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Interview
18.07.2022

Intensivmediziner Gernot Marx: „Hier kann ich Leben retten“

Die Intensivstation des Krankenhauses in Aichach – unverzichtbar bei der Behandlung von Covid.
Foto: Ulrich Wagner

Der divi-Präsident Gernot Marx erklärt, was geschehen muss, um die Arbeit auf den Intensivstationen trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie attraktiver zu machen.

Herr Professor Marx, während die Menschen auf den Straßen, in den Parks und bei vielen Veranstaltungen Sommerflair genießen und fast nur noch in Bahn und Bus Maskenpflicht herrscht, beobachten Sie eine „sehr angespannte“ Situation auf den Intensivstationen. Hat das nicht etwas Surreales?

Gernot Marx: Ja und nein. Ich kann sehr gut verstehen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger nach Normalität sehnen. So geht es mir auch. Gleichzeitig hoffe ich, dass wir alle inzwischen gelernt haben, dass es Situationen gibt, in denen man die Maske tragen sollte – auch wenn das nicht mehr verpflichtend ist. Also in Innenräumen mit vielen Menschen oder auf vollen Bahnsteigen zum Beispiel. Wir haben schon jetzt im Sommer zahlreiche Covid-19-Kranke und müssen angesichts der vielen Infektionen konkret auf Herbst und Winter schauen.

Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) verweist auf die große Belastern von Ärzten und Pflegern in den will Intensivstationen.
Foto: Daniel Carreño, dpa

Mitten im Sommer sind mehr als die Hälfte der Intensivstationen durch eine wachsende Zahl von Corona-Patienten spürbar beeinträchtigt; dies sagen die Zahlen aus der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), die Sie als Präsident leiten. Wie ernst ist die Lage?

Marx: Wir haben derzeit mit gut 1200 Infizierten doppelt so viele Fälle wie im Sommer des letzten Jahres und viermal so viele wie im Juli 2020. Bis jetzt können unsere Intensivstationen das noch einigermaßen kompensieren. Viele Infizierte sind eher leicht erkrankt, darunter allerdings auch Mitarbeiter der Intensivstationen. Das führt dazu, dass wir Frauen und Männer, die eigentlich frei haben, zurück zum Dienst holen müssen oder Mitarbeiter aus anderen Bereichen, um alle Patienten versorgen zu können. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem man denkt, das geht jetzt nicht mehr. 58 Prozent der Intensivstationen haben bereits einen eingeschränkten Betrieb gemeldet. Tendenz leicht steigend.

Noch brisanter wird die Lage durch den Umstand, dass im Vergleich zum Sommer 2021 rund 2000 Intensivbetten weniger zur Verfügung stehen.

Marx: Wir haben weniger Betten, weil einige den Beruf verlassen haben. Andere Mitarbeiter – und das sind leider sehr viele – sagen, wir schaffen es nicht mehr, 100 Prozent zu arbeiten. Sie reduzieren auf 80 oder 75 Prozent ihrer vorherigen Arbeitszeit. Was man immer mitdenken muss, ist zudem, dass auch viele Physio-, Ergotherapeuten oder Psychologen ausfallen, auf die wir angewiesen sind. Intensivmedizin ist interdisziplinäre Teamarbeit.

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Vor allem ältere Menschen kommen mit Covid auf die Intensivstationen – in dieser Gruppe sind ebenso viele geboosterte wie ungeimpfte Patienten. Wie ordnen Sie das ein?

Marx: Derzeit sind drei Viertel der Intensivpatienten über 60 Jahre alt – rund die Hälfte davon dreimal geimpft. Dazu muss man wissen, dass das Immunsystem mit dem Menschen altert. Zudem handelt es sich um ein statistisches Phänomen, da die Impfquote in dieser Altersgruppe sehr hoch ist. Es wäre also völlig falsch, daraus zu schließen, dass die Impfungen nicht effektiv sind.

Sie sind also für die vierte Impfung für Ältere oder Vorbelastete?

