Die Weltkunstschau documenta in Kassel hat ihren angekündigten Verhaltenskodex veröffentlicht. «Sie tritt jeder Form von Antisemitismus, Rassismus und jedweder anderen Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktiv entgegen», heißt es unter anderem in dem «Code of Conduct». Dieser Kodex gilt für die Mitarbeiter der documenta-Gesellschaft, also unter anderem die Geschäftsführung.
Anders als von einer Managementberatung empfohlen wird sich die Künstlerische Leitung der documenta 16 nicht auf einen Verhaltenskodex verpflichten müssen. Sie soll hingegen frühzeitig in einer öffentlichen Veranstaltung ihr künstlerisches Konzept vorstellen und dabei auch darlegen, «wie sie die Achtung der Menschenwürde unter Wahrung der grundgesetzlich geschützten Kunstfreiheit auf der von ihr kuratierten Ausstellung gewährleisten will», wie es in dem nun veröffentlichten Papier steht.
Internationale Antisemitismus-Debatte ausgelöst
Die Frage nach Verhaltenskodexen ist ein Resultat des Eklats bei der documenta 2022. Eine Managementberatung hatte die Vorfälle aufgearbeitet und Empfehlungen vorgelegt, darunter waren auch solche Kodexe für Geschäftsführung und Künstlerische Leitung. Die documenta fifteen war von massiven internationalen Antisemitismus-Diskussionen überschattet worden. Kurz nach ihrer Eröffnung wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt und abgehängt. Später lösten weitere Werke scharfe Kritik und Forderungen nach einem Abbruch der Ausstellung aus.
Die Künstlerische Leiterin der documenta 16, die US-Amerikanerin Naomi Beckwith, hatte bei ihrer Vorstellung bekräftigt, sie habe keine Toleranz gegenüber jeglicher Form von Rassismus und Antisemitismus. Die nächste Ausstellung ist im Jahr 2027 geplant.
Positives Echo auf Verhaltenskodex
Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta gGmbH und Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Sven Schoeller (Grüne), erklärte: «Der Code of Conduct zeigt, dass die documenta gGmbH ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst nimmt.» Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) ergänzte, mit dem Verhaltenskodex werde ein wichtiges Signal gesendet. «Die Verständigung über ethische Grundwerte und gesellschaftliches Engagement sind zentral mit der Arbeit kultureller Institutionen verbunden», fügte der Minister hinzu.
documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann teilte mit: «Der Code of Conduct definiert Leitlinien für unser Handeln und ist ein deutliches Bekenntnis zu Respekt und Vielfalt.» Er begrüße «die klare Positionierung und die Verankerung dieser Grundsätze in der Struktur» der Gesellschaft. Die CDU-Fraktion in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung nannte den Verhaltenskodex «ein hilfreiches Instrument, das die ethischen Grundwerte der documenta gGmbH beschreibt und Klarheit über die eigenen Werte schafft».
Ihr kulturpolitischer Sprecher Marcus Leitschuh erklärte: «Diese Klarheit war notwendig und ist ein weiteres Signal, wie die Institution documenta aus den Fehlern lernt, damit wieder mehr über Kunst als ästhetische Größe und zivilisatorischer Gewinn für das Zusammenleben geredet und debattiert werden kann.»
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