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Gesellschaft: Alltägliche Gewalt: Wie werden junge Frauen sicherer?

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Alltägliche Gewalt: Wie werden junge Frauen sicherer?

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    Eine neue Untersuchung zeigt, dass fast jede junge Frau in der Öffentlichkeit bereits Belästigung oder Übergriffe erlebt hat.
    Eine neue Untersuchung zeigt, dass fast jede junge Frau in der Öffentlichkeit bereits Belästigung oder Übergriffe erlebt hat. Foto: Jens Kalaene/dpa-tmn

    Fast jede Frau bis 35 Jahre hat in der Öffentlichkeit bereits Belästigung oder Übergriffe erfahren. Das zeigt eine aktuelle Umfrage.

    Gewalt gegen Frauen sei «eine tägliche Bedrohung für die Hälfte der Bevölkerung», so Ulrich Warncke, Anwalt und Präventionsbeauftragter der Opferschutzorganisation Weißer Ring. Viele Betroffene fühlen sich mit dem Problem alleingelassen – und schränken sich aus Angst ein. Auch das ist ein Ergebnis der repräsentativen Befragung.

    92 Prozent haben Belästigung oder Übergriffe erlebt

    Für den «Un_Safe Spaces Report» wurden im Auftrag des Kosmetikunternehmens cosnova 1.501 Frauen zwischen 18 und 35 Jahren durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt. Die Zahlen:

    Laut der Studie haben 61 Prozent der betroffenen Frauen zumindest einige der Übergriffe ignoriert - aus Unsicherheit über eine angemessene Reaktion oder auch, weil sie glaubten, dass eine Reaktion nichts bringt, oder das Geschehene nicht schwerwiegend genug war.

    Nur knapp ein Viertel der betroffenen Frauen hat sich in einer oder mehreren Situationen getraut, den Täter direkt zu konfrontieren. Nur 8 Prozent stellten Strafanzeige, von rechtlichen Konsequenzen für den Täter berichteten nur 2 Prozent.

    82 Prozent der Frauen gaben an, dass sie ihr Verhalten im öffentlichen Raum aus Angst vor Übergriffen anpassen: Sie meiden bestimmte Orte, ändern ihre Kleidung oder unternehmen bestimmte Aktivitäten nur noch in Begleitung.

    Rund drei Viertel der jungen Frauen (74 Prozent) finden, dass Gewalt gegen Frauen in Deutschland nicht ernst genommen wird, 28 Prozent fühlen sich nicht ausreichend über Gewalt gegen Frauen informiert und aufgeklärt.

    Was Betroffene tun können: Vorbeugung und Hilfe

    Auch wenn es nicht allein ihre Verantwortung sein sollte – Frauen müssen sich oft selbst schützen, so Ulrich Warncke. Der Präventionsexperte empfiehlt:

    Und was, wenn etwas passiert ist?

    Unbedingt aktiv werden, so Warncke: Bei Straftaten oder auch beim Verdacht auf Straftaten Anzeige bei der Polizei erstatten. Und: «Wer Opfer akuter oder langfristiger Gewalttatsituationen ist – auch im häuslichen Bereich – sollte sich an Beratungsstellen, Notrufzentralen und Frauenhäuser wenden.»

    Alle Menschen sollten mehr über rechtliche Rahmenbedingungen wissen, so Warncke. Etwa über das Recht auf Schutzmaßnahmen wie Kontaktverbote oder den Straftatbestand öffentlicher Übergriffe. Auch Catcalling sei strafbar - also sexuell anzügliche Rufe, Pfiffe oder Gesten.

    Was können alle für mehr Sicherheit tun?

    Gewalt gegen Frauen ist kein «Frauenthema», im Gegenteil. Daher sei es wichtig, über Gewalt gegen Frauen zu sprechen und jeglicher Form der Übergriffe und Grenzüberschreitungen gezielt entgegenzutreten, so Warncke. Dass Frauen sich sicherer fühlen und sicher sind, dafür sollten alle Verantwortung übernehmen, also auch Männer.

    Der Fachmann plädiert dafür, schon bei den Denkmustern anzusetzen: «Gewalt gegen Frauen ist kein Zeichen von Männlichkeit, sondern ein Zeichen von Schwäche. Starke Männer schützen Frauen.» Etwa, wenn sie erleben, wie andere übergriffig oder gewalttätig gegen Frauen werden.

    Das rät der Experte des Weißen Rings allen, die Zeuge von Gewalt gegen Frauen werden:

    Was ist bei digitalen Übergriffen ratsam?

    Laut Warncke ist digitale Gewalt genauso ernst zu nehmen wie physische Übergriffe. Er empfiehlt:

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