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Kriminalität in Berlin
15.11.2020

Drohende Eskalation zwischen Araber-Clan und Tschetschenen in Berlin

Am Berliner Gesundbrunnencener kam es jüngst zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern eines arabischstämmigen Clan und einer russisch-tschetschenischen Gruppe.
Foto: Paul Zinken, dpa

In Berlin liefern sich Kriminelle blutige Auseinandersetzungen um die Macht in der Unterwelt. Die Polizei fürchtet schwere Unruhen wie in Frankreich.

In der Berliner Unterwelt droht eine blutige Fehde zwischen einem berüchtigten arabischstämmigen Clan und tschetschenischen Gangstern zu eskalieren. Momentan herrscht offenbar eine Art Waffenstillstand, vermittelt von einem schillerenden Boxprofi, doch Ermittler trauen dem Frieden nicht. Sie befürchten schwere Kämpfe, bei denen Schusswaffen zum Einsatz kommen könnten.

Am vorvergangenen Wochenende war es zu mehreren Zusammenstößen von Angehörigen der deutsch-arabischen Remmo-Großfamilie und Mitgliedern von Banden aus der Kaukasus-Republik gekommen. Zunächst überfielen rund 30 vermummte Männer einen Spätkauf, einen auch nachts geöffneten Kiosk. Offiziell gehört der „Späti“ im Stadtteil Neukölln einem Polen, doch es heißt, der Laden werde in Wirklichkeit vom Remmo-Clan kontrolliert. Das Haus, in dem sich der Laden befindet, wurde 2018 von der Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs der Geldwäsche beschlagnahmt – zusammen mit 76 weiteren Clan-Immobilien. Mit Messern, Hämmern und Stühlen gingen die Angreifer auf die Anwesenden los, auch Wasserpfeifen wurden als Waffen benutzt.

Messerangriffe und Prügeleien zwischen Arabern und Tschetschenen in Berlin

Offenbar führte die Attacke auf den Spätkauf zu einem Racheakt am Bahnhof Gesundbrunnen. Zeugen beobachteten, wie fünf Männer, die sich auf der Straße neben einem Porsche unterhielten, von zehn Männern brutal mit Messern und Schlagstöcken attackiert wurden. Tags darauf griffen dann rund 20 arabisch sprechende Männer zwei Männer an. Videoaufnahmen zeigen, wie einem am Boden liegenden Mann mit einem Messer in den Rücken gestochen wird. Das Opfer wird später als 43-jähriger Tschetschene identifiziert. Bei einem weiteren Vorfall wurde ein 34-jähriger russischer Staatsbürger nahe des Amtsgerichts Wedding in den Oberkörper gestochen.

Angesichts der auf den Videobildern sichtbaren Brutalität der Auseinandersetzungen mit elf Verletzten grenzt es an ein Wunder, dass es bisher keine Todesopfer gab. Die Hintergründe der Fehde sind unklar. Vermutet wird aber, dass es wieder einmal um die Hackordnung in der durchaus vielfältigen kriminellen Szene der Hauptstadt geht. Deutsch-arabische Clans sind dort seit rund drei Jahrzehnten aktiv in allen Spielarten des Verbrechens. Von Schutzgelderpressung über Drogenhandel bis zur Zwangsprostitution reicht die Bandbreite. Spektakuläre Einbrüche oder Raubüberfälle sind nicht nur Beutezüge, sondern dienen oft auch dazu, Ansehen und Ruhm in der Unterwelt zu mehren. Vielfach vorbestrafte Mitglieder der Clans sehen sich als Platzhirsche der Unterwelt. Teure Autos und goldene Armbanduhren sind ihre Statussymbole, die demonstrative Ablehnung staatlicher Autoritäten Ehrensache. Nun werden sie ihrerseits herausgefordert von einer Gruppe, deren Mitglieder meist an Kriegswaffen ausgebildet sind, als verroht und äußerst gewaltbereit gelten. Der Angriff der Tschetschenen-Gangster auf den Remmo-Clan in dessen eigenen vier Wänden wird als offene Kriegserklärung verstanden.

BKA warnt vor einem Vormarsch der Tschetschenen-Mafia in Deutschland

In mehreren Wellen waren Bewohner der kriegsgeplagten Kaukasusrepublik Tschetschenien nach Deutschland gekommen. Ähnlich wie zuvor die Araber-Clans bildeten sie in einigen Fällen abgeschottete Parallelgesellschaften, in denen deutsche Gesetze nichts gelten. Schon seit geraumer Zeit warnt das Bundeskriminalamt vor einem Vormarsch der Tschetschenen-Mafia. In einer Analyse vom Vorjahr ist von „nordkaukasisch-dominierten OK-Strukturen“ mit einer „überdurchschnittlich hohen Eskalations- und Gewaltbereitschaft“ die Rede. „OK“, das steht für Organisierte Kriminalität. Zunächst verdingten sich die tschetschenischen Gangster offenbar oft als Handlanger oder „Vollstrecker“ für andere Verbrecherbanden. Berüchtigt für ihre Brutalität, treiben sie etwa Schutzgeld ein oder erledigen schmutzige Aufträge. Als in Berlin 2016 ein aktenkundiger Kokaindealer von einer Autobombe zerfetzt wird, führen die Spuren in die Tschetschenen-Szene. Offiziell geklärt ist der Fall bis heute nicht.

