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  3. Verkehr: Aggressionen auf der Straße: Wenn Autofahrer vor Wut rasen

Verkehr
19.09.2016

Aggressionen auf der Straße: Wenn Autofahrer vor Wut rasen

Schon klebt auf der Autobahn ein Drängler am eigenen Heck – und setzt auch noch die Lichthupe ein.
Foto: Marcus Führer (dpa)

Autofahrer drängeln, fahren viel zu schnell, beleidigen oder gehen auf andere los. Das gab's schon immer? Wie die Polizei Rowdys überführen will und ein Psychologe die Lage sieht.

Die Verfolgungsjagd beginnt kurz vor der Ausfahrt Neusäß, auf der A8 Richtung Stuttgart. Der dunkle Audi R8 ist mit Tempo 170 auf der linken Spur unterwegs. Vor ihm ist einiges los. Offensichtlich geht es dem Fahrer des Sportwagens jetzt zu langsam. Er fährt dicht auf, immer wieder leuchten seine Bremslichter auf. Dann schert er plötzlich nach rechts aus, überholt mehrere Fahrzeuge und zischt wieder auf die linke Spur, wo er mal schnell auf 200 Sachen beschleunigt – bis ihn die Vorderleute wieder bremsen. Selbes Spiel: Der Audi-Fahrer schließt dicht auf und schlängelt sich weiter mit hoher Geschwindigkeit durch den Verkehr. Rechts, links, rechts, links.

Da kommt was zusammen: unzureichender Sicherheitsabstand, extrem dichtes Auffahren, rechts überholen. Es sind gleich mehrere Verstöße, die Verkehrspolizisten aus Augsburg an jenem Freitagvormittag mit einer Videokamera in ihrem Zivilfahrzeug aufzeichnen. Nach mehreren Minuten können die Beamten den rücksichtslosen Fahrer stoppen. Verfolgungsjagd beendet.

Rasen, drängeln, Beleidigungen bis hin zu Körperverletzung – auf Deutschlands Straßen geht es mitunter ruppig zu. Die Hälfte der Deutschen findet, das Klima auf den Straßen sei aggressiver als früher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Verkehrssicherheitsrates, ein Verein, hinter dem Behörden, Unternehmen, Versicherungen, Automobilklubs und weitere Organisationen stehen. Mit der Wut hinterm Steuer haben sich auch die Unfallforscher der Versicherer in einer Studie befasst. Demnach schätzen sich 44 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen im Straßenverkehr als „mindestens manchmal aggressiv“ ein. Ein Viertel der Männer und 15 Prozent der Frauen sagen: „Manchmal erzwinge ich mir die Vorfahrt.“ Und ein gutes Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen sagen: „Wenn vor mir ein Auto bummelt, muss ich drängeln, um vorbeizukommen.“

Verkehrspsychologe: Aggressionen auf der Straße haben zugenommen

Johannes Vetter ist Verkehrspsychologe und zögert keine Sekunde bei der Frage, ob aggressives Verhalten auf der Straße zugenommen hat. „Jawohl“, sagt der 63-Jährige und verweist auf seine Erfahrungswerte. 1991 hat Vetter seine erste Praxis in München eröffnet, seit fast 20 Jahren bietet er auch in Donauwörth verkehrspsychologische Therapien, Beratungen und Vorbereitungskurse für die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) an. Die als „Idiotentest“ bekannte Beurteilung wird benötigt, um eine verloren gegangene Fahreignung wieder zu erlangen.

Die einfachste Erklärung für das steigende Aggressionspotenzial aus seiner Sicht ist: Der Raum wird enger. „Es gibt immer mehr Autos auf den Straßen und die Autos werden größer“, sagt Vetter. In manchen Parkhäusern belege ein moderner Sport-Geländewagen gleich zwei Parkplätze. Da werde der Fahrer im Mittelklassewagen bei der Parkplatzsuche leicht sauer. Zudem, findet Vetter, sind die Strafen bei Geschwindigkeitsverstößen hierzulande viel zu lasch. 20 km/h über dem Tempolimit? „Das gibt keinen Punkt und wird als normal angenommen.“ In Österreich und der Schweiz dagegen, wo es eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen und härtere Strafen gibt, werde nicht so gerast.

