Es gab nur einen Papst Franziskus, Johannes hingegen liegt klar in Führung: Kein anderer Name wurde häufiger von einem Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Zuletzt im Jahr 1958: Bis 1963 war Johannes XXIII. im Amt. Römisch XXIII bedeutet 23. Dann war er sicherlich der 23. Papst mit diesem Namen?
Nicht ganz. Hier zeigt sich die Schwierigkeit der Papst-Nummerierung in einer bewegten 2000-jährigen Geschichte des Amtes. Welcher Name nun wie oft vergeben wurde und wann die jeweiligen Päpste dem Vatikan zufolge die Kirche anführten, können Sie unserer Grafik entnehmen.
Päpste, Gegenpäpste und die Schwierigkeit der Nummerierung
Erst einmal: Dass Päpste als Zusatz eine römische Zahl erhalten, war nicht von Anfang an üblich. Auch, dass sie ihren weltlichen Namen ablegen und sich einen Papstnamen geben, war in der Frühzeit des Christentums nicht festgelegt und wurde erst im frühen Mittelalter zur Praxis. Bei der Wahl des Namens orientierten sie sich an Heiligen oder ihren Amtsvorgängern. Um Päpste gleichen Namens unterscheiden zu können, begann man schließlich damit, sie durchzunummerieren.
So funktionieren römische Zahlen
Grundzeichen: Bestimmte Buchstaben stehen für bestimmte Werte:
I = 1, V = 5, X = 10, L = 50, C = 100, D = 500, M = 1000.
Additionsregel: Steht ein kleinerer Wert hinter einem größeren, wird er hinzugezählt, also:
VI = 6 (5 + 1), XV = 15 (10 + 5).
Subtraktionsregel: Steht ein kleinerer Wert vor einem größeren, wird er abgezogen, z. B.
IV = 4 (5 - 1), IX = 9 (10 - 1).
Kombinationen: Zahlen werden durch Aneinanderreihung gebildet, wobei maximal drei gleiche Zeichen hintereinander stehen dürfen. Also:
III=3, aber 4 wird als IV (5-1) geschrieben. Genauso steht XXX für 30, während 40 XL geschrieben wird.
Eine Liste, wer denn nun wann offiziell Papst war, gibt es auf der Internetseite des Vatikans – diese ist auch Grundlage dieses Artikels. Sie umfasst 266 anerkannte Päpste und beginnt mit Petrus: Dem Vatikan zufolge war dieser Apostel Jesu der erste Bischof von Rom und zählt damit als der erste Papst. Ob es sich dabei um einen historischen Fakt handelt, ist umstritten.
In den folgenden Jahrhunderten herrschte nicht immer Einigkeit, wer das Amt denn nun wirklich innehatte. So gab es in der Geschichte mehrere Dutzend Gegenpäpste – also Personen, die zum Papst ernannt wurden, obwohl es einen anderen von der Kirche als rechtmäßig angesehenen Papst gab. Teilweise wurden Gegenpäpste erst hunderte Jahre später als solche eingestuft. Das bringt die Papst-Nummerierung ganz schön durcheinander.
So war Johannes XXIII. der Liste des Vatikans zufolge erst das 21. Kirchenoberhaupt dieses Namens. Denn Johannes XVI. wurde lange nach seinem Tod als Gegenpapst eingestuft und wird vom Vatikan seitdem nicht mehr anerkannt. Ein weiteres Problem liegt bei Johannes XX. Das Problem: Es gab ihn nie. Im 13. Jahrhundert sorgte ein Überlieferungsfehler dazu, dass sich der neue Papst fälschlicherweise die Nummer XXI gab, obwohl XX an der Reihe gewesen wäre.
Papst Benedikt XVI. war laut Vatikan nicht der 16. Papst namens Benedikt
So bleiben nur 21 anerkannte Päpste namens Johannes, für Platz eins der beliebtesten Papst-Namen reicht das trotzdem. Auf Platz zwei folgt mit 16 Vergaben Gregor.
16? Da könnte nun der eine oder andere auf die Idee kommen, dass Gregor doch höchstens gleichauf mit Benedikt sein müsste. Schließlich gab sich der deutsche Papst, Joseph Ratzinger, 2005 den Namen Benedikt XVI. Der Liste des Vatikans zufolge war Ratzinger aber nicht der 16. Benedikt, sondern der 15. Denn auch Benedikt X., der sich von 1058 bis 1060 Papst nannte, wurde später als Gegenpapst eingestuft. „Benedikt“ schafft es so mit 15 Vertretern auf den dritten Platz der beliebtesten Papst-Namen.
Franziskus II., Johannes Paul III. oder ganz anders? Wie der nächste Papst heißen könnte
Papst Franziskus sorgte mit seiner Wahl für etwas, das es seit 1100 Jahren nicht gegeben hatte: Er benannte sich nach Franz von Assisi – und damit kam es zum ersten Mal seit Papst Lando (913 bis 914) dazu, dass sich ein Papst einen zuvor noch nie gewählten Namen aussuchte. Zumindest, wenn man Papst Johannes Paul I., der 1978 nur 33 Tage nach seiner Ernennung starb, nicht dazuzählt: Die beiden Namen Johannes und Paul waren einzeln schon oft verwendet worden.
Und welchen Namen wird der nächste Papst tragen? Das weiß natürlich noch niemand, doch bei einigen internationalen Wettanbietern können Interessierte Geld darauf setzen. Die amerikanische Seite Polymarket errechnet daraus eine 11-Prozent-Chance, dass der nächste Papst „Johannes Paul III.“ heißen wird. Die Wahrscheinlichkeit für „Franziskus II.“ wird mit 9 Prozent angegeben. Außenseiterchancen sieht der Wettanbieter unter anderem für einen weiteren „Johannes“ (6 Prozent), Benedikt (5 Prozent), Pius, Clemens, Adrian, Leo (jeweils 4 Prozent), Urban, Gregor (jeweils 3 Prozent), Alexander, Stephan, Innozenz (jeweils 2 Prozent) oder Bonifatius (1 Prozent). Die größte Wahrscheinlichkeit (37 Prozent) ist dafür angegeben, dass ein ganz anderer Name gewählt wird.
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