Ich habe eher das Gefühl, im Moment wird jung besetzt, weil man das junge Publikum ansprechen will. Wär ja schön, wenn das klappt, sonst schaffen wir uns bald selber ab. Ich bin aber skeptisch. Die jungen Menschen um mich herum schauen kein öffentlich rechtliches Fernsehen.

    Zur Person

    Nina Kunzendorf gehört zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. In der Miniserie „Spuren“ spielt die 53-Jährige gebürtige Mannheimerin eine Kriminalrätin. Sendetermin ist am Samstag, 15. 02., 20.15 Uhr, in der ARD.

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