Anschlag auf Muslim-Schrein in Pakistan: 42 Tote
Islamabad (dpa) - Zwei Selbstmordattentäter haben bei einem Anschlag auf ein muslimisches Heiligtum in der ostpakistanischen Millionenstadt Lahore mindestens 42 Gläubige mit in den Tod gerissen.
Wie ein Regierungssprecher am Freitag mitteilte, wurden 174 weitere Menschen verletzt, als sich die beiden Täter am Vorabend in einem Mausoleum für einen Sufi-Heiligen in die Luft sprengten. Zum Zeitpunkt des Angriffs hatten sich tausende Muslime in dem Schrein zum Gebet versammelt, bei dem auch religiöse Lieder gesungen werden.
Fernsehsender zeigten Bilder von Überwachungskameras, auf denen zu sehen ist, wie einer der Attentäter durch die Menschenmenge rennt. Sekunden später zündet der Mann den an seinem Körper versteckten Sprengsatz. Nach Polizeiangaben ereigneten sich die Explosionen kurz hintereinander im Innenhof des Schreins sowie im Untergeschoss, wo sich die Gläubigen vor dem Gebet waschen. Pakistanische Medien berichteten unter Berufung auf die Behörden, bei einem der Täter handele es sich um einen 16-jährigen Jugendlichen aus Lahore.
Der Schrein für einen persischen Sufi-Gelehrten aus dem 11. Jahrhundert habe mehrfach Drohungen erhalten, berichtete die Zeitung "The News" am Freitag. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Ein Regierungssprecher machte jedoch islamische Extremisten verantwortlich und erklärte, es seien "dieselben Leute", die bereits früher Anschläge in Lahore verübt hätten. Radikale Gruppen wie die Taliban lehnen den in Südasien weit verbreiteten Sufismus und dessen Praktiken wie die Verehrung von Heiligen als unislamisch ab.
Die extremistische Bewegung "Tehrik-e-Taliban" wies jede Beteiligung an der Bluttat zurück. "Wir haben mit dem Anschlag nichts zu tun", sagte ein Sprecher in einer Telefonbotschaft an pakistanische Medien.
Noch Donnerstagnacht protestierten vor dem Mausoleum aufgebrachte Muslime gegen die "mangelhaften Sicherheitsvorkehrung". Nach Medienberichten gingen mehrere Autos in Flammen auf. Die Polizei sei mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die Demonstranten vorgegangen. Am Freitag blieben die meisten Geschäfte in der Stadt geschlossen.
Lahore war in den vergangenen Monaten immer wieder Ziel blutiger Terroranschläge. Erst Ende Mai starben etwa 80 Menschen bei Angriffen auf Moscheen der muslimischen Ahmadiyya-Minderheit. Im März kamen 48 Menschen ums Leben, als sich zwei Selbstmordattentäter im Garnisonsviertel in die Luft sprengten. Lahore ist die Hauptstadt der Provinz Punjab und mit etwa zehn Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes.
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