Der BKA-Bericht hebt außerdem hervor, dass es im Fall der Tschetschenen große Überschneidungen mit dem Bereich des militanten Islamismus gibt. Nicht selten sind Schwerkriminelle zugleich Extremisten, denen Terroranschläge zugetraut werden. Bevor der Tunesier Anis Amri Ende 2016 auf dem Berliner Weihnachtsmarkt zwölf Menschen tötete, verkehrte er in einer Moschee, die Treffpunkt tschetschenischer Islamisten war. Auch bei dem Attentäter Abdoulakh Anzorow, der in Frankreich vor wenigen Wochen einen Lehrer enthauptete und kurz darauf von der Polizei erschossen wurde, handelte es sich um einen Tschetschenen.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge schätzt die Zahl der Norkaukasier in Deutschland auf rund 50.000, etwa 80 Prozent sind Tschetschenen. Genaue Statistiken gibt es nicht, offiziell werden Tschetschenen als russische Staatsbürger gezählt. Häufig sind sie als Schutzsuchende nach Deutschland eingereist. Die meisten Asylanträge werden zwar abgelehnt, abgeschoben werden aber in der Praxis nur wenige Tschetschenen – unter anderem wegen langer Gerichtsverfahren.

Tschetschenische Gangster gelten als extrem brutal und gut vernetzt

Während die überwiegende Mehrzahl der Tschetschenen offensichtlich unauffällig im Land lebt, sind einige in tief in mafiöse Strukturen verstrickt. Szenekenner glauben, dass sie sich nun nicht mehr mit der Rolle als „Söldner“ zufriedengeben, sondern ihrerseits die Kontrolle über die Unterwelt anstreben. Teils organisieren sie sich dazu in Banden, die im Stile von Rockerclubs auftreten. Konflikte zwischen Arabern und Tschetschenen werden seit Monaten beobachtet. Ginge es rein nach ihrer Zahl, hätten die Tschetschenen gegen die oft mehrere Tausend Mitglieder zählenden arabischstämmigen Clans wohl wenig Chancen, sich durchzusetzen. Doch die Gefährlichkeit der Verbrecher aus dem Kaukasus liegt in ihrer extremen Brutalität und ihrer engmaschigen europaweiten Vernetzung. Nachdem etwa ein junger Tschetschene im Juni in Dijon von nordafrikanischen Drogenhändlern verprügelt wurde, kam es dort zu schweren Unruhen. Aus ganz Europa reisten schwer bewaffnete Tschetschenen an, um blutige Rache zu nehmen. Die Polizei brauchte mehrere Tage, um die Lage zu befrieden. Auch im brandenburgischen Rheinsberg mobilisierten Tschetschenen, die mit Deutschen und Polen in Streit gerieten, schnell Unterstützung von auswärts.

Ein ähnliches Szenario befürchten die Sicherheitsbehörden nun auch für Berlin. Nicht nur die Tschetschenen, auch die Clans seien in der Lage „ein großes Personenpotenzial zu aktivieren“, heißt es beim Berliner Landeskriminalamt. Es sei zudem davon auszugehen, dass beide Gruppen über scharfe Waffen verfügten. Allen Polizeikräften wurde die Anweisung erteilt, Mitglieder der beteiligten Gruppen verstärkt zu kontrollieren.

Offenbar herrscht aber seit einigen Tagen zumindest eine Art Waffenstillstand, den der Profiboxer Mahmoud Charr vermittelt haben soll. Der arabischstämmige Schwergewichtsweltmeister genießt angeblich in der Welt der Clans ein hohes Ansehen. In den sozialen Medien präsentiert sich Charr als „Friedensstifter“ und rief im Namen Allahs zu Versöhnung und Geduld auf, trotz Uneinigkeit in religiösen Fragen. Charr postet dazu ein Foto, das sieben Männer um einen Tisch zeigt. Die Polizei weist die Darstellung Charrs zurück, der Friedensgipfel sei in Absprache mit den Behörden erfolgt. Für Ermittler ist das Treffen eher der beunruhigende Beweis, dass sich gefährliche Parallelstrukturen etabliert haben. Eine kriminelle Szene, die ihre Angelegenheiten selbst regeln will, trotz schwerer Straftaten, zum Schaden der gesetzestreuen Bürger. Dass die Fehde zwischen arabischen und tschetschenischen Gangstern vorbei ist, glaubt in Berliner Sicherheitskreisen jedenfalls niemand.

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