Kann man Brustkrebs bald am Fingerabdruck erkennen?
In einer Machbarkeitsstudie hat eine Forschungsgruppe aus Großbritannien überprüft, ob Brustkrebs anhand des Fingerabdrucks nachgewiesen werden kann. Mit Erfolg. Wie die Methode funktioniert, lesen Sie im Artikel.
Brustkrebs am Fingerabdruck erkennen? Das klingt erst einmal erfunden, ist jetzt aber einer Forschungsgruppe aus Großbritannien gelungen. In einer Studie konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihrer nicht-invasiven Methode anhand einer Untersuchung des Fingerabdrucks von Patientinnen ermitteln, ob diese Brustkrebs haben. Ihre Ergebnisse hat die Forschungsgruppe rund um Simona Francese am 1. Februar 2023 in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht und könnte damit vielen Frauen helfen.
Denn: Brustkrebs ist mit etwa 30 Prozent die häufigste Krebsart, an der Frauen in Deutschland erkranken. Weltweit erkranken laut den Wissenschaftlern jährlich rund 2,3 Millionen Frauen an Brustkrebs, etwa 600.000 Frauen sterben jedes Jahr an der Erkrankung. Deshalb sind besonders Vorsorgeuntersuchungen sowie Methoden zur Früherkennung wichtig. Aktuell werden dazu in der Regel Mammografien und Biopsien eingesetzt. Diese setzen die Patientinnen allerdings einer Strahlenbelastung aus, sind teilweise nicht sensibel genug und häufig unangenehm bis schmerzhaft. Die aktuelle Machbarkeitsstudie könnte eine Alternative bieten. Wie das Verfahren funktioniert, lesen Sie hier.
Wie wird Brustkrebs anhand des Fingerabdrucks nachgewiesen?
Laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Großbritannien war schon vor Beginn ihrer Studie klar, dass Krebs potenziell über sogenannte Biomarker im Atem oder Schweiß einer Person festgestellt werden kann. Speziell für Brustkrebs nennen die Forscher in diesem Zusammenhang unter anderen das Kalzium bindende Protein Psoriasin sowie Dermcidin, ein antimikrobielles Peptid, das in menschlichen Schweißdrüsen produziert wird. Diese und weitere Marker können der Studie zufolge auch im Fingerabdruck vorhanden sein. Dieser bestehe nämlich im Wesentlichen aus einem strukturierten Muster von Linien, die wiederum aus Schweiß bestehen.
In ihrer Studie hat die Forschungsgruppe aus Großbritannien die Annahme überprüft, ob Biomarker in einem Fingerabdruck-Abstrich nachgewiesen werden können. An der Studie haben insgesamt 15 Frauen teilgenommen, von denen fünf gutartige Knoten, fünf Brustkrebs im Frühstadium und fünf metastasierenden Brustkrebs hatten. Untersucht wurde der Schweiß an allen zehn Fingerspitzen der Patientinnen. Laut der Studie konnte der Fingerabdruck-Test die Diagnosen der Studienteilnehmerinnen mit einer Genauigkeit von 97,8 Prozent bestätigen.
Das Forschungsteam um Simona Francese betont, dass die neue Technik sich noch in einem frühen Stadium befinden, die Ergebnisse aber vielversprechend seien. Die Methode soll nun in weiteren Studien an einer größeren Gruppe von Patientinnen erneut getestet und überprüft werden.
Brustkrebs am Fingerabdruck erkennen: Soll die Mammografie ersetzt werden?
Studienleiterin Simona Francese hat am 19. Februar 2023 auf Twitter klargestellt, dass der Fingerabdruck-Test auch langfristig die Mammografie nicht ersetzen, sondern eher ergänzen soll.
Da die Heilungschancen bei Brustkrebs bedeutend steigen, je früher die Krankheit erkannt wird, könnte der Fingerabdruck-Test bei der Vorsorge eine schmerzfreie, schnelle und strahlenlose Alternative zur klassischen Mammografie und Biopsie sein. Die Professorin an der Sheffield Hallam University schreibt weiter, dass so die Zahl der Patientinnen reduziert werden könnte, die sich den invasiven Untersuchungen bislang unnötigerweise unterziehen mussten. Voraussetzung sei aber, dass die positiven Ergebnisse in Folgestudien bestätigt werden können. Bis zu einer möglichen Einführung des Fingerabdruck-Test könnte es also noch dauern.