Kontrollen sollen Raser und Drängler überführen

Das Büro von Alois Rager liegt an einer fast schnurgeraden Straße in Augsburg, auf der fast jeden Tag der Teufel los ist – und an der auch häufig geblitzt wird. Der Leiter der Verkehrspolizeiinspektion ist überzeugt: „Auch die Uneinsichtigen werden irgendwann einsichtig, wenn es ans Geld oder an den Führerschein geht.“ Punkte in Flensburg gibt es, wenn das Tempolimit um mehr als 20 km/h überschritten wird. Ab 31 km/h zu viel drohen Fahrverbote. Bis zu 680 Euro Strafe sieht der Bußgeldkatalog zudem für Geschwindigkeitsverstöße vor, bei Vorsatz wird der Betrag verdoppelt.

Mit Radarkontrollen, Videoaufzeichnungen im Zivilfahrzeug und Abstandsmessungen versuchen seine Kollegen, Drängler, Raser und Rechtsüberholer zu überführen. Das soll die Verkehrssicherheit erhöhen. Nach Erkenntnissen des bayerischen Innenministeriums war überhöhte Geschwindigkeit in den vergangenen Jahren die Hauptursache für schwere Unfälle. Auch zu dichtes Auffahren birgt nach Erfahrung des ADAC ein hohes Unfallrisiko auf Autobahnen.

Eine signifikante Zunahme dieser Delikte in jüngster Zeit kann Rager für den Zuständigkeitsbereich seiner Dienststelle, zu dem die Stadt und der Landkreis Augsburg sowie der Kreis Aichach-Friedberg gehören, allerdings nicht erkennen. Der Polizeioberrat führt die Verstöße auf den dichten Verkehr und auf zeitlichen Druck der Fahrer zurück. Vetter, der Psychologe, sieht das anders. Er spricht von einer „Ellbogengesellschaft auf der Straße“ und einer „leistungsbezogenen Gesellschaft“, in der sich Aggressionen zum Beispiel vom Job auf die Straße übertragen.

Leicht ist es für die Polizei nicht, solche Verstöße zu ahnden. Die Beamten werden nur selten Zeugen von Beleidigungen und Körperverletzung auf der Straße. Sobald ein Streifenwagen zu sehen ist, benehmen sich die Leute. Und zivile Fahrzeuge, die im Verkehr mitschwimmen, müssen zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Eine ständige Videoüberwachung, bei der man Kennzeichen und Gesichter der Fahrer erkennt, lässt das Gesetz aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht zu, sagt Rager.

---Trennung _Was lässt sich gegen Aggressionen im Verkehr unternehmen?_ Trennung---

Wolfgang Hoffmann sitzt an diesem Nachmittag an einem Pult mit vier Monitoren im Fonds eines VW-Busses. Auf den Bildschirmen ist der Verkehr zu sehen, der nahe der Anschlussstelle Augsburg-Ost über die A8 rollt. Zwei Videokameras, die auf einer Brücke über der Autobahn stehen und per Kabel mit dem VW-Bus verbunden sind, zeichnen alles auf. Das System errechnet automatisch Geschwindigkeit und Abstand der Fahrzeuge. Drei genormte Markierungen auf der Fahrbahn helfen dabei. Es dauert eine gute halbe Stunde, bis alles eingestellt ist. Während der Abstandsmessung muss Hoffmann immer wieder die Kameraeinstellungen nachjustieren. Aufgrund des Wechsels von Sonne und Wolken sind die Bilder an diesem Tag mal zu hell, mal zu dunkel.

Sobald das Computersystem eine Unterschreitung des vorgeschriebenen Abstands feststellt, der nach der Rechtsprechung den halben Tachowert betragen soll, meldet es einen Verdachtsfall. Innerhalb einer Minute kommt das mehrere Male vor. Dann sind auf dem Bildschirm detaillierte Bilder des vermeintlichen Sünders zu sehen, die im Idealfall eine Identifikation erlauben. Die Liste der Verdachtsfälle muss Hoffmann allerdings im Präsidium noch einmal auswerten. Dann prüft er, ob die vom System erkannten Situationen tatsächlich Verstöße sind. Das muss es nämlich nicht sein, wenn der Fahrer in diesem Moment zum Beispiel bremst oder die Spur wechselt. „Die Auswertung dauert viermal so lang wie die eigentliche Messung“, sagt Hoffmann. Wird ein Verstoß ermittelt, schreibt die Polizei den Fahrzeughalter an.

Die Messung ist schon einige Zeit im Gang, als der Polizeioberkommissar auf dem Monitor einen schwarzen Lastwagen bemerkt. Er fährt auf der rechten Spur sehr dicht auf den Lkw davor auf. Ein Treffer? Nein. Auf den Bildern ist das Kennzeichen des Sattelschleppers nicht zu erkennen. „Manche wissen, wie sie es machen müssen“, sagt Hoffmann mit ironischem Unterton. Trotz dieser Umstände, sagt er, hat er noch keine Abstandsmessung erlebt, bei der kein Verstoß dokumentiert wurde.

