Ein Baguette für 29 Cent: Preiskampf um ein nationales Symbol
Ihr Brot ist den Franzosen heilig. Aber wie viel darf es kosten - und ruiniert eine Supermarktkette mit ihren Dumpingpreisen jetzt die echten Bäckereien?
Wer sein Baguette in einer französischen Bäckerei kauft, darf durchaus Vorlieben äußern, fast so, als würde er ein Steak im Restaurant bestellen. „Gut durchgebacken“ verlangen es die einen, die eine krosse Kruste bevorzugen. „Nicht zu stark gebacken“ die anderen, die lieber in ein fluffig-weiches Brot beißen. Viele Bäckereien bieten auch Versionen mit Sesam, Nüssen oder Leinsamen an. Das kostet dann etwas mehr, aber selten mehr als 1,50 Euro.
Eine Offensive der Supermarkt-Kette Leclerc droht nun den Markt ins Wanken zu bringen. 29 Cent verlangt sie für ein Baguette. Freilich ist es industriell hergestellt, selten kross und schon gar nicht mit Sesam gebacken. Der Konzern, mit 16,4 Prozent Marktführer in Frankreich, will den Mini-Preis angesichts der hohen Inflation sechs Monate lang einfrieren – sehr zum Ärger der betroffenen Branchen, von den Getreideherstellern über die Müller bis zu den Bäckern. „Wenn es so billig wäre, ein Baguette herzustellen, würden wir alle Ferrari fahren“, tobte ein Bäckermeister. Innerhalb eines Jahres sind die Weizenpreise um 30 Prozent gestiegen.
Der Begriff "Bäckerei" ist in Frankreich gesetzlich geschützt
Seit 1998 ist der Begriff „Bäckerei“ in Frankreich geschützt. Verwenden dürfen ihn nur Läden, in denen Brot vor Ort gemacht und nicht nur aufgebacken wird. Landesweit gibt es 33.000 solche Bäckereien, die pro Jahr sechs Milliarden Baguettes verkaufen. Laut einer Statistik aus dem Jahr 2017 darf es für 54 Prozent der Franzosen bei keiner der drei Hauptmahlzeiten fehlen. Derzeit läuft der Antrag, die mythische Weißbrotstange zum Weltkulturerbe zu erklären. Das erklärt die Aufregung über den Schleuderpreis der industriellen Variante. Das Baguette, auf Französisch heißt es übrigens „die Baguette“, ist ein Politikum – egal, ob knusprig oder fluffig-weich.
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