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Missgeschicke und Erfolge in Italien: Künstler, Stühle und unkonventionelle Abenteuer

Italien

Senior fährt Freitreppe hinab, Diamantenstuhl gibt unter Tourist nach

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    Ein 81-Jähriger hatte sich verfahren und ist einfach die berühmte Spanische Treppe mit ihren 136 Stufen in Rom hinuntergefahren.
    Ein 81-Jähriger hatte sich verfahren und ist einfach die berühmte Spanische Treppe mit ihren 136 Stufen in Rom hinuntergefahren. Foto: dpa/Vigili del Fuoco 

    Der begabte Musiker und Komponistenförderer Ferdinando de' Medici (1663-1713) ist seit Lebzeiten eine seiner Bedeutung entsprechende Distanz gewöhnt. Der Großprinz der Toskana hängt als Gemälde des Malers Anton Domenico Gabbiani in der weltberühmten Gemäldegalerie in Florenz, den Uffizien. Seit einiger Zeit rücken ihm die Besucher jedoch immer mehr auf die Leinwand, vor Tagen verletzte ein Besucher sogar die Intimsphäre des Großprinzen. Bei dem Versuch, sich per Smartphone von seiner Begleiterin vor dem Medici-Prinzen ablichten zu lassen, verlor der 40-Jährige das Gleichgewicht, stützte sich am Großprinzen ab und fügte dem Gemälde einen Riss zu. Die Missetat wurde zur Anzeige gebracht. 

    Besucher stützt sich mit seinem Hinterteil auf dem Kunstwerk ab

    Ähnlich erging es kürzlich einem Stuhl des Künstlers Nicola Bolla (62) im Palazzo Maffei von Verona. Der mit Diamanten besetzte und als Hommage an Vincent van Goghs Gemälde verstandene Stuhl wurde Zeuge, wie sich ein älteres Touristenpärchen ebenfalls zum Zwecke der fotografischen Erinnerung gegenseitig vor dem Kunstobjekt ablichtete. Der auf Überwachungskameras als leicht übergewichtig zu identifizierende Mann hatte allerdings die fragwürdige Idee, sich mit seinem Hinterteil auf dem Kunstobjekt abzustützen. Dem teuren Stuhl war das zu viel, er gab nach. Der Mann kam ins Taumeln, das Kunstobjekt knickte ein. Das Paar versuchte sogleich davonzuschleichen in der Hoffnung, nicht erwischt zu werden. Dank Überwachungskameras kann sich nun aber die ganze Welt an den Bildern ergötzen - oder über sie empören.

    „Das Problem, dass Besucher in Museen kommen, um Memes zu erstellen oder Selfies für soziale Medien zu machen, ist weit verbreitet“, sagt Uffizien-Direktor Simone Verde. Und, Hand aufs Herz, man kennt die Versuchung auch von sich selbst. Florenz jedenfalls hatte just am Tag des Angriffs auf den Großprinzen auch etwas zu feiern. Seit fast 20 Jahren verschandelte ein für Renovierungsarbeiten an den Uffizien aufgebauter gelber Kran das Stadtpanorama. Am vergangenen Samstag wurde er definitiv abgebaut, sogar Italiens Kulturminister Alessandro Giuli reiste an. Bleibt die Frage, was Ferdinando de' Medici, der Van-Gogh-Stuhl und der Kran über die von dieser singulären Spezies namens Menschheit provozierten Ereignisse zu sagen hätten. Schließlich sind sie die stummen Protagonisten jener Affären.

    Ein Maserati bretterte die berühmte Freitreppe auch schon hinunter

    Zu hören ist bislang auch nichts vom 81-jährigen Pensionär, der vergangene Woche per Kompakt-Mercedes einen Teil der Spanischen Treppe in Rom heruntergefahren ist, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Die wilde Fahrt trug sich morgens gegen 4 Uhr zu, wenn Rom still ist und in seiner wahren Pracht da liegt. Der Senior hatte sich offenbar verfahren und sah keinen anderen Ausweg als die berühmte Freitreppe. Mit seiner Irrfahrt ist der 81-Jährige allerdings nicht allein. Vor drei Jahren fuhr ein Maserati ebenfalls illegalerweise die Treppe hinunter – und das nicht bei Dreharbeiten. Will die Stadtverwaltung künftig solche Weltnachrichten vermeiden, könnte sie sich zum Aufstellen von Pollern aufgerufen fühlen.

    Siebenjähriger macht sich auf den Weg - zu einer Eisdiele in Mailand

    Sicherheitsvorkehrungen helfen manchmal, in einigen Fällen nützen sie nichts. So im Fall jenes bewundernswert unternehmungslustigen Norditalieners im zarten Alter von sieben Jahren. Alters- und wettergemäß verspürte der Junge neulich eine unbändige Lust auf Eis und erinnerte sich an eine Eisdiele in Mailand. Allerdings musste er diese erst von jenem Vorort bei Varese erreichen, in dem er mit seiner Familie wohnt. So legte der Hungrige seine Armbanduhr mit eingebautem GPS-System zur Ortung ab, lief einen Kilometer zum Bahnhof und setzte sich in den Zug in Richtung Metropole. Um nicht weiter aufzufallen, nahm der Siebenjährige neben einer älteren Signora Platz und tat so, als gehöre er zu ihr. Die Polizei griff den Ausreißer in Mailand auf und übergab ihn seinen erschrockenen Eltern. Deren erste Maßnahme bestand darin, die Stromzufuhr zum elektronischen Gartentor zu kappen, aus dem der Sohn geflohen war. Dessen laute Beschwerde ist seither bis über die Alpen zu vernehmen. Sie lautet: „Kauft mir endlich ein Eis!“

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