Penetrant am Vordermann zu kleben ist schon schlimm genug. Noch heftiger wird es, wenn Menschen im Straßenverkehr gewalttätig werden. Psychologe Vetter hat Klienten erlebt, die sich 60 Jahre lang nichts zu schulden haben kommen lassen und dann plötzlich ausgetickt sind. Dann erzählt er von einem Mann, der auf dem Mittleren Ring in München ein Auto angehalten hat und auf den Fahrer losgegangen ist. Einfach so. Und von einem, der mit einem Baseballschläger die Scheibe eines Autos eingeschlagen hat, weil dessen Fahrer ihm den Parkplatz weggenommen hatte. Vetter führt das auf die Gesellschaft und eine sinkende Hemmschwelle zurück, was Körperverletzung angeht: „Gewalt hier, Gewalt da. Offenbar können sich Leute mit Gewalt besser durchsetzen.“

Vor Gericht geht es immer wieder um Gewalt zwischen Verkehrsteilnehmern

Noch ein Schauplatz. Amtsgericht Dillingen, Saal I 18. Auf seinen Spazierstock gestützt läuft ein grauhaariger Mann langsam zu seinem Platz. Er ist Angeklagter in einem Verfahren, das zeigt, wie auch Beziehungs- und andere zwischenmenschliche Probleme Auslöser für Aggressionen im Straßenverkehr sein können. Diesem Fall ging ein Streit um eine Mietwohnung voraus. Dem 73-Jährigen wird vorgeworfen, an einem regnerischen Abend im Januar in Wittislingen einen 33-Jährigen bewusst angefahren und verletzt zu haben. Der Rentner soll mit seinem Mercedes auf den Mann zugefahren sein und erst knapp vor ihm gebremst haben. Dann soll er plötzlich wieder Gas gegeben haben, sodass der Fußgänger auf die Motorhaube des Autos fiel und mehrere Meter mitgeschleift wurde. Der Geschädigte zog sich laut dem ärztlichen Attest eine Verletzung am Sprunggelenk zu und war 40 Tage arbeitsunfähig.

Energisch verteidigt sich der Rentner in der Gerichtsverhandlung. Er spricht vielmehr von einem geplanten Überfall auf ihn. Der junge Mann habe sich gezielt vor seinem Auto aufgebaut, mit einem Regenschirm mehrfach auf die Motorhaube geschlagen und eine Waffe aus seiner Tasche gezogen. Der Angeklagte sagt, er habe sich dadurch bedroht gefühlt. „Er fuhr los, weil er weg wollte. Es kam ihm nicht darauf an, sein Auto als Waffe einzusetzen“, sagt sein Anwalt. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft ist anderer Meinung.

Dass es eine Videoaufnahme des Vorfalls gibt, macht die Sache nicht einfacher. Denn vieles, was in der Verhandlung angesprochen wird, ist auf dem Film nicht zu sehen. Nach vier Stunden kann die Richterin immer noch kein Urteil fällen. Sie setzt einen Fortsetzungstermin an.

"Wir werden mit einer aggressiven Stimmung im Verkehr leben müssen"

Was lässt sich nun gegen Aggression im Verkehr unternehmen? Für Psychologe Vetter steht fest: Im Moment kann man nur dem Einzelnen helfen. „Wir werden mit einer aggressiven Stimmung im Verkehr leben müssen.“ Für den drängelnden Raser im Audi R8 hat die wilde Fahrt auf der A8 empfindliche Folgen: Gegen ihn läuft nun ein Strafverfahren wegen Nötigung im Straßenverkehr. Es droht ein hohes Bußgeld, womöglich wird ein Fahrverbot verhängt oder sogar der Führerschein eingezogen.

Ob ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen Taten wie diese verhindern würde, vermag der Verkehrspsychologe nicht zu beurteilen. Der 63-Jährige, der sich selbst als absoluten Autofreund bezeichnet, glaubt allerdings: „Wir werden irgendwann eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung einführen müssen.“

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19.09.2016

Das Problem sind die viel zu niedrigen Geldstrafen, die fehlenden Polizisten, um wenigstens Schwerpunkte regelmäßig zu überprüfen sowie Richter, die kaum bereit sind, einen gefährlichen Raser wirklich aus dem Verkehr zu ziehen. Selbst bei Todesfällen gibt es Bewährung und wenn ein besoffener Raser genug jammert und Reue heuchelt, braucht er nicht mal seinen Führerschein abzugeben und muß nur doppelte Geldstrafe bezahlen.