Nach dem Zugunglück am Dienstagnachmittag in Hamburg läuft die Suche nach der Ursache des Unfalls. Klar ist dagegen, wer der Mann war, der dabei ums Leben kam: Es handelt sich um den Hamburger Professor Thomas Großbölting, den Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte. Die Uni Hamburg veröffentlichte auf ihrer Webseite ein Statement und drückte dabei „tiefes Bedauern“ aus.
Großbölting sei ein „herausragender Wissenschaftler und geschätzter Kollege“ gewesen. „Die tragischen Umstände seines unerwarteten Todes haben nicht nur in der akademischen Gemeinschaft, sondern auch darüber hinaus eine tiefe Trauer ausgelöst“, heißt es in der Erklärung (externer Link) weiter. Großbölting war seit 2020 Professor an der Universität sowie Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte und geschäftsführender Direktor der Akademie der Weltreligionen gewesen.
Hamburger Professor stirbt bei ICE-Kollision mit Lastwagen
Der Präsident der Universität Hamburg, Hauke Heekeren, würdigte den gestorbenen Professor als eine prägende Persönlichkeit im Bereich der Neueren Geschichtswissenschaften. „Sein Engagement für Forschung und Lehre war beispielhaft und inspirierte Studierende sowie Kolleginnen und Kollegen. Neben seinen akademischen Leistungen wird er vor allem als geschätzter Kollege und Mensch in Erinnerung bleiben“, so Heekeren.
Ein ICE der Deutschen Bahn war am Dienstag an einem Bahnübergang mit hoher Geschwindigkeit mit einem Sattelzug zusammengestoßen. Wie die Hamburger Feuerwehr beim Kurznachrichtendienst X am Dienstagabend bestätigte, stieg die Zahl der Verletzten auf insgesamt 25, zuvor war lange von zwölf Verletzten die Rede gewesen.
Der zunächst schwerverletzte Professor starb noch am Nachmittag. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass er noch am Unglücksort zuvor wiederbelebt worden war. „Bei der tragischen Kollision ist leider eine Person verstorben. 25 weitere Personen wurden verletzt. Unsere Gedanken und unser tiefes Mitgefühl ist bei den Angehörigen des Verstorbenen und den Verletzten“, schrieb die Feuerwehr Hamburg bei X.
Zugunglück mit ICE in Hamburg: Ein Mensch stirbt, 25 Verletzte
Einen Tag nach dem schweren Bahnunglück fuhren auf der Strecke zwischen Hamburg und Bremen wieder Züge. Die Bundespolizei ermittelt gegen den Fahrer des Lastwagens, mit dem der ICE zusammenstieß. Nachdem dieser vorläufig festgenommen worden war, sei er wieder freigelassen worden, wie die dpa berichtet. Eine Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft habe mitgeteilt, dass der Unfallhergang noch weiterer Aufklärung bedürfe und die bislang vorliegenden Erkenntnisse einen dringenden Tatverdacht nicht stützen würden. Gegen den 34 Jahre alten Rumänen wird weiter wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt.
Der Unfall hatte sich um kurz nach 14 Uhr im Hamburger Stadtteil Rönneburg ereignet, den der Zug auf der Strecke zwischen Hamburg-Harburg und Maschen (Niedersachsen) passiert. Es seien, so berichten mehrere Medien, 279 Menschen an Bord des ICEs gewesen, der auf dem Weg nach München war. Informationen der Deutschen Presse-Agentur zufolge waren es 291 Fahrgäste.
Besonders der vordere Zugteil sei schwer betroffen gewesen, ist in übereinstimmenden Medienberichten zu lesen. Augenzeuginnen und Augenzeugen berichteten demnach, dass auch die Scheiben in den vorderen Waggons bei dem Zusammenstoß zerbrochen waren. Bei dem Toten handelt es sich um einen 55-jährigen Mann.
ICE-Unfall in Hamburg: Feuerwehr war mit über 100 Kräften im Einsatz
Die Evakuierung des Zuges dauerte mehrere Stunden, der Zugverkehr wurde auf der Strecke eingestellt. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, also warum der Lastwagen auf dem Bahnübergang gestanden hatte, ist noch nicht bekannt. Wie auf vielen Fotos des Unglücks zu sehen ist, hatte der Sattelzug offenbar Bahnschienen geladen, die durch den Unfall weit an der Bahnstrecke entlang verteilt worden waren.
Gegen den Lastwagenfahrer, einen 34-jährigen Rumänen, laufen Ermittlungen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und Verdachts der fahrlässigen Tötung. Atemalkohol- und Drogentests seien negativ verlaufen. Der Mann soll einem Haftrichter vorgeführt werden. Das Hamburger Augenblatt berichtet über eine Augenzeugin, welche die Entstehung des Unglücks beobachtete: Demnach soll der Lkw-Fahrer versucht haben, trotz schließender Schranke noch den Bahnübergang zu überqueren.
Die Hamburger Feuerwehr war laut eigenen Angaben mit 103 Einsatzkräften vor Ort. Auch Polizei, Bundespolizei sowie zahlreiche Helfer des Rettungsdienstes waren im Einsatz. (mit dpa)
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