Marx: Ich bitte die Älteren ausdrücklich, sich impfen zu lassen. Mehr noch, sollte es ab Oktober einen Impfstoff geben, der vor der Infektion mit den Varianten BA.4 oder BA.5 schützt, wäre eine fünfte Impfung sinnvoll. Ganz wichtig ist, rechtzeitig die Kapazitäten dazu für den Herbst aufzubauen –in Zentren oder Arztpraxen. Wir können es uns nicht leisten, dass es in diesem Bereich erneut zu Engpässen kommt. Ich habe noch eine weitere Bitte an die Älteren: Lassen Sie sich im Herbst parallel gegen Influenza impfen! Ich fürchte sonst, dass viele Grippekranke mit schweren Verläufen die Situation auf den Intensivstationen weiter verschärfen könnten – so wie wir es jetzt gerade in Australien sehen. Das muss nicht sein. Wir können aus der Situation dort lernen und uns vorbereiten!

Ist es nicht ein Problem, dass die Infektionszahlen weniger aussagekräftig sind, weil sogar Infizierte zum Teil keine PCR-Tests mehr absolvieren, also gar nicht erfasst werden?

Marx: Das ist tatsächlich problematisch. Ein pfiffiger Ansatz ist die Untersuchung von Abwasser, um das Infektionsgeschehen verfolgen zu können. Dazu gibt es sehr Erfolg versprechende Versuchsreihen, die gezeigt haben, dass man sehr exakte und lokal zugeschnittene Ergebnisse erzielen kann. Ich hoffe, dass wir dieses Instrument schon in diesem Winter nutzen können.

Derzeit werden rund 200 Patienten mit Covid-19 pro Tag in den Intensivstationen aufgenommen. Gleichzeitig verzeichnet Divi einen hohen Krankenstand beim Personal. Die Frauen und Männer haben sich mit Covid infiziert oder müssen der extremen Belastung der letzten fast drei Jahre Tribut zollen. Was ist zu tun?

Marx: Wir müssen die Arbeitsbedingungen der Teams auf den Intensivstationen verbessern. Zunächst halte ich es für wichtig, das Schichtsystem der Mitarbeiter flexibler, sprich familienfreundlicher zu gestalten. Viel Zeit wird zudem für Dokumentationen und Bürokratie aufgebracht. Das müsste man reduzieren. Natürlich muss jede Behandlung dokumentiert werden; aber es würde beispielsweise schon helfen, wenn man das mit Sprachsystemen erledigen könnte, die digital verschriftlichen. Das ginge viel schneller, als alles zu tippen. Das Personal für die Stationen sollte so berechnet werden, dass man Krankheitsfälle ausgleichen kann. Bei der Ausbildung sollte mehr Zeit für die Aneignung von technischen Kompetenzen aufgebracht werden und etwas weniger für einfachere Dinge wie Bettenaufbereitung oder Nahrungsaufnahme.

An der Augsburger Uni-Klinik läuft ein Projekt, bei denen speziell ausgebildete Kollegen Pflegekräfte psychisch unterstützen, die nicht nur Stress, sondern oft auch traumatische Erlebnisse verarbeiten müssen – im Peer-Support-System (PSU). Das ist bei Polizei, Feuerwehr oder Notärzten längst geschehen.

Marx: Ein tolles Projekt – was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein müsste. Das sollte für alle Teams in ganz Deutschland abrufbar sein! Wir brauchen externe Experten für die Krisenintervention und ausgebildete Kollegen als erste Anlaufstelle, wenn Mitarbeiter nicht mehr weiterwissen. Denn ja, wir erleben natürlich auf der Intensivstation zahlreiche schwerwiegende Ereignisse. Das muss jeder irgendwie verarbeiten. Und manchmal braucht man dafür Hilfe von außen. Deshalb ist das ein ganz wesentlicher Punkt: Die Schere zwischen den benötigten Kapazitäten und der tatsächlichen Personalstärke geht weiter auseinander. Wir müssen grundsätzlich erreichen, dass diejenigen, die bei uns arbeiten, diese Tätigkeit gut und gerne und auch körperlich weitermachen können. Gleichzeitig müssen wir ein Arbeitsumfeld schaffen, wo junge Menschen denken, „wow“, das würde ich auch gerne machen. Wo sonst kann man als Einzelner einen so großen Unterschied für andere Menschen ausmachen? Hier kann ich wirklich helfen. Hier kann ich Leben retten. Das gibt einem enorm viel. Von daher machen das ja auch viele Leute so gerne – trotz Corona.

Zur Person: Gernot Marx, 56, ist Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum Aachen sowie Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi).

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