Eine wegen Veruntreuung angeklagte Ex-Mitarbeiterin der Stadt Frankfurt und des Main-Taunus-Kreises hat zum Prozessauftakt die Taten gestanden. Sie sei spielsüchtig gewesen, sagte die 56-Jährige im Frankfurter Landgericht. Das gesamte Geld habe sie online verspielt. Insgesamt erbeutete sie der Anklage zufolge innerhalb von vier Jahren über 318.800 Euro. Die Staatsanwaltschaft geht von gewerbsmäßigem Betrug und Untreue aus.
Die Frau war ab dem Jahr 2015 beim Stadtschulamt in Frankfurt als Sachbearbeiterin für die Auszahlung von Geldern an Tageseltern zuständig gewesen. In dieser Zeit soll sie zum einen die Daten von früheren Tagesmüttern wieder aktiviert und für deren angebliche Tätigkeit eine familieneigene Bankverbindung angegeben haben. Zudem soll sie fiktive Daten von angeblichen Tageseltern ins System eingegeben haben, wieder versehen mit ihren Bankdaten.
Kollegen vertrauten
Auf diese Weise soll sie sich in den Jahren 2017 bis 2019 mehr als 50 Mal selbst Geld angewiesen haben - insgesamt waren es der Anklage zufolge über 235.000 Euro. Ihre Kolleginnen und Kollegen sollen im Vertrauen auf die Richtigkeit der Angaben die Zahlungsanweisungen jeweils genehmigt haben.
Es waren jedoch nicht die ersten Fälle: 2020 lief im Frankfurter Amtsgericht bereits ein Verfahren gegen sie wegen früherer Veruntreuungen im Rahmen ihrer Tätigkeit beim Stadtschulamt. Sie wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr verurteilt. Im Zuge dieses Verfahrens waren die nun angeklagten Fälle ermittelt worden.
Ebenfalls im Jahr 2020 hatte die Frau einen neuen Job angetreten. Sie arbeitete beim Arbeitsamt des Main-Taunus-Kreises, und zwar im Bereich «Controlling und Finanzen». Auch dort soll sie Angaben im Computersystem fingiert haben, indem sie die Daten von früheren Zahlungsempfängern nutzte. Als Bankverbindung für Zahlungen an die Krankenkasse soll sie wieder das Familienkonto angegeben haben. So soll sie im Jahr 2021 innerhalb von sechs Monaten über 83.000 Euro erbeutet haben.
Überraschter Ehemann
Ihr Ehemann sagte im Gericht, er sei von den Taten überrascht gewesen. Die Konten seien von seiner Frau verwaltet worden. Nach dem Urteil des Amtsgerichts im Jahr 2020 habe sich seine Frau sehr einsichtig und vernünftig gezeigt. «Für mich war es nicht erkenntlich, dass es immer noch läuft.»
Nach der bisherigen Planung soll am Montag das Urteil verkündet werden.
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