Wie geht es mit den Kegelbrüdern weiter?
13 deutsche Touristen wollten am Ballermann Urlaub machen, doch wurden noch am Tag der Anreise verhaftet. Nun sind sie als Kegelbrüder bekannt. Ein Fall, der für viel Aufsehen sorgt.
Für 13 deutsche Touristen wurde ein Trip auf Mallorca zu einem echten Albtraum. Statt im Bierkönig oder im Megapark am Ballermann, wo kräftig der neue Ballermann-Hit "Layla" gesungen wird, der in Deutschland eine Debatte ausgelöst hat, landeten sie wenige Stunden nach ihrer Ankunft auf der Lieblingsinsel der Deutschen im Knast. Ein Albtraum, der nun vorerst endete. Rund zwei Monate danach sind nun auch die letzten Kegelbrüder auf Kaution frei. Doch wie kam es zu dem Fall, wie sehen die aktuellen Entwicklungen aus und wie kann es weitergehen? Der große Überblick.
Kegelbrüder auf Kaution frei
Am Freitag, den 15. Juli schwappte die Nachricht aus Mallorca nach Deutschland herüber: Die acht Kegelbrüder, die auf der spanischen Insel noch in Untersuchungshaft gesessen hatten, sind auf Kaution frei. Die Kaution beträgt 12.000 Euro pro Person. Der eigentlich zuständige Richter Antoni Rotger befand sich im Urlaub und die Anwälte der Kegelbrüder erreichten bei einem Vertreter die Freilassung. Eine weitere Wende in einem unübersichtlichen und teils dramatischen Fall.
"Der Tag heute ist unser, einer voller Genuss. Wir waren völlig kaputt, 36 Stunden ohne Schlaf und voller Hoffnung", zitierte Anwalt Raban Funk die Kegelbrüder nach der Ankunft in ihrer Heimat Münster.
Lied über die Kegelbrüder
Nach der Freilassung der Kegelbrüder brachten Ballermann-Star Ikke Hüftgold und der Sänger Matuse einen Song mit dem Namen "13 kleine Kegelbrüder" heraus. Es handelt sich um ein Satire-Lied. "Wenn ein Kegelclub ein Lied verdient hat, dann natürlich der Kegelclub aus Münster, doch, wo sind sie eigentlich hin?", beginnt das Lied, das an "Zehn kleine Jägermeister" von den Toten Hosen angelehnt ist.
Brand an der Playa de Palma: Bar "Why Not Mallorca" geht in Flammen auf
Nun aber zum Rückblick: Der mittlerweile in ganz Deutschland bekannte Fall der Kegelbrüder beginnt mit einem Feuer, das unweit der Playa de Palma ausbrach. Die Bar "Why Not Mallorca" war am 20. Mai in Brand gegangen, auch das darunterliegende Bordell wurde durch das Feuer stark beschädigt. Die beiden Lokalitäten waren kurz vor der Wiedereröffnung nach rund zwei Jahren Corona-Pause. Die Feuerwehr konnte den Brand nach einiger Zeit löschen; einen Schaden, der wohl mindestens 150.000 Euro beträgt, konnte sie allerdings nicht verhindern. Bei dem Brand wurden zudem ein Mann und ein junges Mädchen leicht verletzt.
Bei der Suche nach einer Brandursache geriet schnell das Schilfdach in den Fokus, welches zur Bar "Why Not Mallorca" gehört. Die Ermittler stellten nach Prüfung des Tathergangs die Vermutung auf, dass eben jenes Schilfdach durch Zigarettenstummel in Brand geraten war.
Brandstiftung: Vorwürfe gegen die Kegelbrüder
Gleich nach dem Brand wurden 13 deutsche Touristen aus dem Raum Münster von den spanischen Behörden festgenommen. Sie waren erst einige Stunden zuvor angekommen. Die Festnahme erfolgte in dem Hotel der Touristen, welches direkt neben der Bar "Why Not Mallorca" liegt. Die Kegelbrüder, unter diesem Namen haben die 13 Männer mittlerweile Berühmtheit in Deutschland erlangt, werden seitdem beschuldigt, von den Balkonen ihrer Hotelzimmer brennende Zigaretten auf das Schilfdach der Bar geworfen zu haben. Dies soll die Ursache für den Brand sein. Die Kegelbrüder sollen also Brandstiftung begangen haben.
