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Pfarrer aus Schwaben entwickelt Papst-O-Mat mithilfe von KI

Papstwahl 2025

Welcher Papst passt zu mir? Der Papst-O-Mat weiß eine Antwort

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    Dieser Papst-O-Mat kommt aus Friedberg bei Augsburg. Stadtpfarrer Steffen Brühl hatte die Idee für das Online-Tool.
    Dieser Papst-O-Mat kommt aus Friedberg bei Augsburg. Stadtpfarrer Steffen Brühl hatte die Idee für das Online-Tool. Foto: Steffen Brühl

    Pfarrer Steffen Brühl aus Friedberg bei Augsburg blickt in diesen Tagen ständig nach Rom. Wie so viele Menschen verfolgt der Pallottiner-Pater die Livestreams, die den bekanntesten Schornstein der Welt zeigen. Wie viele Menschen wartet er – auf weißen Rauch über der Sixtinischen Kapelle. Wie wenige hat Brühl jedoch eine spezielle Aufgabe: Er muss dafür sorgen, dass die Glocken seiner Kirche, der Stadtpfarrkirche Sankt Jakob, läuten, sobald der neue Papst auf dem Balkon des Petersdoms erscheint. „Ich stehe Gewehr bei Fuß“, sagt Brühl und lacht am Donnerstagmittag ins Telefon.

    Der Pater und die Welt also warten. Und für den Fall, dass es einem dabei langweilig werden sollte, gibt es Ablenkung. So kann man unter https://adoptacardinal.org einen Kardinal „adoptieren“, sprich eine „Gebetspatenschaft übernehmen“, sprich für einen der Papst-Wähler während des Konklaves beten. Der Kardinal kommt per Zufallsauswahl und E-Mail mit ein paar Daten zu seiner Person: Im Testfall ist es George Jacob Kardinal Koovakad aus Indien. Oder man vertreibt sich die Zeit auf den Internetseiten https://kardinal-o-mat.de oder https://sankt-jakob-friedberg.de/papst-o-mat-jetzt-online.

    Deutlich bekannter ist der Kardinal-O-Mat – doch der ist umstritten

    Womit man wieder bei Pfarrer Steffen Brühl aus Friedberg bei Augsburg wäre. Der dachte sich in der letzten Aprilwoche, nachdem der Vatikan den Termin für das Konklave veröffentlicht hatte: „Eigentlich müsste es doch bei einer Papst-Wahl so etwas geben wie den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung!“ Der Wahl-O-Mat ist eine Anwendung, die Zustimmung oder Ablehnung zu bestimmten Positionen etwa der Parteien, die zur Bundestagswahl antreten, abfragt und anzeigt, mit welcher man am meisten übereinstimmt. Brühls Idee war ein Papst-O-Mat. „Dass es bereits ganz ähnlich einen Kardinal-O-Mat gibt, habe ich erst später erfahren“, erzählt er. Später habe er auch erst erfahren, dass dieser unter anderem wegen seiner katholisch-konservativen beziehungsweise Franziskus-kritischen „Datenquelle“ umstritten ist.

    Pallottiner-Pater Steffen Brühl sagt über den Papst-O-Mat: „Es ist eine Anwendung, die man mit einem Augenzwinkern betrachten sollte.“
    Pallottiner-Pater Steffen Brühl sagt über den Papst-O-Mat: „Es ist eine Anwendung, die man mit einem Augenzwinkern betrachten sollte.“ Foto: Ute Krogull

    Brühls Papst-O-Mat entstand innerhalb von drei Tagen, maßgeblich mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Die allerdings habe nicht perfekt funktioniert. „Der KI-Chatbot ChatGPT hat sich redlich bemüht“, sagt der Pfarrer. Die Grundprogrammierung jedenfalls habe ChatGPT ordentlich hingebracht, auch das Zusammentragen von Informationen zu potenziellen Favoriten für das Papstamt. Die letztlich 20 Fragen oder Thesen (wie: „Gleichgeschlechtliche Paare sollten in der Kirche gesegnet werden können. – Stimme zu, Neutral, Stimme nicht zu“) habe er sich dann mit seinem „Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit“ ausgedacht. „Wir hatten viel Spaß dabei“, erzählt der 49-Jährige. „Aber ich möchte das betonen: Es ist eine Anwendung, die man mit einem Augenzwinkern betrachten sollte.“ Man könne schließlich einem Menschen und seinen Positionen nicht durch die Beantwortung von nur 20 Fragen gerecht werden.

    Der Papst-O-Mat soll zum Nachdenken und Diskutieren anregen

    Gleichwohl solle der Papst-O-Mat zum Nachdenken und Diskutieren anregen – über die aktuellen kirchenpolitischen Themen. Sein Wunsch-Papst? „Es müsste eine Persönlichkeit sein, die authentisch ist und die Fähigkeit besitzt, die Kirche zusammenzuhalten“, sagt Brühl. Jemand, der den von Franziskus eingeschlagenen Weg der Reformen weitergehe. Ob der neue Papst dieses Profil erfüllt? Abwarten. Und auf den Schornstein schauen.

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