Diabetes – umgangssprachlich auch als Zuckerkrankheit bezeichnet – ist in Deutschland weit verbreitet. Laut dem Diabetesinformationsportal diabinfo.de leidet schätzungsweise jede zehnte Person an der Stoffwechselerkrankung. Wird die Diagnose gestellt, geht es bei etwa 93 Prozent der Erkrankten um Typ-2-Diabetes. Mit rund sechs Prozent ist Typ-1-Diabetes wesentlich seltener, zählt aber trotzdem zu den Hauptformen der Erkrankung.
Andere Diabetes-Formen wie Diabetes MODY treten deutlich seltener auf. Die Abkürzung steht laut der Deutschen Diabetes Hilfe für „Maturity Onset Diabetes of the Young“ – zu Deutsch also „Erwachsenendiabetes, der bei Jugendlichen auftritt“. In der Regel bricht die Erkrankung diabinfo.de zufolge vor dem 25. Lebensjahr aus, wird oft aber nicht direkt richtig erkannt. Fehldiagnosen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes kommen immer wieder vor. Wir haben mit Kinderendokrinologin und Diabetologin Dr. med. Constanze Lämmer von der Augsburger Kinder- und Jugendklinik Josefinum über die Symptome und die Therapie von MODY-Diabetes gesprochen.
Übrigens: Neben den beiden Hauptformen – Diabetes Typ 1 und Typ 2 – gibt es weitere. Der Internationale Diabetesverband hat im April 2025 mit Typ-5-Diabetes eine weitere Form benannt. Dieser Typ tritt in Verbindung mit Mangelernährung auf und kommt vor allem in Asien und Afrika vor.
MODY-Diabetes: Wie häufig tritt die Erkrankung auf?
MODY-Diabetes ist eine genetisch bedingte Diabetes-Form, sie tritt also familiär gehäuft auf, erklärt Lämmer. Insgesamt gibt es 14 verschiedene MODY-Formen, bei denen jeweils ein einzelnes Gen verändert ist. Diese Mutationen verursachen eine Störung in den insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse, den sogenannten Beta-Zellen. In der Folge wird weniger Insulin produziert, die Blutzuckerwerte steigen an und es entsteht ein Diabetes. Die vier häufigsten Formen der Stoffwechselerkrankung sind laut der 2021 im International Journal of Molecular Sciences veröffentlichten Studie „Maturity Onset Diabetes of the Young – News Approaches for Disease“ diese:
- HNF1A (51 Prozent; früher MODY 3)
- GCK (32 Prozent; früher MODY 2)
- HNF4A (10 Prozent; früher MODY 1)
- HNF1B (6 Prozent; früher MODY 5)
Alle weiteren MODY-Diabetes-Formen haben gemeinsam eine Prävalenz von nur etwa einem Prozent und sind sehr selten:
- PDX1 (früher MODY 4)
- NEUROD1 (früher MODY 6)
- KLF11 (früher MODY 7)
- CEL (früher MODY 8)
- PAX4 (früher MODY 9)
- INS (früher MODY 10)
- BLK (früher MODY 11)
- ABCC8 (früher MODY 12)
- KCNJ11 (früher MODY 13)
- APPL1 (früher MODY 14)
Im Register zur Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV-Register) macht MODY etwa 0,2 Prozent aller Diabetes-Fälle bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus. Experten – unter anderem von diabinfo.de – vermuten aber eine hohe Dunkelziffer und gehen dementsprechend von höheren Werten aus: „Schätzungsweise sind es ein bis fünf Prozent“, erklärt Lämmer. Genaue Zahlen sind allerdings nicht bekannt. Das könnte an möglichen Fehldiagnosen liegen oder daran, dass die Erkrankung bei einigen Patientinnen und Patienten gar nicht erst vermutet wird. Vorstellen kann sich das die Endokrinologin etwa bei GCK-MODY, einer der häufigsten Formen der Stoffwechselerkrankung. Diese Form muss in der Regel nämlich nicht medikamentös behandelt werden und wird dann unter Umständen nicht im DPV-Register vermerkt.
Symptome bei MODY-Diabetes: Welche Anzeichen gibt es?
Die Symptome bei MODY-Diabetes ähneln denen bei Typ-1- oder Typ-2-Diabetes: Laut gesund.bund.de können vermehrter Harndrang, starker Durst, Müdigkeit, Antriebsschwäche, Übelkeit und Schwindel auf einen Diabetes beziehungsweise erhöhte Blutzuckerwerte hinweisen. Das Problem: „Zucker tut nicht weh und die Symptome sind oft sehr unspezifisch“, sagt Lämmer. Allein aufgrund bestimmter Krankheitsanzeichen kann MODY daher nicht festgestellt werden. Für eine sichere Diagnose ist in der Regel eine Blutuntersuchung nötig.
14 verschiedene Diabetes-Formen: So wird MODY therapiert
„Vor einer richtigen Therapie steht immer die Diagnose“, sagt Lämmer. Bis die Ergebnisse einer genetischen Untersuchung vorliegen, dauert es normalerweise etwa sechs Wochen. In dieser Zeit können Patientinnen und Patienten unter Umständen bereits mit Insulin oder Antidiabetika behandelt werden.

Aber: „Je nach Ursache ist die Behandlung unterschiedlich.“ Während bei manchen MODY-Formen eine Lebensstilveränderung ausreicht, müssen andere mit Tabletten, die die Insulinproduktion fördern, oder Insulin therapiert werden. Was Lämmer zufolge unabhängig von der Form immer dazu gehört: „eine bewusste, zuckerarme Ernährung und ausreichend Bewegung“.
Wie werden die einzelnen MODY-Formen aber therapiert? Die Diabetologin gibt eine Übersicht:
MODY-Form | Therapie |
---|---|
HNF4A (früher MODY 1) | Diät, Sulfonylharnstoffe und Insulin |
GCK (früher MODY 2) | Diät und Bewegung – in der Schwangerschaft ggf. Insulin |
HNF1A (früher MODY 3) | Diät, Sulfonylharnstoffe und Insulin |
PDX1 (früher MODY 4) | Diät, orale Antidiabetika und Insulin |
HNF1B (früher MODY 5) | Diät, orale Antidiabetika und Insulin |
NEUROD1 (früher MODY 6) | Orale Antidiabetika und Insulin |
KLF11 (früher MODY 7) | Orale Antidiabetika und Insulin |
CEL (früher MODY 8) | Orale Antidiabetika und Insulin |
PAX4 (früher MODY 9) | Diät, orale Antidiabetika und Insulin |
INS (früher MODY 10) | Diät, orale Antidiabetika und Insulin |
BLK (früher MODY 11) | Diät, orale Antidiabetika und Insulin |
ABCC8 (früher MODY 12) | Diät und Sulfonylharnstoffe |
KCNJ11 (früher MODY 13) | Diät, Sulfonylharnstoffe und Insulin |
APPL1 (früher MODY 14) | Diät, orale Antidiabetika und Insulin |
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