Die Mitglieder des Kegelclubs "Stramm am Tisch" sollen außerdem Alkohol auf das Dach der Bar gegossen haben. Die Anschuldigungen stammen von Augenzeugen; auch Videos soll es geben. "Die Touristen schauten sich das Ganze von ihrem Balkon aus an. Sie fingen an, das Feuer mit ihren Handys zu filmen, grölten und lachten", zitierte die Mallorca Zeitung einen Augenzeugen. Wegen der Augenzeugenberichte und eines Videos ordnete der Haftrichter nach der Festnahme U-Haft für alle 13 Kegelbrüder an. Keine Kaution.
Kegelbrüder im Gefängnis: Entwicklungen auf Mallorca und in Deutschland
Familien und Freunde der Kegelbrüder in Münster sind geschockt. Die Eltern vernetzten sich unmittelbar nach der Nachricht durch eine WhatsApp-Gruppe. Die 13 der Brandstiftung Beschuldigten kamen unterdessen in das Gefängnis Centro Penitenciario de Mallorca. Hier saßen auch schon Unterweltgrößen wie Rocker-Boss Frank Hanebuth oder Bashkim Osmani, der kürzlich freigelassen wurde.
Spannend ist, dass Hanebuth von Anwalt Raban Funk vertreten wurde. Der Anwalt, der nun auch die Kegelbrüder aus dem Knast und zurück nach Deutschland holen soll. Zunächst schwiegen die Beschuldigten zu der Tat, beteuerten aber ihre Unschuld. Zwei der Väter durften ihre Söhne nach einigen Tagen kurz besuchen; die Haftbedingungen sind ansonsten aber streng.
Anwalt Raban Funk beteuert Unschuld der Kegelbrüder
Der erfahrene Strafrechtler Funk beteuert die Unschuld seiner Mandanten und stellte klar: "Die 13 Inhaftierten arbeiten aktiv mit der Staatsanwaltschaft zusammen." Am Montag schrieb der 50-Jährige dann in einer Mitteilung: "Nach Auswertung der den Verteidigern zur Verfügung stehenden Beweismittel haben die 13 Tatverdächtigen nichts mit der Brandentstehung zu tun." Er sieht damit einen Vorwurf der strafbaren Handlung als nicht begründet an.
Die Kegelbrüder, die fast alle zwischen 24 und 29 Jahren alt sind, wurden dann am Donnerstag im Untersuchungsgericht 8 in Palma vom spanischen Haftrichter vernommen. Bei den Einzelgesprächen mit dem Untersuchungsrichter gaben die 13 Beschuldigten laut der Mallorca Zeitung an, dass sie das Vordach der Bar "Why Not Mallorca" nicht in Brand gesetzt haben. Sie behaupteten vielmehr, dass sie versucht hätten, andere Hotelgäste vor dem Brand zu warnen. Einige der Deutschen gaben an, Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr zu sein und sagten, dass es daher absurd sei, dass sie Brandstifter sind. Alle Kegler zeigten sich gegenüber dem Haftrichter kooperativ und beantworteten alle Fragen.
Vier Kegelbrüder auf Kaution frei – acht weiter in Haft
Nach der Anhörung wurde der Beschuldigte Tobias ohne Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Bild berichtete, dass er dem Haftrichter glaubhaft versichern konnte, dass er unter der Dusche stand, während das Feuer ausbrach.
Der Haftrichter entschied zudem, dass vier weitere Kegelbrüder gegen eine Kaution von jeweils 12.000 Euro freikommen können. Die Angehörigen der vier Männer haben diese Kaution kurz darauf eingezahlt. Am Dienstag befanden sich diese trotzdem noch in U-Haft. "Derzeit wird auf den Geldeingang bei der spanischen Justiz gewartet, der sich voraussichtlich feiertagsbedingt verzögert hat. Die Außervollzugsetzung dieser vier Haftbefehle steht zeitnah an", verriet Funk der Bild. Am Mittwoch kamen die vier Männer dann auf freien Fuß und konnten den Rückweg nach Deutschland antreten. Acht der Beschuldigten müssen unterdessen in Haft bleiben und haben zunächst keine Chance, auf Kaution freizukommen.
Familien der Kegelbrüder hinterlegen 500.000 Euro als Sicherheitsleistung
Außerdem sollen alle Deutschen zusammen 500.000 Euro hinterlegen – als eine Art Sicherheitsleistung, oder auch Solidarhaftung, für den entstandenen Schaden. Das könnte die Kooperationsbereitschaft mit der Staatsanwaltschaft deutlich machen. Laut Informationen der Bild haben die Familien der Kegelbrüder die halbe Million inzwischen gezahlt. Ihre Hoffnung ist nun, dass es mit der Freilassung nun schnell geht. "Wir hoffen auf einen Anhörungstermin noch vor August", sagte der Sprecher des Verteidigungsteams um Funk.
