Wadenkrämpfe in der Nacht, innere Unruhe oder ein plötzliches Ziehen im Bauch – viele Schwangere kennen solche Beschwerden. Was viele nicht wissen: Dahinter kann ein Magnesiummangel stecken. Der Mineralstoff übernimmt im Körper zahlreiche Aufgaben und ist wie andere Vitamine besonders in der Schwangerschaft von großer Bedeutung. Denn ab dem zweiten Trimester steigt der Bedarf – und damit auch das Risiko für Mangelerscheinungen. Warum Magnesium so wichtig ist, woran man einen Mangel erkennt und wann Präparate wirklich sinnvoll sind, erfahren Sie hier.
Magnesium: Diese Rolle spielt es im Körper und während der Schwangerschaft
Magnesium ist laut der Gesellschaft für Magnesiumforschung ein lebenswichtiger Mineralstoff, der an mehreren enzymatischen Reaktionen im Körper beteiligt ist. Er spielt eine zentrale Rolle bei der Reizweiterleitung in Nerven und Muskeln, bei der Energiegewinnung sowie beim Knochenaufbau. Auch das Herz-Kreislauf-System ist auf eine ausreichende Magnesiumzufuhr angewiesen.
Magnesiumbedarf in der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft ist der Körper einer Frau besonders gefordert: Der Fötus wächst, die Plazenta entwickelt sich, und auch das mütterliche Gewebe verändert sich stark. All das erhöht den regulären Magnesiumbedarf deutlich. Laut AOK liegt der tägliche Bedarf während der Schwangerschaft bei 310–350 mg, während er sonst bei etwa 300 mg liegt.
Doch nicht nur der Mehrbedarf spielt eine Rolle: In der Schwangerschaft steigt auch die Ausscheidung von Magnesium über die Nieren – laut der Gesellschaft für Magnesium-Forschung um etwa 20 Prozent. Das führt dazu, dass der Magnesiumspiegel im Blut trotz ausreichender Zufuhr sinken kann. Manche Studien sprechen sogar von einem „versteckten“ Magnesiummangel, der im Serum nicht immer auffällt, sich aber im Gewebe – etwa in der Gebärmutter – zeigt.
Anzeichen und Symptome eines Magnesiummangels
Magnesiummangel zeigt sich nicht immer sofort, kann der AOK zufolge aber vielfältige Symptome verursachen.
Häufige Beschwerden
- Nächtliche Wadenkrämpfe
- Muskelzittern und nervöse Zuckungen
- Schlafstörungen und innere Unruhe
Weitere mögliche Anzeichen:
- Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Kopfschmerzen (mit Vorsicht: Magnesium hilft nicht in jedem Fall)
Wenn die Beschwerden regelmäßig auftreten oder zunehmen, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Das gilt besonders bei Kontraktionen oder vorzeitigen Wehen – hier kann Magnesiummangel eine Rolle spielen und sollte unbedingt medizinisch abgeklärt werden.
Ursachen: Warum entsteht Magnesiummangel in der Schwangerschaft?
Ein Mangel an Magnesium kann laut AOK und Gesellschaft für Magnesiumforschung verschiedene Ursachen haben – besonders während der Schwangerschaft:
- Erhöhter Bedarf: Wachstum von Plazenta, Fötus und mütterlichem Gewebe
- Erhöhte Ausscheidung: Schwangerschaftsbedingt verlieren Schwangere mehr Magnesium über den Urin
- Ernährung: Häufig wird die Zufuhrempfehlung nicht erreicht – bei 25–34-jährigen Frauen nur zu 73,5 Prozent
- Frühschwangerschaft: Übelkeit und Erbrechen verhindern ausreichende Nährstoffaufnahme
- Medikamente: Diuretika oder bestimmte Antazida können die Magnesiumaufnahme stören
- Stress: Emotionale Belastung erhöht den Verbrauch bestimmter Mikronährstoffe
Was hilft gegen Magnesiummangel?
