So etwas Umstürzlerisches kann wohl nur aus Pfälzer Boden treiben, wo schon 1832 beim Hambacher Fest sich Revoluzzergeist gegen das Regententum empörte. Wenn jetzt Anfang Oktober die Nachfolge für die amtierende Pfälzer Weinkönigin und ihre beiden Weinprinzessinnen zur Wahl ansteht, sollen daraus eben nicht mehr Majestät und Königliche Hoheiten hervorgehen, sondern bloß noch schnöde „PfalzWeinBotschafter“. Verständlich, dass ob solch grundstürzenden Vorhabens des scheinbar alle Traditionen vergessenden Vereins Pfalzwein die Weintrinkerseele schäumt.
Denn es geht ja nicht nur darum, nun auch noch einem der letzten Reste von Monarchie in unserem Land den Garaus zu machen. Nein, der „PfalzWeinBotschafter“ - die genderunsensible Bezeichnung lässt schon Schlimmes fürchten - rüttelt auch an einer Tatsache, die bisher fest gemauert in der Weinbergserde war: Dass die Erbfolge des Amtes weiblich ist. Künftig also soll auch nichtstandesgemäßes Männervolk zu Repräsentationszwecken herhalten dürfen. Gewiss, Weinkönige und derer Prinzen gibt es schon anderswo, nun aber ausgerechnet auch im Herzland des Schoppentrunks? Es scheint, als verlöre die Pfalz gerade Hopfen und Malz.
Die Krönung des Vorhabens
Was dem Ganzen nämlich noch die Krone aufsetzt: Ebendiese Insignie herrschaftlicher Würde, wie bei den Königinnen oben auf wallendem Haar, soll es beim künftigen „PfalzWeinBotschafter“ - konsequenterweise, muss man sagen - ebenfalls nicht mehr geben. Stattdessen? Weiß man noch nicht. Wir vermuten: ein Weindiplomatenpass. Da müsste man vollends den Statthalter von Condate, Agrippus Virus (ca. 50 v. Chr.), zitieren: „Wein her, es ist zum Weinen.“
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