Für Unsicherheit sorgt ein Missverständnis zwischen Richter Antoni Rotger und den Anwälten der Kegelbrüder. Die Anwälte hatten zunächst eine Bürgschaft von 500.000 Euro angeboten. Das nannte Rotger "eine Verhöhnung der Justiz". Die 500.000 Euro wurden dann als Solidarhaftung auf ein Treuhandkonto der spanischen Justiz überwiesen. Richter Rotger hatte eine Freilassung der acht in Haft verbliebenen Kegelbrüder zuvor wegen "maximaler Fluchtgefahr" abgelehnt. Die Hoffnung ist nun die höhere höhere Instanz, welcher der Fall von Anwalt Funk vorgelegt wurde.
Brandgutachten belastet Kegelbrüder – aber Foto soll sie entlasten
Ein aktuelles Brandgutachten belastet die Kegelbrüder nun schwer. Das Gutachten der spanischen Guardia Civil unterstützt die These, dass noch brennende Zigarettenstummel die Ursache für den Brand gewesen sein könnten. Die Bild zitiert aus dem Gutachten, dass der Brand "wahrscheinlich durch den Wurf eines brennbaren, zuvor entzündeten Elements, wie es eine Zigarette oder Ähnliches sein kann", entstanden ist. Eine Steckdose wird als mögliche Ursache für den Brand ausgeschlossen, da alles auf eine "externe Entzündungsquelle" hinweise.
Dass die Zigarettenstummel von den Kegelbrüdern stammen, daran gibt es aber Zweifel. Diese sähen nun auch ein Foto, welches die Anwälte der Münsteraner den zuständigen Richtern auf Mallorca gezeigt haben. Auf diesem sind zwei Kegelbrüder auf ihrem Balkon zu sehen. Hinter ihnen steht ein fremder Mann auf dem Balkon des Zimmers, das näher an der Bar ist, die kurz nach der Aufnahme in Brand geriet. Bislang war davon ausgegangen worden, dass dieses Zimmer erst nach der Entstehung des Brandes wieder betreten worden ist. Die Anwälte hoffen, dass das Foto ein weiteres Puzzleteil für die Freilassung sein könnte.
Wie geht es für die Kegelbrüder weiter?
Mitte Juli hatte sich abgezeichnet, dass die in Haft verbliebenen Kegelbrüder nun doch freigelassen werden. "Sie haben wieder Grund zur Hoffnung, denn die Staatsanwältin hat sich heute für ihre Entlassung ausgesprochen. Damit steigen unsere Chancen!", sagte Anwältin Maria Barbancho, nachdem sie ihre Mandanten im Gefängnis besucht hatte, zu Bild.
Allerdings bleiben die Kegelbrüder weiterhin Beschuldigte. Sie sind nur vorläufig auf Kaution frei und dazu verpflichtet, vor Gericht auf Mallorca zu erscheinen, sobald sie zu diesem zitiert werden. Wenn durch Ermittlungen nicht die Unschuld der Münsteraner erwiesen werden kann, dann wird ihnen auf der Baleareninsel der Prozess gemacht.
Entlastet ein Zeuge die Kegelbrüder?
Kurz nach der Freilassung der acht Kegelbrüder, die noch in Haft waren, gibt es weitere gute Nachrichten für die Münsteraner. Das Gericht auf Mallorca will nun den Mann vorladen, der auf dem Foto zu sehen ist, dass die Kegelbrüder entlasten soll. Mittlerweile ist sein Identität ermittelt worden. Die Aussage des Mannes könnte einen Wendepunkt in dem Fall der Kegelbrüder darstellen.
Kegelbrüdern droht in Spanien harte Strafe
Auch wenn die Kegelbrüder auf Kaution frei sind, könnte ihre Lage ernst sein. "Brandstiftung ist eines der Delikte, das in Spanien am härtesten bestraft wird", verriet Anwalt Tomeu Salas der Bild: "Die Strafen liegen zwischen fünf Jahren und 20 Jahren Haft. Den Deutschen dürften fünf bis zehn Jahre drohen. Denn ich denke, dass keine klare Absicht erkennbar ist, sondern sträfliche Fahrlässigkeit unter Alkoholeinfluss, was auch ein mildernder Umstand ist."
Der dpa sagten spanische Anwälte, dass die Kegelbrüder bei einer Verurteilung wegen fahrlässiger Brandstiftung mit einem Freiheitsentzug zwischen einem Jahr und drei Jahren rechnen müssten. Wenn die Brandstiftung vorsätzlich ist, dann sieht das Gesetz demnach eine Haftstrafe von bis zu sechs Jahren vor.