"Wir wussten, dass dieser Tag kommen wird", sagte Mattia Menchetti vom spanischen Institut für Entwicklungsbiologie. Erstmals wurde die gefürchteten Roten Feuerameisen in Italien festgestellt. 88 Nester mit mehreren Tausend Ameisen der invasiven Art wurden in der Nähe von Syrakus auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien entdeckt, wie ein Forschungsteam im Fachjournal Current Biology berichtete. Anwohner hätten seit mindestens 2019 von Beißattacken berichtet.
Rote Feuerameise in Europa: Städte mit großen Häfen in Gefahr
Wie genau die Art nach Sizilien gelangte, ist bislang nicht bekannt – nach Genanalysen wahrscheinlich über Routen aus den USA oder China. Vermutet wird eine Reise über Handelsschiffe und Windströme. Zuvor waren der Studie zufolge einzelne Rote Feuerameisen in Europa bereits auf Importprodukten etwa in Spanien, Finnland und den Niederlanden gefunden worden. Doch eine Population in freier Natur gab es nach bisherigem Wissen noch nie.
Nun wird befürchtet, dass sich die Roten Feuerameisen begünstigt durch den Klimawandel schnell in anderen europäischen Ländern ausbreiten könnten. Laut dem Forschungsteam seien zunächst insbesondere Städte im Mittelmeerraum und Städte mit großen Häfen wie Amsterdam oder London in Gefahr. "S. invicta ist eine der schlimmsten invasiven Arten", sagte Menchetti. "Sie kann sich erschreckend schnell ausbreiten."
Rote Feuerameise stammt aus Südamerika
Die Rote Feuerameise (Solenopsis invicta) stammt ursprünglich aus Südamerika. Zunächst wurde sie in die USA eingeschleppt, wo sich die kleinen, aber sehr aggressiven Tiere etwa ab den 1930er-Jahren schnell verbreiteten. In mehreren US-Regionen wurden die Bestände heimischer Ameisen drastisch reduziert. Die Roten Feuerameisen verursachen zudem hohe Ernteschäden. Später gelangten sie im Zuge von weltweitem Handel und Tourismus auch in viele andere Länder wie Japan, China, Australien und Neuseeland.
Das einzige Land, das die invasive Art mit einem mehrjährigen Programm wieder ausrotten konnte, ist den Angaben nach Neuseeland. Die Wissenschaftler empfehlen, sich an dem Inselstaat im Pazifik ein Beispiel zu nehmen. "Wir brauchen ein koordiniertes Vorgehen, und zwar jetzt", betonte Menchetti.
Attacken von Roten Feuerameisen können für Allergiker lebensgefährlich sein
Der wissenschaftliche Name Solenopsis invicta bedeutet wörtlich übersetzt "die unbesiegte Feuerameise". Die Tiere beißen bei einem Angriff zunächst und spritzen dann Sekret aus ihrem Giftstachel in die Wunde, oft mehrmals direkt hintereinander. Das Sekret enthält Substanzen, die eine brennende Hautreaktion hervorrufen. Die Attacken sind auch für Menschen sehr schmerzhaft und verursachen juckende rote Pusteln. Für Allergiker kann im Extremfall sogar Lebensgefahr bestehen. (mit dpa)