World Press Photo: Siegerbild zeigt Denkmäler für tote Kinder
Der Preis für das "World Press Photo" geht in diesem Jahr nach Kanada. In Europa gewinnt ein Bild einer Frau im Angesicht der Waldbrände auf einer griechischen Insel.
Oft sind gerade die Fotos echte Hingucker, die eine traurige Geschichte erzählen. Eine voller Leid und Zerstörung. Und Verlust. Wie das Bild von Amber Bracken. Die Kanadierin lichtete in ihrer Heimat mehrere Kreuze am Straßenrand ab, an denen rote Kleider hängen. Sie sind Denkmäler für die toten Kinder von Ureinwohnern in Kanada.
Brackens Foto entstand infolge des Funds eines Massengrabs von 215 Kindern in der Stadt Kamloops im Sommer 2021. Es wurde jetzt zum Gewinner im weltweiten Wettbewerb "World Press Photo Awards" gekürt. Die Jury in Amsterdam hatte die Wahl zwischen 65.000 Bildern von mehr als 4000 Fotografen aus 130 Ländern.
World Press Photo Awards: Jury wählt "Foto, das sich ins Gedächtnis einbrennt"
Die Juryvorsitzende Rena Effendi sagte über die prämierte Arbeit von Bracken: "Dies ist ein Foto, das sich ins Gedächtnis einbrennt." Und weiter: "Ich konnte fast die Stille in diesem Foto hören, ein stiller Moment der globalen Abrechnung mit der Geschichte der Kolonisierung, nicht nur in Kanada, sondern weltweit."
Das Foto war in der New York Times veröffentlicht worden. Die Kreuze werden von einem dunklen Himmel mit Gewitterwolken und einem Regenbogen umrahmt. Aber nicht nur das macht es so eindringlich. Denn der Fund des Massengrabes hatte Kanada zutiefst erschüttert. Jahrzehntelang waren Kinder von Ureinwohnern zwangsweise in Internate gesteckt worden, um sie dort umzuerziehen.
Europäischer Sieger der World Press Photo Awards: Aufnahme während Waldbrands auf griechischer Insel
Einen grausamen Hintergrund hatte auch das beste Einzelbild aus Europa, das Konstantinos Tsakalidis für Bloomberg News aufnahm. Hier sind die immensen und folgenschweren Waldbrände auf der griechischen Insel Evia im Sommer 2021 zu sehen.
Im Fokus steht eine ältere und ganz in schwarz gekleidete Dame, die sich die rechte Hand aufs Herz legt, die Augen geschlossen und ihren Mund weit aufgerissen hat - ein Ausdruck des Schmerzes ob ihres Verlusts. Im Hintergrund ist ein Haus zu sehen, das quasi aufgeben werden musste. Die gesamte Atmosphäre ist in rötlichen Feuerschein getaucht. die Hitze springt dem Betrachter im Grunde entgegen.
Mehrere Gewinner bei World Press Photo Awards: Preise für verschiedene Kategorien und Regionen
Auch in anderen Kategorien kürte die Jury Gewinner. So wurde der Australier Matthew Abbott mit der besten Foto-Story prämiert: eine Serie über eine uralte Tradition von australischen Ureinwohnern, Land kontrolliert abzubrennen, um unkontrollierte Buschbrände zu verhindern. In der Kategorie langfristige Projekte setzte sich Lalo de Almeida aus Brasilien mit einer Serie über den bedrohten Regenwald im Amazonas durch. Die Fotografin Isadora Romero aus Ecuador wurde ausgezeichnet für Fotos über die Folgen der erzwungenen Migration.
In diesem Jahr erfolgte die Auswahl der Sieger erstmals nach neuen Regeln: Zunächst wurden Preise für sechs Regionen vergeben. Aus dieser Auswahl wurden die globalen Sieger gewählt. (mit dpa)
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