Die Geschichte beginnt etwas klischeebehaftet: Nach gescheiterter Liebe zieht eine junge Frau aus der Hamburg aufs Land. Im Küstendorf trifft sie auf leicht verschrobene, mürrische Einheimische. Und natürlich auf einen feschen Kitesurfer, mit dem sie beruflich in Konkurrenz tritt. Doch nach dem stereotypen Einstieg entwickelt sich "Ostsee für Sturköppe": Die Figuren werden vielschichtiger. Autorin Sarah Esser und Regisseurin Joana Vogdt gelingt es, die Romanze geschickt mit einem Kapitel DDR-Geschichte zu verknüpfen. Zu sehen an diesem Freitag um 20.15 Uhr in der ARD.
Tischlerin Eva Jensen (Jennifer Ulrich) plant an der Ostsee einen Neuanfang. Ein Dorf auf dem Darß hat für sie eine besondere Bedeutung, erinnert es sie doch an Kindheitsurlaube. In einem Inserat steht eine Werkstatt zum Verkauf. Eva ist begeistert und möchte sich selbstständig machen. Jedoch gibt es zwei Eigentümer, die sich nicht einig sind: das Ex-Ehepaar Heide (Jutta Wachowiak) und Hinrich (Hermann Beyer). Während Heide verkaufen will, kommt das für Hinrich nicht in Frage. Der alte Mann möchte weiterhin Strandkörbe bauen.
Eva sieht in Hinrich einen Sturkopf und hofft, ihn mit Charme, Freundlichkeit und fachlichem Können umzustimmen. Doch sie beißt bei dem Mann auf Granit. Nebenbei läuft sie dem Kitesurfer Christian (Max Woelky) über den Weg. Der hat mit seinem Bruder den väterlichen Fischladen übernommen, was ihn nicht glücklich macht. Als er hört, dass die Werkstatt - vermeintlich - zum Verkauf steht, bewirbt auch er sich. Eva und Christian sind sich sympathisch und konkurrieren jetzt zugleich um Hinrichs Gunst.
Einquartiert hat sich Eva in einem Ferienzimmer bei Trine (Claudia Geisler-Bading), die die Dorfbewohner und ihren Geschichte kennt. So erfährt die West-Großstädterin Eva, welches Schicksal das einstige Ost-Ehepaar Hilde und Hinrich auseinander gebracht hat. Die junge Frau will das Vertrauen der Menschen gewinnen und sich ihren Traum von der eigenen Werkstatt doch noch erfüllen.
Regisseurin Joana Vogdt sagt im ARD-Interview: Als ihr das Drehbuch von "Ostsee für Sturköppe" angeboten wurde, sei sie mit ihrem Kurzfilm "Fließende Grenze" zum Thema Wiedervereinigung auf einem Kongress eingeladen gewesen, der sich mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur befasste. Da habe sie "Erfahrungsberichte über die langwährende Sprachlosigkeit, das historische Trauma und den Nachklang von Verlust hörte – Themen, die nicht in Vergessenheit geraten sollten. All diese Aspekte fand ich auch in der fiktionalen Geschichte des Ehepaars Hinrich und Heide beim Lesen von "Ostsee für Sturköppe"". Konkret dreht es sich um Fluchtversuche über die Ostsee.
(dpa)