200 Kinder aus anonymen Babyklappen verschwunden
Bei rund 200 anonym geborenen oder in einer Babyklappe abgelegten Kindern ist unklar, wo sie geblieben sind. Dieses Ergebnis einer Studie sorgt nun für Streit um die Babyklappen.
Der Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) im Auftrag des Bundesfamilienministeriums zufolge gibt es bei vielen Trägern von Babyklappen erhebliche Mängel. So sei von mindestens 973 Kindern, die dort seit 1999 anonym abgegeben oder geboren wurden, bei rund 20 Prozent unklar, was aus ihnen geworden ist, ob sie von den Müttern zurückgenommen oder von anderen Personen adoptiert worden waren.
Das Ergebnis löste wieder einmal einen politischen Streit um das Hilfsangebot aus. So plädierte die CDU-Familienpolitikerin Ingrid Fischbach für einen Stopp der Babyklappen. "Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass in Deutschland keine neuen Babyklappen eröffnet werden dürfen, dass die bestehenden Projekte allmählich auslaufen sollten und möglichst rasch klare Vorschriften erhalten müssen", sagte die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag der "Welt am Sonntag".
Ähnlich äußerte sich die familienpolitische Sprecherin der CSU, Dorothee Bär in der WAZ: "Ich bin dafür, dass keine neuen Babyklappen mehr entstehen. Die vertrauliche Geburt ist der richtige Weg." Bär erwägt, dass die Daten der Mutter dann "eher 14 Jahre" unter Verschluss gehalten werden.
Miriam Gruß für Erhalt der Babyklappen
Miriam Gruß, familienpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, hält dagegen an den Babyklappen fest. Den Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe sagte sie: "Wenn dadurch auch nur ein Kind gerettet werden kann, lohnt es sich schon, die Babyklappen zu erhalten."
Das internationale Kinderhilfswerk terre des hommes erneuerte seine Forderung, den Betrieb von Babyklappen zu untersagen und den Empfehlungen zu folgen, die der Deutsche Ethikrat in seiner Stellungnahme "Zum Problem der anonymen Kindesabgabe" vorgelegt hatte. "Wir appellieren an den Gesetzgeber, die Vorschläge des Deutschen Ethikrates vom November 2009 endlich ernst zu nehmen", erklärte Dr. Bernd Wacker, Adoptionsexperte von terre des hommes.
Um verzweifelte Schwangere davon abzuhalten, ihre Kinder in der Kälte auszusetzen oder sogar zu töten, haben verschiedene Einrichtungen seit dem Jahr 1999 begonnen, Babyklappen einzurichten. Frauen in Not können dort anonym ihre Neugeborenen abgeben. Wie viele Babyklappen es mittlerweile gibt, ist schwer zu sagen. AZ
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