Gab schon auch „Tatort“-Kreateure, die sich richtig gute Titel haben einfallen lassen. „Und Tschüss“ hieß eine Schöpfung, „Die robuste Roswita“ oder „Erbarmen. Zu spät“ andere. Gleichwohl findet sich die Lautmalerei in der Ahnengalerie, mit dem Münchner Weihnachtskrimi „Klingelingeling“ (2016) etwa oder – moinsen aus der munteren Mord-Metropole Münster – mit „Summ, summ, summ“ (2013). Preisfrage also: Wie heißt die neue Episode der zuverlässigen Quotenkönige (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr), in der ein sehr zugedröhnter Boerne (Jan Josef Liefers) eine Studentenparty in Dauerschleife („Ein Vogel wollte Hochzeit machen...“) mit dem Volks- und Kinderlied „Die Vogelhochzeit“ beschallt? Genau: „Fiderallala“.

Steckt ja auch das Wort „fides“ drin, die Personifizierung des Vertrauens in der römischen Mythologie. Eben jenes hat der ebenfalls feiernde, aber nicht ganz so zugedröhnte Hauptkommissar Thiel (Axel Prahl) aus Sicht von Boerne gebrochen, weil der ihn nicht vom Fiderallisieren abgehalten hat. Denn: „Es ist meine Pflicht, mich überall eines vorbildlichen Verhaltens zu befleißigen.“ Diesmal nicht. Problem: Die Studis haben fleißig gefilmt, das Video kursiert und Boerne schämt sich nicht nur, sondern ist so sauer, dass er Thiel die Kündigung von dessen Wohnung in den Briefkasten pfeffert – um dies zwei Minuten später schon wieder zu bereuen.
Die Frage in diesem Münster-„Tatort“ ist: Kann Wohnungsnot das Motiv für zwei Morde sein?
Herrje! Eine Beziehungskrise? Trennung? Leb wohl, Münster? Leb wohl, „Tatort“? Leb wohl, Fernsehen? Langsam, langsam. Gibt ja noch zwei Tote. Der erste, Student Chris, liegt erstochen inmitten des Party-Inventars, der zweite, ein gereifter Herr, kurz darauf erschlagen in seiner Villa im Nobelviertel. Und für jeden Mord steht, schwupps, umgehend eine geständige Person vor Thiels Tür. Finito in Minute 37? Natürlich nicht. Die Beichten sind Quatsch mit Soße. Vielmehr stellt sich heraus, dass Opfer Nummer eins bei der Studierendenvertretung die Zimmervermietung verwaltete, Opfer Nummer zwei allein in seiner riesigen Hütte residierte und, Punkt drei, sich einige Figuren in der Geschichte in akuter Wohnungsnot befinden. Aber deshalb Mord?
Die Lösung des Falls – solides Münsteraner Handwerk. Aber wichtiger ist ja, dass sich Thiel und Boerne auf ihre Art wieder lieb haben. Sagen wir es mit überbordender Spannung: Es wird auch eine nächste Folge aus Münster geben. Dann zum letzten Mal mit Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann), Markenzeichen Fluppe, deren Feuerzeug in „Fiderallala“ bereits den Dienst quittiert; die Zigarette landet unbenutzt im Innenhof. Hat jemand noch eine Idee für den Titel? „Paff, paff“?
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