Kandidatur: Merkel will 2017 wieder Kanzlerin werden
Bundeskanzlerin Angela Merkel will wieder für den CDU-Vorsitz und das Kanzleramt kandidieren. Das sagte die 62-Jährige am Sonntag in Berlin. So begründete Merkel ihren Schritt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel will wieder für den CDU-Vorsitz und das Kanzleramt kandidieren. Das teilte die 62-Jährige am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Berlin mit. "Diese Wahl wird wie keine zuvor - jedenfalls seit der deutschen Wiedervereinigung nicht - schwierig", sagte Merkel.
Die amtierende Kanzlerin rechnet nach eigener Aussage mit Anfeindungen aus dem rechten wie linken politischen Lager. Auch europäisch und international drohten Anfechtungen "für unsere Werte" und "unsere Art zu leben". Merkel betonte bei der Pressekonferenz, sie trete für die volle Amtszeit von vier Jahren an.
Die Menschen hätten in diesen Zeiten wenig Verständnis, "wenn ich jetzt nicht noch einmal meine ganze Erfahrung und das, was mir an Gaben und Talenten gegeben ist, in die Waagschale werfen würde, um meinen Dienst für Deutschland zu tun", sagte Merkel in Berlin. "Ich habe sprichwörtlich unendlich viel darüber nachgedacht. Die Entscheidung für eine vierte Kandidatur ist nach elf Amtsjahren alles andere als trivial."
Merkel will für den Zusammenhalt im Land arbeiten
Die teils hohen Erwartungen an eine mögliche weitere Amtszeit von ihr empfindet Merkel nach eigenen Worten als übertrieben. All das, was damit besonders nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl verbunden werde, "das ehrt mich zwar, aber ich empfinde es auch sehr stark als grotesk und geradezu absurd", sagte sie.
Insgesamt gehe es in der Politik um den Ausgleich von Interessen. "Mein Ziel in der Politik ist es, für den Zusammenhalt in unserem Land zu arbeiten", so Merkel. Sie freue sich auf die politischen Auseinandersetzungen in den kommenden Monaten. "Wir werden sie unter Demokraten führen und im Ton der Demokraten."
Seehofer will Merkel unterstützen
Merkel hatte auch schon zuvor erklärt, dass ihrer Ansicht nach der Parteivorsitz und das Kanzleramt in Personalunion zu führen sind. In den vergangenen Tagen waren immer mehr Unionspolitiker davon ausgegangen, dass sie für beide Ämter erneut antreten wird. Auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel machte deutlich, dass er damit rechnet. Mit Merkels Entscheidung rund zehn Monate vor der Bundestagswahl könnte Gabriel unter Druck geraten, nun die Kanzlerkandidatur in seiner Partei zu klären.
CSU-Chef Horst Seehofer stellte Merkel für deren erneute Kanzlerkandidatur die Unterstützung seiner Partei in Aussicht. "Es ist gut, dass jetzt Klarheit herrscht", sagte Seehofer am Sonntag vor diversen CSU-internen Beratungen in München. Auf dieser Grundlage werde man nun klären, mit welchen Themen man gemeinsamen in den Wahlkampf gehe - und wo es bei Differenzen bleibe. Seehofer wird nicht zum CDU-Bundesparteitag in Essen kommen, bestätigte Merkel in der Pressekonferenz. Sie sei nicht beim CSU-Parteitag gewesen, deshalb werde Seehofer auch nicht Gast beim CDU-Parteitag sein.
Die CDU wählt am 6. Dezember beim Bundesparteitag in Essen ihre Spitze neu. Merkel ist seit April 2000 CDU-Vorsitzende und seit November 2005 Kanzlerin. Sollte sie 2017 zum vierten Mal gewinnen, hat sie die Chance, CDU-Mitbegründer Konrad Adenauer und auch Rekordhalter Helmut Kohl einzuholen. Adenauer war 14 Jahre, Kohl 16 Jahre Bundeskanzler.
Angela Merkel gilt als konkurrenzlos in der CDU
Merkel gilt trotz der Flüchtlingskrise im vorigen Jahr und trotz der daraufhin einbrechenden Beliebtheitswerte für sie persönlich und die ganze Union als konkurrenzlos in der CDU. International wird sie nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA als letzte Verteidigerin westlicher Werte gesehen. Der scheidende US-Präsident Barack Obama nannte sie "zäh" und erklärte bei seinem Abschiedsbesuch am Donnerstag, wäre er Deutscher, würde er sie wählen.
Die Christdemokraten berieten am Sonntag über einen Leitantrag für den Parteitag, der auf Merkel zugeschnitten ist. Der Titel lautet: "Orientierung in schwierigen Zeiten - für ein erfolgreiches Deutschland und Europa". Die CDU will enttäuschte Wähler zurückgewinnen. Nötig seien konkrete Lösungen, "auch wenn ihre erfolgreiche Umsetzung manchmal schwierig ist und Zeit braucht".
Die CDU-Politik soll stärker auf Familien und Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen ausgerichtet und das gesetzliche Eintrittsalters nach dem Willen der Partei offenbar an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden. Eine Flüchtlingskrise wie 2015 soll sich nicht wiederholen. Integrationsverweigerer sollen mit Sanktionen bis hin zu Leistungskürzungen und Ausweisung rechnen. dpa/AZ
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Ein schwarzer Tag für Deutschland .........
Hätte sie vielleicht mal mit Altkanzler Kohl gesprochen - auch der meinte damals seine Wiederwahl sei ungefährdet. Er hat sich getäuscht.