Melilla: Das ist die spanische Exklave im Norden von Afrika
Seit dem Juni 2022 ist Melilla vielen Menschen in Europa ein Begriff. Es handelt sich um eine spanische Exklave in Afrika, der eine besondere Stellung zukommt.
Unter #MasacreMelilla machten viele Spanierinnen und Spanier auf Twitter ihren Unmut breit. Ein "Massaker in Melilla" also, das sich Ende Juni 2022 im Norden von Afrika abgespielt haben soll. Mindestens 37 Afrikaner sollen dort ihr Leben verloren haben. Es handelte sich um Asylsuchende, die den Weg nach Spanien suchten. Dieser Weg ist im Norden von Marokko nicht weit, denn Melilla stellt eine spanische Exklave dar. Um die Flüchtlingsproblematik zu verstehen, muss man sich zunächst ein Bild über Melilla machen.
Wo liegt Melilla?
Melilla stellt eine spanische autonome Stadt dar, die an der nordafrikanischen Mittelmeerküste liegt. Sie grenzt an Marokko und gehört aus geografischer Sicht zu Afrika. Die Stadt liegt auf der Halbinsel Cabo de Tres Forcas und ist von einigen Grenzbefestigungen umgeben. Das Gebiet von Melilla umfasst insgesamt etwa 13,4 km². Die nächstgelegene Stadt in Marokko ist Nador. Sie liegt rund zehn Kilometer südlich von Melilla.
Die Entfernung nach Málaga beträgt in etwa 190 Kilometer. Bis zur spanischen Stadt Almería sind es rund 180 Kilometer. Beide Strecken können mit der Fähre zurückgelegt werden. In Melilla gibt es acht Bezirke, die Barrios genannt werden. Diese sind: Barrio del Ataque, Barrio de Medina Sidonia, Barrio del General Larrea, Barrio del Príncipe de Asturias, Barrio del Carmen, Barrio del General Gómez Jordana, Barrio del Polígono Residencial de La Paz und Barrio de los Héroes de Espana.
Bedeutung von Melilla als spanische Exklave
Auch wenn Melilla geografisch Afrika zugeordnet wird, gehört die Stadt politisch zu Spanien. Sie ging im Jahr 1497 in spanischen Besitz über, als Marokko die Unabhängigkeit von Spanien und Frankreich erlangte. Bis zum Jahr 1995 war sie Teil der Provinz Málaga. Seitdem hat Melilla als spanische Exklave einen Autonomiestatus inne. Dieser kann mit denen von Mallorca und der Region Katalonien, aber auch der anderen spanischen Exklave Ceuta verglichen werden. Letzter liegt ebenfalls auf dem afrikanischen Kontinent.
Melilla gehört als Teil Spaniens auch zur Europäischen Union. Vom Zollgebiet der Union ist die Stadt aber ausgenommen. Gleiches gilt für den Schengen-Raum. In Melilla wohnen rund 78.500 Menschen, die hauptsächlich vom Schiffbau und der Fischverarbeitung leben. Der Freihafen bildet das Zentrum der Bedeutung Melillas. Von diesem werden Fisch, Gemüse, Obst, Blei und Eisen exportiert. Die Altstadt von Melilla ist als Kulturgut der Kategorie Conjunto histórico-artístico eingestuft.
Melilla als Spaniens Exklave: die Migration nach Europa
Als spanischer Exklave auf dem afrikanischen Kontinent kommt Melilla eine besondere Rolle zu. Seit vielen Jahren wollen immer mehr Afrikaner über die Stadt nach Europa einreisen, um dann um Asyl zu ersuchen. Vor einer illegalen Einwanderung schützt sich Melilla mit hohen Zäunen, Kameras, Bewegungsmeldern und Nachtsichtgeräten. Die Guardia Civil patrouilliert den ganzen Tag und die ganze Nacht.
Seit Ende September 2005 hat sich die Lage an der spanisch-marokkanischen Grenze verschärft. Da immer mehr Menschen illegal einwandern wollten verstärkte Spanien die Zäune. Die Folge: Es kam immer wieder zu Todesfällen. Asylsuchende, die an der Grenzanlage von Melilla scheiterten, wurden von Marokko oftmals abgeschoben. Es gab sogar Vorwürfe von Hilfsorganisationen, dass einige in der Wüste ausgesetzt wurden. Die marokkanische Regierung weist diese Beschuldigungen von sich. Im Jahr 2020 entschied die spanische Regierung, dass in Melilla eingedrungene Migranten sofort wieder zurückgeschoben werden sollen und dürfen.
Eskalation in Melilla im Juni 2022
Seit dem Juni 2022 ist Melilla vielen Menschen in Europa ein Begriff. Das hat mit einer Eskalation zu tun, die sich am 24. Juni abspielte. Rund 2.000 Asylsuchende aus Afrika sollen versucht haben, die Grenzzäune zu überwinden. 500 waren erfolgreich und gelangten auf die spanische Seite. Mindestens 37 Afrikaner fanden an der Grenze zwischen Marokko und Spanien ihren Tod.
Alle Opfer sollen bei einer Massenpanik ums Leben gekommen sein. Im Netz kursieren aber auch Videos, wie marokkanische Sicherheitskräfte brutal gegen die Menschen vorgehen. "Auch wenn die Migranten bei ihrem Versuch, nach Melilla zu gelangen, gewalttätig gehandelt haben mögen, ging bei den Grenzkontrollen nicht alles mit rechten Dingen zu", kritisierte Esteban Beltran, Direktor von Amnesty International Spanien: "Die Menschenrechte von Migranten und Flüchtlingen müssen respektiert werden und das, was wir gesehen haben, darf sich nicht wiederholen."
In Madrid kam es zu spontanen Protesten, viele Menschenrechtsorganisationen in Spanien und Marokko verlangten eine unabhängige Untersuchung, die den Umständen der Todesfälle auf den Grund gehen soll. Pedro Sánchez, Ministerpräsident von Spanien, sah einen "Angriff auf die territoriale Integrität" Spaniens und einen "gewaltsamen Übergriff." Er machte die Menschenhandels-Mafia dafür verantwortlich. Sánchez lobte das Vorgehen der spanischen und marokkanischen Sicherheitskräfte.