Vitamin D ist unerlässlich für ein leistungsfähiges Immunsystem, Muskeln und den Aufbau von Knochen und Zähnen. Eine Unterversorgung kann bei älteren Menschen zu Osteoporose und bei Kindern sogar zu Rachitis führen. Doch wie lässt sich ein Vitamin-D-Mangel beheben?
So erkennen und beheben Sie einen Vitamin-D-Mangel
Die Symptome eines Vitamin-D-Mangels können sehr unterschiedlich ausfallen. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) können bei Erwachsenen Knochenschmerzen und Muskelschwäche auftreten. Bei einem schweren Mangel kann es auch zur Verformung der tragenden Knochen kommen. Ältere Menschen können bei einer langfristigen Unterversorgung unter Osteoporose (Knochenschwund) leiden. Die Krankheit ist zwar nicht heilbar, kann aber therapiert werden. Obwohl Osteoporose laut der Deutschen Rheuma-Liga viele Ursachen haben kann, sollte ein gleichzeitig bestehender Vitamin-D-Mangel immer behoben werden. Auch der Zusammenhang zwischen Depressionen und Vitamin D wird seit Jahren erforscht, wie genau sich das Vitamin auf die Erkrankung auswirkt, ist aber noch nicht geklärt.
Erkannt wird ein Mangel nicht anhand der Symptome, sondern mithilfe von Blutwerten. Der Vitamin-D-Spiegel im Blut ist ausschlaggebend. Das RKI empfiehlt Vitamin-D-Werte zwischen 30 und 50 ng/ml. Achten Sie bei Laborwerten unbedingt auf die Einheit: Der Wert im Blut wird meist entweder in nmol/l oder ng/ml angegeben. Entsprechend ändern sich auch die Werte: Während ein Wert von 20 ng/ml laut RKI noch als untere Norm angesehen werden kann, gilt der Wert bei einer Einheit von nmol/l bereits als starker Mangel.
Wo genau der Optimalbereich liegt, wird häufig diskutiert - auch von Experten. Auf Anfrage teilt uns Kai-J. Lüthgens, Facharzt für Labormedizin in Stuttgart mit: "Auf kaum einem Gebiet gibt es so viele unterschiedliche Angaben und Empfehlungen zum Normbereich wie bei 25-OH-Vitamin D." Während das RKI bereits ab Werten von mehr als 50 Nanogramm pro Milliliter von einer möglichen Überversorgung spricht, geht das Labor Enders erst ab 70 Nanogramm pro Milliliter von einer Überversorgung aus. Ärztin und Stoffwechselexpertin Helena Orfanos-Boeckel gibt in ihrem Ratgeber "Nährstofftherapie - der Praxisleitfaden" einen therapeutischen Zielwert von 50 bis 70 ng/ml an. Laut ihr ist eine Toxizität ab Vitamin-D-Spiegeln über 100 ng/ml möglich.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gibt für gesunde Erwachsene eine tolerierbare Obergrenze von 100 µg an. Umgerechnet wären das 4000 IE an Vitamin D. Laut einer Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) deuten aktuelle Studien darauf hin, dass eine langfristige und tägliche Einnahme hochdosierter Präparate negative gesundheitliche Folgen haben kann.
Soll ein Vitamin-D-Mangel mit Tabletten behoben werden?
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) brauchen Erwachsene 20 µg/Tag an Vitamin D. Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D werden meist in Internationalen Einheiten (IE) angegeben. 20 Mikrogramm entspricht 800 IE. Laut der DGE kann folgendermaßen umgerechnet werden:
- 1 µg = 40 Internationale Einheiten (IE); 1 IE = 0,025 µg
Wie lange es dauert, einen Vitamin-D-Mangel zu beheben, hängt von der Schwere des Mangels, aber auch vom Körpergewicht ab. Laut dem medizinischen Fachlexikon MSD Manual werden meist etwa einen Monat lang hochdosierte Präparate von Ärzten verabreicht. Anschließend kann die Menge reduziert werden. 10.000 IE erhöhen die Werte im Blut um etwa 1 ng/ml. Die Dosierung sollte gemeinsam mit einem Arzt festgelegt werden, da nur bei Bestimmung der Blutwerte auch eine geeignete Dosierung festgelegt werden kann. Laut Helena Orfanos-Bockel können manche Menschen mit 800 IE Blutwerte von 50 ng/ml halten, andere bräuchten 10.000 IE, um die Blutwerte zu halten. Im Durchschnitt bräuchten Patienten in ihrer Praxis mit den Hauttypen II bis IV etwa 4000 IE täglich. Tabletten oder Tropfen können den Vitamin-D-Spiegel gleichermaßen zuverlässig erhöhen.
Als fettlösliches Vitamin wird Vitamin D vom Körper gespeichert. Bei einer Überdosierung kann es laut dem RKI zu Bauchkrämpfen und Erbrechen kommen, in schweren Fällen drohen sogar Herzrhythmusstörungen und Bewusstlosigkeit. Bis es bei der Einnahme von Vitamin D aber zu derart negativen Folgen kommt, müsse man laut Orfanos-Boeckel über eine längere Zeit sehr viel falsch machen. Laut ihr ist das Wort Nebenwirkungen für Vitamin D auch eigentlich falsch, da es nur bei körperfremden Substanzen gebraucht werden sollte.
Damit es nicht erst zu einem Mangel kommt, muss genügend Sonne auf die Haut treffen, um Vitamin D zu produzieren. Allerdings ist auch das von sehr vielen verschiedenen Faktoren abhängig: Hauttyp, Kleidung, Tageszeit, Jahreszeit und Witterungsbedingungen. Das Portal gesundheitsinformationen.de empfiehlt, "Gesicht, Hände und Arme etwa 2- bis 3-mal pro Woche unbedeckt und ohne Sonnenschutz einige Minuten der Sonne auszusetzen." Im Winter reicht das aber nicht aus, um genügend Vitamin D zu produzieren. Der UV-Index in unseren Breitengraden ist in der kalten Jahreszeit zu gering. Selbst helle Hauttypen, die weniger Melatonin in der Haut haben, müssten laut dem Schweizer Bundesamt für Gesundheit im Januar und Dezember beispielsweise mittags 1,5 bis 2,5 Stunden in der Sonne verbringen, um ungefähr auf den Tagesbedarf zu kommen - bei eisigen Temperaturen keine leichte Aufgabe.