E-Zigaretten sind bei Jugendlichen im Vereinigten Königreich gefragt, besonders die handlichen Einweggeräte mit Aromen wie Wassermelone oder Cola-Eis. Vor wenigen Jahren noch ein Nischenprodukt, sind sie inzwischen Massenware – obwohl der Verkauf an Minderjährige verboten ist. Die britische Regierung zieht nun die Reißleine: Ab 1. Juni dürfen in ganz Großbritannien keine Einweg-E-Zigaretten mehr verkauft oder vertrieben werden. Das Verbot gilt für alle Läden, Online-Shops und Lieferketten. Angekündigt wurde das Verbot bereits im Januar 2024.
Das ansprechende Design und die süßen Geschmacksrichtungen machen die E-Zigaretten für Minderjährige attraktiv
Es ist eine Antwort auf vor allem zwei Probleme. Das eine Problem: Nach Regierungsangaben werden im Vereinigten Königreich jede Woche rund 8,2 Millionen Einweg-Vapes weggeworfen. Das entspricht etwa 13 Stück pro Sekunde. Ein Großteil davon landet in Parkanlagen, auf Gehwegen oder im Restmüll. Das Problem: Die Geräte enthalten Lithiumbatterien, Schwermetalle und Kunststoffe, die schwer recycelbar sind und bei falscher Entsorgung eine Gefahr darstellen. Das Umweltministerium spricht von einer „ineffizienten Nutzung wichtiger Ressourcen“, die „der Biodiversität schadet“.
Das andere Problem: Eine Studie des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS ergab, dass im Jahr 2024 fast ein Viertel der Elf- bis 15-Jährigen schon Erfahrungen mit E-Zigaretten gemacht hatte. Rund jeder Zehnte „dampfte“ regelmäßig. Vor allem das ansprechende Design und die süßen Geschmacksrichtungen machen die Produkte für Minderjährige attraktiv. Zwar entstehen beim Konsum keine Stoffe wie Teer oder Kohlenmonoxid, wie sie beim Tabakrauchen auftreten. Doch über die Langzeitfolgen gibt es bislang nur wenige gesicherte Erkenntnisse.
Dass es den Briten mit dem Verkaufsverbot von Einweg-E-Zigaretten ernst ist, zeigt sich an den empfindlichen Strafen: In England und Wales beginnen diese bei 200 Pfund (rund 235 Euro) Bußgeld. Bei wiederholten Verstößen drohen hohe Geldstrafen und bis zu zwei Jahre Haft. In Schottland gilt ein gestuftes Verfahren mit ähnlichen Konsequenzen. In Nordirland wird schon ein einmaliger Verstoß massiv verfolgt – hier sind Strafen von bis zu 5000 Pfund (rund 5900 Euro) oder ebenfalls zwei Jahre Haft möglich.
Künftig soll auch niemand mehr legal Zigaretten erwerben können, der am oder nach einem Stichtag geboren wurde
Insbesondere die Engländer gelten seit Langem als Vorreiter im Kampf gegen das Rauchen – mit Werbeverboten, hohen Steuern und rauchfreien Pubs. Mit dem noch von der konservativen Vorgängerregierung initiierten „Tobacco and Vapes Bill“ („Tabak- und Vape-Gesetzentwurf“) soll der Verkauf von Tabak dauerhaft für alle untersagt werden, die am oder nach dem 1. Januar 2009 geboren wurden. Er befindet sich im parlamentarischen Verfahren und könnte zum 1. Januar 2027 in Kraft treten – pünktlich zum 18. Geburtstag der ersten betroffenen Jahrgänge. Er sieht vor, das Verkaufsalter für Tabakprodukte jährlich um ein Jahr anzuheben, sodass künftig niemand mehr legal Zigaretten erwerben kann, der am oder nach dem Stichtag geboren wurde.
Ein vollständiges Verbot von Vapes ist im Vereinigten Königreich bislang dennoch nicht geplant. Weitere Einschränkungen bei Verpackung, Werbung und Aromen könnten gerade Jugendliche jedoch besser schützen. Ziel ist es, die Attraktivität von E-Zigaretten zu verringern, ohne erwachsenen Rauchern den Zugang zu Alternativen völlig zu verwehren. Obwohl der Gesetzentwurf parteiübergreifend Unterstützung findet, gibt es auch Kritik: „Ich glaube an persönliche Freiheit. Lasst uns mehr aufklären und weniger verbieten“, sagte etwa der konservative Abgeordnete Robert Jenrick.
Betrachtet man die Situation im Lande, so muss jedoch festgestellt werden, dass lediglich der Schwarzmarkt gepuscht wird. Absicht und Realität gegen meilenweit auseinander.
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