Frau Gröschel, im Februar waren Sie als nüchterne „Tatort“-Oberkommissarin Leonie Winkler in Dresden zu sehen und jetzt am Sonntagabend als Nina Richter im erotischen Herzkino-Format des ZDF. Nur eine andere Rolle oder auch eine innere Reise?
CORNELIA GRÖSCHEL (DENKT ERST MAL NACH): Beides ein Stück weit. Einerseits ist es für mich als Schauspielerin eine willkommene Abwechslung, aber auch eine neue Herausforderung.
In dem Film „Verhängnisvolle Leidenschaft – Sylt“ gibt sich eine verheiratete Frau in spezieller Umgebung ihrer Sinnlichkeit hin. Wie ging es Ihnen ganz persönlich mit diesem Szenario?
GRÖSCHEL: (lacht) Mein Privatleben soll und darf an dieser Stelle keine Rolle spielen, aber ich kann es nachvollziehen, dass gerade, wenn sich so eine Frau wie Nina Richter, die sich in ihrer Ehe etwas vernachlässigt, einsam und nicht gesehen fühlt, so eine Schwelle überschreitet. Das wäre in einer glücklichen und erfüllten Ehe vermutlich anders.
Sie glauben also, dass so ein intensiver Seitensprung in einer glücklichen Beziehung nicht möglich wäre?
GRÖSCHEL: Am Ende ist es die Frage, wie man eine Beziehung von beiden Seiten bewertet und wie die beiden Partner das vereinbart haben. Mir persönlich ist Ehrlichkeit wichtig, so dass jeder in einer Partnerschaft weiß, woran er ist. Wenn ich aber Geschichten von Freundinnen höre, die sich von ihrem Partner getrennt haben, und sie hören dann: „Gar nicht so schlimm, ich habe sowieso seit drei Jahren eine Affäre“, dann frage ich mich schon, was die Vereinbarung für diese Beziehung gewesen ist.
Hatten Sie schon einmal einen Dreh mit so viel Körperkontakt?
GRÖSCHEL: In der Form, würde ich sagen, war es das erste Mal.

Sie haben in einem Interview gesagt, der Aspekt der Schauspielerei, sich vor der Kamera auszuziehen, sei Ihnen bisher zu persönlich gewesen. Was war nun anders?
GRÖSCHEL: Als letztes Jahr im Frühjahr die Anfrage für dieses Projekt kam, war meinerseits eine gewisse Bereitschaft da, einen neuen Weg zu gehen. Denn wichtige Fragen in der Schauspielerei sind ja: Wie weit muss man gehen? Wie weit darf man gehen? Und: Wo sollte man die eigenen Grenzen setzen? Vorher war für mich die Grenze klar gewesen, doch diesmal hat sich ein Fenster geöffnet und ich dachte: Ich habe doch nichts zu verlieren und mache das einfach mal. Am Ende wusste ich, dass ich es nicht bereuen werde.
Es gibt seit „Fifty Shades of Grey“ wieder mehr hochwertige Erotikfilme, in denen Lust und Sinnlichkeit plakativ, aber auch sehr ästhetisch dargestellt werden. In diese Reihe passt auch ihr Film, oder?
GRÖSCHEL: Ja, absolut. Es wird bei uns ja auch nicht alles gezeigt, und die Szenen sind eingebettet in ein wunderschönes Set mit einem bezaubernden Licht. Am Ende wurde alles im Schnitt und der Farbgebung noch einmal überarbeitet und harmonisch erzählt. Das ist ein dankbares Format für solche Filme, weil man weiß, das alles ist gut eingebettet.
Wie waren die Dreharbeiten? Fanden die tatsächlich auf Sylt statt?
GRÖSCHEL: Wir haben auf Sylt und auf Norderney gedreht. Es ist einfach schön, da zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Das bringt eine besondere Atmosphäre mit sich, was es leicht macht, die Stimmung des Filmes zu treffen. Auf einer Insel zu sein, in der Sonne zu sitzen oder die Sonnenuntergänge zu genießen, das war wirklich schön.
Gäbe es eigentlich auch Rollen oder Charaktere, die Sie ablehnen würden?
GRÖSCHEL: Das möchte ich gar nicht so pauschal beantworten. Aber ich kann mir vorstellen, dass ich mir Rollen, die psychisch stark belastend sind, sehr genau anschauen würde. Zum Beispiel ein Film, bei dem ich ein Opfer mit expliziten Gewaltszenen spielen müsste. Da kann ich mir Grenzen durchaus vorstellen. Da könnten Gefühle von Angst bei mir entstehen, die ich möglicherweise nicht haben will.
Haben Sie sich denn auf diesen Film speziell vorbereitet?
GRÖSCHEL: Nein, denn es war von Anfang an klar, dass ich keinem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen habe. Ich wurde für diese Rolle besetzt, so wie ich aussehe. Es ging bei mir eher um die mentale Vorbereitung, denn ich musste ja nackt vor die Kamera treten und wollte sicherstellen, dass ich mich damit gut fühle.
Der Film hatte bereits in den ersten 30 Tagen in der Mediathek mehr als drei Millionen Abrufe. Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück?
GRÖSCHEL: Gute Frage. Ich kann mir vorstellen, dass so ein Film angesichts der beunruhigenden Weltlage die Zuschauer in eine Art schöne Märchenwelt entführt, in der man einfach mal alles andere vorübergehend vergessen kann. Offenbar sind die Zuschauerinnen und Zuschauer schon auch durch die Sinnlichkeit des Films angesprochen und neugierig, was sich hier am Sonntagabend tut.

Spielen Sie grundsätzlich lieber die coole Frau oder eine sinnliche Rolle?
GRÖSCHEL: Ich nehme, was kommt. Mir ist wichtig, dass ich eine Art Verbindung zur Rolle herstellen kann. Deshalb fiel mir auch die Rolle im „Tatort“ zunächst gar nicht so leicht. Die Verbindung zu Kriminalität und Verbrechen war nicht so präsent in meinem Leben. Darum habe ich eine ganze Weile gebraucht, um ins Format der Polizistin hineinzuwachsen.
Zur Person: Cornelia Gröschel (37), geschieden, wurde in Dresden geboren und lebt dort auch wieder. Ihren Durchbruch hatte sie 2001 in der Romanverfilmung „Heidi“. Seit sechs Jahren spielt sie die Rolle der Kriminaloberkommissarin Leonie Winkler im Dresdner „Tatort“.
Ich verstehe die Kritik an dem Film nicht. Dass hier etwas vorkommt, das nicht jeder toll findet, konnte man vorher wissen. Darueber hinaus ist der Film so spannend oder langweilig wie die meisten Fernsehfilme.
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