Szenen wie diese haben den Fans der britischen Royals gefehlt: Vergangene Woche besuchte Prinzessin Catherine mit einer Gruppe von Schulkindern die National Portrait Gallery in London. Lässig gekleidet in einem braunen Blazer gab sie sich bodenständig. Sie fuhr mit den Schülern im Bus und hielt ein kleines Mädchen an der Hand, als sie das Museum betrat, um gemeinsam mit den Kindern einen interaktiven Kunstpfad zu erkunden. Es war einer der ersten Termine, die die Prinzessin alleine wahrnahm, seit sie im September verkündet hatte, dass sie „krebsfrei” sei.
„Es ist wichtig, dass sie wieder im Einsatz ist, denn ohne sie fehlt die Starpower, das glamouröse Element, das sie in die Monarchie einbringt“, sagt Pauline Maclaran von der Royal Holloway, University of London, die sich in ihrem Buch „Royal Fever“ mit dem Image der königlichen Familie beschäftigt. Umfragen zufolge ist die 43-Jährige das beliebteste Familienmitglied. Das liege zweifellos auch an „ihrer Schönheit und ihrer stilvollen Garderobe“ sowie ihrem Image als „perfekte Prinzessin“, wie die Expertin betont. Journalisten und Blogger berichten stets ausgiebig über Catherines Aussehen und die Kleider, die sie trägt. Oft sind die Stücke dann innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Dieses Phänomen hat einen Namen: „Kate-Effekt“.
Eine Prinzessin als Modeikone: Das steckt hinter dem „Kate-Effekt“
Ihr Einfluss ist immens. Sie hat selbst kleinen britischen Designern zum Durchbruch verholfen. Doch Kate, so berichteten britische Medien vor einigen Tagen und zitieren Palastkreise, wolle nicht, dass der Fokus ausschließlich auf ihren Outfits liege, weshalb die Namen der Modemacher und Marken bei offiziellen Terminen nicht genannt werden. Die Nachricht zog weite Kreise, Mode-Blogger betonten, dass sie neben Schuhen und Kleidern durchaus auch über die Inhalte berichteten. Ein Sprecher des Kensington-Palastes sah sich am Dienstag schließlich genötigt, die Lage klarzustellen: Die Kommentare sollten „nicht direkt der Prinzessin von Wales zugeschrieben werden“ und es handele sich nicht um eine neue Regelung. Doch wieso kam es zu diesem ungewöhnlichen Schritt? Schließlich hält sich das Königshaus in den meisten Fällen an das Mantra der im September 2022 verstorbenen Königin Elizabeth II.: Niemals klagen, niemals erklären.
Maclaran vermutet, dass der Palast reagierte, „weil Kate einige ihrer Fans, die ihre Mode sehr genau verfolgen, nicht verprellen oder den Eindruck erwecken wollte, dass sie viel Aufhebens darum macht.“ Denn das könne auch ihre Unterstützung für britische Marken gefährden. Modisch gekleidet, konzentriert sich Kate als „Working Royal“ seit einigen Jahren mit der Gründung der Royal Foundation for Early Childhood insbesondere auf die Relevanz der frühkindlichen Entwicklung. Dies passe gut zum Image der dreifachen Mutter, sagt die Professorin und PR-Expertin. Doch gerade ihr Engagement im Bildungsbereich könnte laut Beobachtern auch zum Problem werden.
Wohltätigkeit ja, politische Einflussnahme nein: Eine Gratwanderung für britische Royals
Denn während König Heinrich VIII. im 16. Jahrhundert noch fast uneingeschränkt über das Parlament hinweg regierte und sogar eine neue Kirche gründete, um seine Ehe mit Katharina von Aragon – am Papst vorbei – annullieren zu können, darf der Souverän heute keine politische Rolle mehr spielen, muss neutral sein. Das gilt auch für Familienmitglieder. Riskiert Kate mit ihrem Engagement also einen Konflikt zwischen Königshaus und Parlament, weil sie indirekt Einfluss auf die Entscheidungen im britischen Unterhaus nimmt?
Craig Prescott, Experte für die verfassungsrechtliche Rolle der Monarchie an der Royal Holloway, University of London, spricht von einem „schmalen Grat“, auf dem die britischen Royals wandeln. Sie müssten es vermeiden, direkten Druck auf Politiker auszuüben. „Ich vermute, dass Catherines Arbeit deshalb begrenzt ist.“ Sie gebe Studien in Auftrag, mache Vorschläge, aber sie gehe nicht so weit, die Regierung explizit aufzufordern, ein Projekt anzugehen – denn das werde unweigerlich zu einer parteipolitischen Frage. Es geht also um die Vermittlung subtiler Botschaften. Und offenbar auch weiterhin um die Unterstützung der britischen Modewelt.
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