Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Interview: Schauspielerin Esther Schweins: "Jede Fahrt zum Drehort ist Poesie"

Interview

Schauspielerin Esther Schweins: "Jede Fahrt zum Drehort ist Poesie"

    • |
    "Cornwall ist einer der schönsten Orte auf der weiten Welt", sagt Schauspielerin Esther Schweins.
    "Cornwall ist einer der schönsten Orte auf der weiten Welt", sagt Schauspielerin Esther Schweins. Foto: Daniel Reinhardt, dpa

    Frau Schweins, haben Sie eigentlich ein gutes Händchen für Vermögensangelegenheiten?
    ESTHER SCHWEINS (LACHT LAUTHALS UND IST DANN ERST EINMAL STILL. DANN ...): Was ist das denn für eine Frage?

    Nun, ging Ihnen schon einmal Geld flöten, weil ein Betrüger Sie hereingelegt hat?
    SCHWEINS: Sagen wir mal so: Hätte ich das Geld, das ich verdient habe, nicht dem Rat und der Furcht meiner Mutter folgend anlegen lassen … Und hätte ich nicht geglaubt, ich hätte die Erklärungen des Finanzberaters verstanden … Und hätte ich all das schöne Geld wie Pippi Langstrumpf in eine Schatzkiste gesteckt … – dann hätte ich meine Schäfchen im Trockenen. So muss ich sie weiter hüten und von Weide zu Weide treiben (sie lacht vor sich hin).

    Diesmal passierte es glücklicherweise nicht im richtigen Leben, sondern nur im nächsten Rosamunde-Pilcher-Film. Da spielen Sie nämlich eine ziemlich exaltierte Mutter, die zusammen mit ihrem Sohn auf einen Schwindler hereinfällt. Und der bringt beide um ihr Vermögen. Könnten Sie privat mit so einer Pleite umgehen?
    SCHWEINS: Ach, lustigerweise würde ich wahrscheinlich gar nicht unähnlich wie im Film handeln. Denn das Leben will ja gelebt werden und ist von Natur aus vorwärts gerichtet. So nimmt die Carol im Film die Pleite auch an. Exaltiert ist übrigens ein schöner Ausdruck für Nervensäge.

    Im Film erbt Ihr Sohn immerhin noch eine Bed & Breakfast-Pension in Cornwall. Kann man sagen, im traumhaften Cornwall fällt einem eine Pleite leichter?
    SCHWEINS: Absolut. Cornwall ist einer der schönsten Orte auf der weiten Welt. Das ist nicht geflunkert. Da ist es für mich geradezu paradiesisch – und zwar bei jedem Wetter. Die Kulisse ist so unfassbar schön und die Natur so satt. Das ist ein unheimlich kraftspendendes Fleckchen Erde.

    Können Sie denn während der Arbeitszeit auch etwas vom Land sehen?
    SCHWEINS: Das Schöne ist ja, dass dort jede Fahrt zum Drehort schon Poesie ist. Fast nirgendwo steht man so gerne morgens um sechs Uhr auf, um auf den Fahrer zu warten. Dann geht es eine bis eineinhalb Stunden zum Drehort. Ich habe diese Fahrten sehr genossen. Gerade bei diesen Dreharbeiten hatten wir mit der Bed & Breakfast-Pension ein irre schönes Haus, das auf einem atemberaubenden Anwesen gelegen ist. Da geht es durch jahrhundertealte Wälder, es gibt Hibiskusbäume. Und ich weiß auch nicht, ob es irgendwo auf der Welt schönere Schafe gibt als in Cornwall.

    Wie unterscheiden die sich denn von anderen Schafen?
    SCHWEINS: Unsere Schafe auf Mallorca, von denen ich normalerweise sagen würde, das sind schöne, runde und wohlgeformte Schafe, die wirken geradezu knochig und ausgemergelt im Vergleich zum cornischen Schaf.

    Sie spielen nicht das erste Mal bei einer Pilcher-Produktion mit. Armin Rohde hat einmal gesagt: Pilcher-Texte seien nicht Shakespeare, aber er nehme sie ernst als Melodram. Wie sehen Sie das?
    SCHWEINS: Absolut. Shakespeare war zu seiner Zeit ja abgefahrene Popkultur. Und vielleicht hat man ihn zu seiner Zeit in etwa da angesiedelt, wo man heute Pilcher ansiedelt. Natürlich sind die Texte und Figuren ernst zu nehmen, selbst, wenn sie exaltiert sind wie meine Figur und allen schwer auf die Nerven geht (sie lacht). Ich habe übrigens bereits 2015 in einem Pilcher-Film mitgespielt, bei dem Hugo Egon Balder meinen Vater spielte.

    Werden Sie sich den Film hinterher auch anschauen?
    SCHWEINS: Es gibt wenige Formate, in denen ich mitspiele, bei denen meine Freunde anfragen, ob wir die bei der Ausstrahlung als gemeinsame Feierlichkeit begehen. Und dazu gehören Pilcher und das Traumschiff. 

    Darf ich noch eine schwierige Frage stellen?
    SCHWEINS: Nur los.

    Sie haben bei dem unglaublichen Tsunami auf Sri Lanka fast ihr Leben verloren. Das liegt 2024 genau 20 Jahre zurück. Was ist da passiert?
    SCHWEINS: Es würde zu lange dauern, um das hier zu erklären. Tatsache ist: Sowohl meine Mutter als auch ich haben das überlebt. Erst gestern habe ich mit einem Freund zu diesem Thema geschrieben. Wir haben dann nach dem Unglück auf Sri Lanka viele Freundschaften geschlossen. Das ist ja eine echte Jonas-Geschichte gewesen, bei der man sozusagen in den Bauch eines Walfisches gerät und später irgendwo wieder ausgespuckt wird.

    Was hat sich durch das Tsunami-Erlebnis in Ihrem Leben seitdem verändert?
    SCHWEINS: Ja, viele Dinge. Materielles wurde vorübergehend völlig unwichtig. Auch das Gefühl, sesshaft sein zu wollen, kam erst wieder, als ich meine Kinder bekam. Nach diesem Erlebnis war vieles nur mehr Ballast und Kulisse für mich. All die Dinge, mit denen ich mich vorher umgeben hatte, waren nichtig. Ich habe mich in Sri Lanka über eine ganze Zeit am richtigen Ort gefühlt, bis ich dann mit meinem Mann nach Mallorca gezogen bin. 

    Zur Person

    Esther Schweins, 53, wurde als Komikerin in der Fernsehsendung "RTL Samstag Nacht" bekannt. Sie lebt mit ihren zwei Kindern auf Mallorca. Ihr neuer Film "Frühstück bei Tessa" aus der Rosamunde-Pilcher-Reihe läuft an diesem Sonntag um 20.15 Uhr im ZDF.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden