Wenn das Restaurant zum Theater wird
Ein Fest für die Sinne: Wie trendige Gastronomie heute als Gesamtkunstwerk konzipiert wird.
Wer es sich aktuell (noch) leisten kann, Essen zu gehen, der kann sich angesichts inflationär steigender Preise auf Speisekarten sowieso glücklich schätzen. Trotzdem sind gerade angesagte Restaurants nach wie vor ausgebucht. Sie fragen sich warum? Der Mensch kratzt eben sein Erspartes zusammen und versucht, dem schnöden Krisenalltag mit Nachrichten von Krieg, Klimawandel und Energieknappheit in die Gastronomie oder in den Urlaub zu entfliehen. Eskapismus nennt man das. Frei nach dem Motto: Einfach noch einmal genießen. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt?
Das Werben um die Gäste wird intensiviert
Für die Gastrobranche heißt das: Das Werben um Gäste wird intensiviert, das Esserlebnis in den Mittelpunkt gerückt. Denn auch wenn in ländlichen Regionen noch immer die gute alte Mundpropaganda darüber entscheidet, ob ein Gasthof läuft oder nicht – vor allem in den Städten sieht das anders aus. Man muss zeigen, was man is(s)t. Feiert nun die gute alte Eventgastronomie aus den 80er Jahren im neuen Gewand Auferstehung? Und eine weitere Zeitgeistfrage stellt sich: Wird das Ausgehen zunehmend für soziale Netzwerke inszeniert? Also: Hauptsache instagrammable?
Aus Sicht der Münchner Gastro-Verlegerin Marcella Prior-Callway reicht es nicht, nur schönen Schein für die digitale Welt zu bieten. Es gehe in einem neuen Megatrend vielmehr darum, alle Sinne anzusprechen – mit elektrischem Design, abgestimmter Musik und attraktiven Speisen. Sie sagt: „Restaurants sind die neuen Theater, sie werden als Gesamtkunstwerk konzipiert.“ Denn die Gäste sagten sich: Wenn schon Geld ausgeben und Zeit investieren, dann muss das Gebotene umwerfend sein.
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