Magnesium ist in vielen Lebensmitteln enthalten – mit einer ausgewogenen Ernährung lässt sich der Bedarf in vielen Fällen gut decken. Besonders empfehlenswert sind:
- Vollkornprodukte (z. B. Haferflocken, Hirse)
- Nüsse und Samen (insbesondere Mandeln, Sonnenblumenkerne)
- Grünes Blattgemüse (z. B. Spinat, Mangold)
- Hülsenfrüchte (z. B. Linsen, Bohnen)
- Bananen, Beeren, Avocado
Die AOK rät: Eine zusätzliche Magnesiumeinnahme sollte nur nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt erfolgen. In den meisten Fällen reicht die Ernährung aus. Eine eigenständige Einnahme – gerade von hochdosierten Magnesium-Präparaten – kann zu Durchfall und anderen Beschwerden führen. Anders sieht es laut der Gesellschaft für Magnesium-Forschung aus: Sie empfiehlt eine generelle Supplementierung von 240 bis 480 mg täglich für Schwangere – insbesondere, weil der Bedarf häufig nicht gedeckt wird und viele Studien positive Effekte zeigen.
Eine aktualisierte Cochrane-Review aus dem Jahr 2014 analysierte zehn Studien zur Magnesiumsupplementierung während der Schwangerschaft mit über 9000 Frauen. Die Forscher kamen damals zu dem Ergebnis, dass es keine Belege gab, die eine Magnesiumsupplementierung während der Schwangerschaft zur Verbesserung der mütterlichen und kindlichen Gesundheitsergebnisse unterstützen. Die „derzeitige Evidenz“ sei unzureichend, um eine Empfehlung zur routinemäßigen Verwendung von Magnesium während der Schwangerschaft zu geben. Weitere Studien seien in diesem Feld erforderlich.
Wann wird Magnesiummangel in der Schwangerschaft gefährlich?
Ein leichter Mangel lässt sich oft gut ausgleichen. Kritisch wird es, wenn der Magnesiummangel zu ernsthaften Komplikationen führt. Diese können der Gesellschaft für Magnesiumforschung zufolge sein:
- Frühzeitige Wehen und Kontraktionen: Häufig verbunden mit Magnesiummangel – Magnesium kann hier lindernd wirken.
- Blutungen oder Zervixschwäche: Studien zeigen, dass Magnesium solche Komplikationen verringern kann.
- Präeklampsie: Magnesiummangel wird mit einem höheren Risiko für Schwangerschaftsvergiftung und Bluthochdruck assoziiert.
Magnesium richtig einnehmen: Tipps für Schwangere
Damit Magnesium – sollte es als Nahrungsergänzung eingenommen werden – optimal wirkt und gut verträglich ist, lohnt es sich, bei der Einnahme einige Punkte zu beachten. Besonders wichtig ist die Verteilung der Dosis: Statt einer einmaligen großen Menge empfiehlt es sich, Magnesium über den Tag hinweg in kleineren Portionen einzunehmen. So kann der Körper den Mineralstoff besser aufnehmen, und gleichzeitig lassen sich unangenehme Nebenwirkungen wie Durchfall meist vermeiden, rät die Gesellschaft für Magnesium-Forschung.
Tritt während der Schwangerschaft häufig Übelkeit auf – was besonders im ersten Trimester nicht ungewöhnlich ist –, sollte Magnesium nicht auf den nüchternen Magen eingenommen werden. Die Einnahme nach einer Mahlzeit kann hier helfen, Magenreizungen zu vermeiden. Dies empfiehlt die AOK.
Bei bestehenden Grunderkrankungen, insbesondere einer Niereninsuffizienz, ist jedoch besondere Vorsicht geboten. In solchen Fällen sollte die Supplementierung immer nur in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt erfolgen, um eine Überdosierung mit Magnesium oder Belastung der Nieren zu vermeiden. Auch abseits einer Schwangerschaft sollten die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung vorgeschlagenen Höchstmengen von Magnesium nicht überschritten werden.
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