Was der Weltklimagipfel in Glasgow bringen soll - und wo wir heute stehen
Die Wissenschaft schlägt Alarm: Schon jetzt ist das 1,5 Grad-Ziel kaum mehr zu halten. Darum geht es bei der Weltklimakonferenz in Glasgow.
- Gipfel: Die Weltklimakonferenz findet jährlich statt, immer in einem anderen Land. Auf Einladung der Vereinten Nationen debattieren meist zu Beginn des Winters rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Menschheit die Erderhitzung auf ein noch erträgliches Maß eindämmen kann. COP steht kurz für „Conference of the Parties“, also die Konferenz der Parteien – gemeint sind jene Staaten, die die sogenannte Klima-Rahmenkonvention unterschrieben haben. Dieses Jahr trifft man sich in Glasgow zum 26. Mal – daher COP26. Es reisen voraussichtlich etwa 25.000 Menschen an.
- Anfänge: Erste Weltklimakonferenzen gab es schon Ende der 70er und in den 80er Jahren. Die erste „COP“ unter dem Dach der Klima-Rahmenkonvention fand 1995 in Berlin statt. Deutsche Verhandlungsführerin war damals Angela Merkel, als Umweltministerin unter Kanzler Helmut Kohl. Schon vor mehr als 25 Jahren setzte sich der Gipfel das Ziel, verbindlich festzuschreiben, bis wann und wie stark weltweit der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase reduziert werden soll. Die Wissenschaft hatte zuvor gewarnt: Zu viele Treibhausgase in der Luft, also vor allem Kohlendioxid und Methan, sorgen dafür, dass sich die Erde immer weiter aufheizt und teilweise unbewohnbar für Menschen werden könnte.
Das 1,5 Grad-Ziel ist kaum mehr zu halten
- Lage: Im September hat die zuständige UN-Klimaagentur laut Alarm geschlagen: Selbst wenn alle vorliegenden Klimapläne umgesetzt werden, steuert die Welt auf eine Erwärmung von 2,7 Grad zu – und sogar auf plus 16 Prozent bei den schädlichen Emissionen. Die fatalen Folgen wären deutlich mehr Dürren, Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände, wie wir sie gerade in etlichen Weltregionen und auch in Deutschland miterlebt haben. Auch würden hunderte Millionen Menschen in Existenznot gestürzt und viele zur Flucht gezwungen. Um das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen, müssten bis 2030 die globalen Emissionen aber eigentlich um 45 Prozent gesenkt werden. Spätestens während der Konferenz sind also viel ehrgeizigere Zusagen fällig.
Menschen müssen sich auf mehr Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Hitze einstellen
- Entwicklung: Das Klima hat sich im Vergleich zum vorindustriellen Niveau (1850 bis 1900) bereits um 1,1 Grad erwärmt. Das ist die globale Mitteltemperatur, die Regionen sind unterschiedlich betroffen. In Deutschland sind es bereits 1,6 Grad. Das hat drastische Folgen: Der Meeresspiegel steige so schnell wie seit rund 3000 Jahren nicht mehr, der Gletscherrückgang sei so stark wie seit etwa 2000 Jahren nicht mehr, berichteten die Wissenschaftler des Weltklimarats IPCC im August.
Die Konzentration des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) in der Atmosphäre ist demnach die höchste seit etwa zwei Millionen Jahren. Die Menschen müssten sich auf mehr Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Hitze einstellen. „Wir werden es vermutlich nicht mehr verhindern können, dass das Nordpolarmeer bis 2050 im Sommer zumindest in einzelnen Jahren weitgehend eisfrei sein wird“, sagt Dirk Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie. (dpa)
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