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Welche Nahrungsergänzungsmittel sind sinnvoll? Diese Infos sollten Sie vor der Einnahme kennen

Nährstoffe

Welche Nahrungsergänzungsmittel sind sinnvoll? Diese Infos sollten Sie vor der Einnahme kennen

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    Nahrungsergänzungsmittel
    Nahrungsergänzungsmittel Foto: Christin Klose/picture alliance, dpa (Symbolbild)

    Der Absatzmarkt für Nahrungsergänzungsmittel ist enorm: Allein in Apotheken wurde bis März 2024 mehr als 3,11 Milliarden Euro mit Nahrungsergänzungsmitteln umgesetzt. Die Zahlen zeigen, dass Verbraucher etwas „Gutes“ für ihre Gesundheit tun wollen, doch immer wieder wird vor Überdosierungen und Nebenwirkungen gewarnt. Welche Rolle spielen Nährstoffe in der Gesundheitsprävention?

    Präventive Medizin: Können Nahrungsergänzungsmittel Krankheiten vorbeugen?

    Erst Mitte Januar 2025 veröffentlichte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eine Pressemitteilung, in der es hieß, dass gesunde Menschen prinzipiell keine Nahrungsergänzungsmittel bräuchten. Sie könnten eher schaden.

    Mitte 2024 wurden neue Forschungsergebnisse zum Thema veröffentlicht. Eine groß angelegte Langzeitstudie des US-amerikanischen National Cancer Institute (NCI) mit rund 390.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigte: Multivitaminpräparate verlängern das Leben nicht. Zu Beginn der Untersuchung hatten Menschen, die regelmäßig Multivitamine einnahmen, sogar ein um vier Prozent höheres Risiko, an Krebs zu sterben. Dieser Unterschied verschwand jedoch im Verlauf der Studie – nach 15 Jahren war das erhöhte Krebsrisiko nicht mehr nachweisbar.

    Wie gesundheitsinformation.de schreibt, stimmen die Ergebnisse mit früheren Untersuchungen überein, die keinen lebensverlängernden Nutzen durch die Einnahme von Vitamin A oder E feststellen konnten. Andere Studien wiederum legen nahe, dass einzelne Nährstoffe - zum Beispiel Vitamin D - das Sterblichkeitsrisiko bei Krebs senken können.

    Immer wieder gibt es in der deutschen Medienlandschaft Beiträge zum Thema Nahrungsergänzungsmittel. Im Ersten klärte Quarks zum Beispiel über das Risiko von Nahrungsergänzungsmitteln auf. Und tatsächlich: Kombipräparate sind zwar praktischer, lassen sich aber nicht auf die individuellen Bedürfnisse einstellen. Als Verbraucher ist es schwer, eine informative Entscheidung zu treffen.

    Was sagt die Verbraucherzentrale zu Nahrungsergänzungsmitteln?

    Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern teilt uns mit, dass Nahrungsergänzungsmittel rechtlich gesehen Lebensmittel sind und Medikamente und Arzneimittel nicht ersetzen können. Die Sicherheitsprüfung und Zulassung unterscheidet sich ebenfalls stark von Arzneimitteln. Trotzdem sagt die Expertin, dass die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein kann. Zu den Risikogruppen gehören unter anderem Veganer und Vegetarier, da die Aufnahme bestimmter Nährstoffe schwer zu erreichen ist - vor allem Vitamin B12. Sie rät, eine Supplementierung aber immer ärztlich abklären zu lassen.

    Während manche Nahrungsergänzungsmittel nämlich lediglich „teuren Urin“ produzieren würden, gäbe es laut ihr auch Vitamine und Mineralstoffe, die in großen Mengen gesundheitsgefährdend sein können. Besonders kritisch sind Nahrungsergänzungsmittel, die im Internet gekauft werden können, da sie illegale oder wissenschaftlich nicht überprüfte Substanzen enthalten können. Sie rät Verbrauchern, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen und den Werbeversprechen nicht zu trauen.

    Viele Anbieter hätten nämlich ein enorm hohes Werbebudget und eine starke Lobby. Hinzu kommt, dass es wenige Regelungen gibt, was es erschwert, bestimmte Produkte vom Markt zu nehmen. Obwohl Gesundheitsaussagen bei Lebensmitteln generell verboten sind, außer sie sind wissenschaftlich belegt, können Hersteller das teilweise umgehen, indem sie mehrere Stoffe in ein Präparat geben. „Dieses Gießkannenprinzip und vor allem diese Multivitaminpräparate sehe ich wirklich als kritisch an“, sagt sie. Vor allem wenn auch Spurenelemente wie Zink, Eisen, Selen oder Jod enthalten sind, die bei einer Überdosierung Schaden anrichten können.

    Wie sinnvoll sind Nahrungsergänzungsmittel?

    Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schreibt uns auf Anfrage: „Die meisten Menschen sind hierzulande durch ihre Ernährung ausreichend mit Nährstoffen versorgt und brauchen daher in der Regel keine Extraportion Vitamine und Mineralstoffe. Repräsentative Studien zeigen, dass bei der Mehrzahl der Vitamine die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr im Mittel erreicht oder überschritten werden, ausgenommen Vitamin D und Jod.“

    Wie die DGE erklärt, stellt eine rechnerische Unterversorgung keinen Mangel des Nährstoffs dar. Man könne trotzdem ausreichend mit dem jeweiligen Nährstoff versorgt sein, da die angegebenen Referenzwerte laut der DGE „erhebliche Zuschläge zum durchschnittlichen Bedarf enthalten“. Die DGE rät, sich auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, moderaten Mengen Milch und Fleisch und pflanzliche Öle und Nüsse zu fokussieren.

    Mit der Ernährung sei eine Überversorgung mit einzelnen Nährstoffen ausgeschlossen. „Werden hingegen hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel eingenommen und zusätzliche angereicherte Lebensmittel verzehrt, kann es zu hohen Zufuhren kommen, durch die das Risiko für eine Überversorgung steigt“, sagen die Experten. Um Überdosierungen zu vermeiden, hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Höchstmengenvorschläge für alle Vitamine und Mineralstoffe veröffentlicht. Dazu können Sie sich in unseren weiterführenden Artikeln informieren:

    Diese Nahrungsergänzungsmittel empfiehlt die DGE

    Trotzdem lenkt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ein und sagt uns: „Für einzelne Risikogruppen innerhalb der Bevölkerung gibt es jedoch kritische Nährstoffe.“ Hier der Überblick der Nahrungsergänzungsmittel, die laut der DGE für bestimmte Risikogruppen sinnvoll sind:

    • Schwangere und Stillende sollten gegebenenfalls Eisen und Jod einnehmen.
    • Frauen die Schwanger werden wollen, sollten täglich 400 µg Folsäure einnehmen.
    • Für Säuglinge wird die Einnahme von Vitamin K empfohlen. Im ersten Lebensjahr zusätzlich auch 10 µg Vitamin D und 0,25 mg Fluorid.
    • Veganer sollten dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat nehmen und ihre Versorgung regelmäßig ärztlich prüfen lassen.
    • Menschen, die sich kaum im Freien aufhalten, sollten täglich 800IE Vitamin D nehmen.
    • Alle sollten jodiertes und fluoridiertes Speisesalz im Haushalt nutzen.

    Wie sinnvoll sind Nahrungsergänzungsmittel: Das sagt eine Stoffwechselexpertin

    Helena Orfanos-Boeckel ist in den sozialen Medien aktiv und hat selbst zwei Ratgeber zum Thema Nährstoffe verfasst. In ihrem aktuellen Ratgeber „Nährstofftherapie - der Praxisleitfaden“, erklärt sie Laien, wie sie Nährstoffe nach Labor für sich nutzen können. Nach ihrem Medizinstudium setzte sie ihre Ausbildung in der universitären Nephrologie und Transplantationsmedizin fort, wo sie viel Erfahrung mit schwerkranken Patienten sammeln konnte. Mit der Zeit wandte sie sich in ihrer eigenen Praxis der Präventivmedizin und funktionellen Medizin zu, da sie das Gesundheitssystem als zu reaktiv und zu wenig aktiv beschützend empfindet.

    Heute setzt sie sich für eine individuell angepasste Nährstoff- und Hormontherapie ein, die vor allem altersbedingte Stoffwechselkrankheiten wie Osteoporose und Arteriosklerose frühzeitig verhindert, anstatt sie erst zu behandeln, wenn sie zu schwerwiegenden Folgen geführt haben. Dazu nutzt sie etliche Blutwerte. „Das Blut ist für mich der Ort der Antworten“, sagt sie uns im Interview. Sie ist der Meinung, dass unsere Ernährung uns nicht mehr optimal versorgen kann. „Das Problem ist, dass wir heute durch die moderne Landwirtschaft und die Art, wie wir essen, selbst bei einer gesunden Ernährung, nicht die Nährstoffmengen aufnehmen, die unser Stoffwechsel braucht, um trotz Alterung dauerhaft und robust gut zu funktionieren“, sagt sie. Sie hält es für unrealistisch, sich allein durch Ernährung bis ins hohe Alter optimal zu versorgen, ohne auf gezielte Ergänzungen zurückzugreifen.

    „Ich plädiere nicht für planlose Nahrungsergänzung, aber wir müssen uns eingestehen, dass viele von uns Nährstoff-Defizite haben.“ In ihrer Praxis hat sie über die Jahre die Erfahrung gemacht, dass fast alle einen Omega-3, Jod-, Selen- und Vitamin-D-Mangel haben. Viele haben auch Defizite bei Magnesium, Calcium, Zink und den B-Vitaminen. Nur weil kein absoluter Mangel vorliegt, heißt das nicht, dass der Körper alle Nährstoffe in ausreichender Menge erhält. „Die wichtigste Botschaft ist: Messen, machen, messen!“ Laut der Ärztin müsse man regelmäßig unter der Therapie prüfen, ob die Dosis passt, sonst gäbe es keine Wirkung für die Prävention. Für sie sind Nährstoffe und Hormone wichtige Werkzeuge, um den Stoffwechsel des Körpers bei einer gesunden Funktion zu halten.

    Ob und wann eine Nährstofftherapie sinnvoll ist, hängt also immer von der individuellen Situation ab. Das betrifft auch die täglichen Dosierungen.

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