Die Bucht von Termini Imerese im Norden Siziliens ist bekannt für ihr türkises Wasser und ihre feinen Sandstrände. Am Sonntag hingegen war sie Schauplatz eines spektakulären Transports. Auf einer fahrbaren Hebeplattform an einem riesigen gelben Kran hing das Wrack der im August 2024 vor Sizilien gesunkenen 56 Meter langen Segelyacht Bayesian. Das Luxusschiff war am Samstag vom Meeresgrund gehoben worden, am Sonntag wurde es in den Hafen von Termini Imerese geschleppt. Acht Stahlseile sicherten das Boot in drei Metern Höhe. Die italienische Küstenwache koordinierte den Transport.
Luxusyacht Bayesian sank vor Sizilien innerhalb von nur rund 15 Sekunden
Bei einem Sturm vor dem Hafen der Stadt Porticello bei Palermo war es im vergangenen Sommer gesunken und lag dort zehn Monate lang in rund 50 Metern Tiefe. Sieben Menschen, darunter der britische Tech-Milliardär Mike Lynch und seine 18-jährige Tochter, verloren ihr Leben. Die Unglücksursache ist immer noch nicht geklärt. Am Sonntag erreichte das Wrack den Hafen von Termini Imerese. Dort hoffen die Ermittler, bei Untersuchungen in den kommenden Wochen weiteren Aufschluss über das Unglück zu bekommen.

Schon am Samstag war das Wrack in einer Aufsehen erregenden Aktion vom Grund des Meeresbodens vor Porticello gehoben worden. Die Bergungsarbeiten hatten Anfang Mai begonnen. Eigentlich sollte das als unsinkbar geltende Schiff innerhalb eines Monats gehoben werden. Doch unter anderem der Tod eines Rettungstauchers bei den Vorarbeiten zur Bergung verzögerte die Arbeiten. Im Mai war der 72 Meter lange Mast noch auf dem Meeresgrund vom Rumpf getrennt worden, er sollte am Montag geborgen werden. Die italienische Zeitung La Repubblica schrieb vom „Segelschiff der Geheimnisse“.
Luxusyacht war vor Sizilien innerhalb von 15 Sekunden gesunken
Die große Frage bleibt, warum die vor Porticello liegende Bayesian am 19. August während eines Tornados innerhalb von 15 Sekunden sank. Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den neuseeländischen Kapitän und zwei Mitglieder der Besatzung wegen Schiffbruchs und mehrfacher fahrlässiger Tötung. Sie sollen Sturmwarnungen nicht beachtet und sich selbst vorschnell in Sicherheit gebracht haben. Zwei Schiffe in der Nähe hielten den Sturmböen in der Unglücksnacht stand. Die wichtigste nun zu klärende Frage ist, ob Konstruktionsfehler oder menschliches Versagen für den Schiffbruch verantwortlich sind.
Die britische Gesellschaft, die das Schiff versicherte, vermutet „strukturelle Probleme“ des 56 Meter langen Segelschiffs, die zum Sinken geführt hätten. Als das Wrack am Samstag erst aufgerichtet und dann gehoben wurde, waren keine wesentlichen Schäden am Rumpf zu erkennen. „Es ist schmutzig, scheint aber keine besonderen Schäden zu haben“, sagte Michele Malteste, Kommandant der Küstenwache Westsiziliens. Nur die Aufbauten seien teilweise beschädigt. Die Ermittler konnten eine Kollision mit anderen Schiffen oder Felsen ausschließen.
Das erhoffen sich die Ermittler von dem Wrack der Luxusyacht Bayesan
Bei der Bergung waren nach Angaben der Techniker vor allem zwei Probleme zu meistern. Einerseits durfte der Rumpf bei der Bergung nicht beschädigt werden, um die Ermittlungsergebnisse nicht zu verfälschen. Andererseits sollte der Austritt von Treibstoff vermieden werden. Offenbar wurden beide Ziele erreicht. Der Treibstoff sollte im Hafen von Termini Imerese aus den Tanks der Bayesian gepumpt werden. Hier sollen in den kommenden Wochen weitere technische Untersuchungen stattfinden.
Unter anderem erhoffen sich die Ermittler Erkenntnisse von den sicher gestellten und teilweise entschlüsselten Festplatten der Bayesian. Fraglich ist, was in der Unglücksnacht im Maschinenraum und im Kontrollraum geschah. Immer wieder ist auch von den Heckklappen die Rede und der Frage, ob sie von der Crew rechtzeitig vor dem Sturm geschlossen wurden, um zu verhindern, dass Wasser in den Innenraum eintritt. Insgesamt befanden sich 22 Menschen auf der Bayesian, 15 wurden gerettet, sieben Menschen starben. Unternehmer Mike Lynch wollte auf der Jacht seinen Freispruch in einem Prozess gegen die IT-Firma Hewlett Packard feiern. Ihm war Milliardenbetrug beim Verkauf seiner Firma Autonomy Corporation an HP im Jahr 2011 vorgeworfen worden. Im Juni 2024 war Lynch in den USA von allen Anklagepunkten freigesprochen worden.
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