
Liebe, Lachen, Leidenschaft: 30 Jahre Rosamunde Pilcher


Seit 30 Jahren lockt das ZDF mit Rosamunde-Pilcher-Filmen ein Millionen-Publikum vor den Fernseher. Warum die Herz-Schmerz-Geschichten so erfolgreich sind.
Wenn man den Namen "Rosamunde Pilcher" hört, dann hat zumindest der Freundeskreis von Herzschmerz-Geschichten sofort ein Bild vor Augen: Man denkt an südenglische Landschaften, an Liebe, Lachen, Leidenschaft. Alles sauber und korrekt inszeniert – und nach einer Portion Drama immer mit Happy End.
Grundlage für die TV-Filme sind die romantischen Geschichten der Bestseller-Autorin Pilcher. In ihren Werken geht es oft um Jugendlieben, dunkle Familiengeheimnisse oder eben Wege zum Glück. Zu einer Art Markenzeichen wurde dabei die Grafschaft Cornwall, eine Region, die sie mit viel Gefühl beschreibt. "Wie die Gischt an der Steilküste Cornwalls hochspritzte, brandeten die Gefühle im Inneren ihrer Protagonisten auf", hat der Spiegel einmal fein beobachtet. Und die Süddeutsche Zeitung umriss schon vor vielen Jahren den Erfolg der Bücher und Filme treffend: "Natürlich ist das reaktionär, das Familienidyll kitschig und von anno dazumal, die Rollenvorstellungen überholt und die Menschen in den Filmen immer nur edel, hilfreich und gut. Klar, wissen wir: Das ist nicht die Wirklichkeit. Trotzdem. Durchschnittlich sehen sieben Millionen Zuschauer zu. Sie wollen am Sonntagabend vor allem eines: Abschalten vom Alltag, ein bisschen Herz, Schmerz und wieder Herz."
Erst mit Mitte 60 gelang Rosamunde Pilcher der Durchbruch
Und genau das ist etwas, wonach sich heute offenbar immer noch viele Menschen sehnen: In einer Zeit mit diversen Unwägbarkeiten, in der man nach der "Tagesschau" oft psychologischen Beistand bräuchte, wächst die Sehnsucht nach Sicherheit und einem glücklichen Ende. Das war Schriftstellerin Pilcher wichtig.
Sie soll sich zum Schreiben mit einem Kaffee an den Küchentisch ihres Bungalows gesetzt, ihre Reiseschreibmaschine hervorgeholt und ihre Erzählungen getippt haben. Und wenn mittags die Kinder von der Schule kamen, soll sie wieder Hausfrau gewesen sein. Viele Jahre ging das offenbar so. Und niemand wusste so recht von den Schätzen ihrer (Trivial-)Literatur. Erst mit Mitte 60, fast im Rentenalter, gelang ihr mit dem Liebesroman "Die Muschelsucher" der Durchbruch. Aber wie!
Weltweit soll die Zahl der verkauften Bücher inzwischen bei weit über 65 Millionen Exemplaren liegen. Die Verfilmungen des ZDF, das sich die Rechte sicherte, garantieren dem Sender zur besten Sendezeit auch beste Quoten. Das Publikum ist überwiegend weiblich und über 50 Jahre alt.
Das erzählen prominente Schauspieler über die Dreharbeiten
Auch Generationen von Schauspielerinnen und Schauspielern wirkten in den Filmen mit. Barbara Wussow, die in sechs Pilcher-Filmen dabei war, erzählte kürzlich zum Jubiläum bei einem Gala-Dinner in München, dass sie über Pilcher-Filme sogar das Trinken gelernt habe. An kühlen Abenden habe sie gefröstelt und ihre Kollegin Christiane Hörbiger habe ihr geraten: "Trink doch endlich mal einen Whiskey!" Woraus die Bild die lustige Zeile destillierte: "Pilcher brachte sie zum Picheln." Kollege Günther Maria Halmer erzählte im Interview mit unserer Redaktion nach einem Pilcher-Dreh: "Ich bin schon eher ein nüchterner Steinbock, der die Dinge zunächst einmal ohne Emotionen zu sehen versucht. Als Mensch ist man freilich vor romantischen Anwandlungen nie ganz gefeit. Und die habe ich natürlich auch."

Die 2019 mit 94 Jahren im englischen Cornwall gestorbene Rosamunde Pilcher dürfte milde darüber gelächelt haben. Und auch darüber, dass der intellektuelle Literaturbetrieb sie trotz des großen Erfolgs ein Leben lang ignoriert hat. Bestenfalls wurde das Familienidyll Pilchers in den Feuilletons als "kitschig und unzeitgemäß" bezeichnet. Das "Herz-Schmerzensgeld" für die Autorin war allerdings hoch: Zu Lebzeiten soll sie mehr als 100 Millionen Euro verdient haben. Damit zählt sie zu den kommerziell erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart. Die Filme und ihre Bücher hatten im Laufe der Jahre auch einen derart großen Einfluss auf den britischen Tourismus, dass Pilcher mit dem British Tourism Award ausgezeichnet wurde.
Rosamunde Pilcher hat eine Reihe illustrer Fans
Bis heute hat sie illustre Fans, nicht nur Harald Schmidt, sondern auch gekrönte Häupter: König Charles III. beispielsweise. "Und zu unserer aller Überraschung outete sich auch Königin Camilla als Leserin der Pilcher-Romane. Ein unvergessliches Erlebnis für uns alle", erzählt Pilcher-Produzent Michael Smeaton.
Der erste Pilcher-Streifen lief 1993 im ZDF. 170 Produktionen später ist am Sonntag um 20.15 Uhr wieder ein Film zu sehen, "Schlagzeile Liebe". Der Schauspieler Garry Fischmann spielt darin einen Journalisten, der von seiner Chefin aufs Land zwangsversetzt wird und sich in die junge Gärtnerin und Neu-Bürgermeisterin Laura verliebt, gespielt von Nicola-Rabea Langrzik. Und auch Horst Lichter ist als Gast dabei.
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