Woher kommt der Judenhass in Deutschland?
Judenhass keimt in der Nahost-Krise auch in Deutschland wieder auf - nicht nur unter Muslimen, sagt eine Expertin. Die Corona-Krise verschärft das Problem.
Judenfeindliche Sprechchöre vor der Synagoge in Gelsenkirchen, schwere Ausschreitungen mit mehr als 90 verletzten Polizisten bei einer Pro-Palästina-Demonstration in Berlin-Neukölln: Seit dem Wiederaufflammen des Nahost-Konflikts ist es in Deutschland zu verstörenden antisemitischen Vorfällen gekommen. Der Zentralrat der Juden sprach von „Mobs“, die blanken Judenhass verbreiteten. In der Politik wurden Forderungen laut, Ausländer, die antisemitische Straftaten begehen, auszuweisen.
Judenhass keimt in Nahost-Krise auch in Deutschland auf - nicht nur unter Muslimen
Doch wie stark sind antijüdische Vorbehalte unter Migranten ausgeprägt? Und welche Strategien sind wirksam, ihn zu bekämpfen? Die Historikerin Juliane Wetzel vom Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin beschäftigt sich seit Jahren mit dem Phänomen. Sie sagt: „Wir beobachten seit Beginn der zweiten Intifada im Jahr 2000, dass es immer auch in die europäischen Länder und damit nach Deutschland schwappt, wenn es zu einer Radikalisierung des Nahostkonflikts kommt.“ 2006 während des Libanonkrieges seien die Zahlen antisemitischer Straftaten stark angestiegen. „Diesen Effekt kennen wir also“, sagt Wetzel. Auf die Straße gegen Israel gehen der Wissenschaftlerin zufolge aber nicht mehr nur Menschen mit palästinensischer Herkunftsgeschichte: „2014 mit dem Gaza-Krieg haben wir erlebt, dass es zu einer Art „Opfer-Solidarisierung“ unter Muslimen gekommen ist, auch von solchen türkischer Herkunft, die ja eigentlich mit dem Konflikt nichts zu tun haben.“
Doch Antisemitismus sei eben kein Thema, dass nur oder hauptsächlich Menschen mit muslimischem Hintergrund betreffe, sagt Wetzel: „Das Problem geht bis weit in die Mitte der deutschen Gesellschaft. Da ist Antisemitismus ja nach wie vor ein Tabu, auch wenn die AfD die Grenzen verschoben hat. Um das Tabu zu umschiffen werde dann nach der Devise ’Israelis gleich Juden’ so getan, als ob es nicht um Antisemitismus gehe.“ Das, sagt die Wissenschaftlerin „ist natürlich Unsinn“. Wer Steine auf Synagogen werfe und dabei den Bezug zum Nahostkonflikt herstelle, handle eindeutig antisemitisch. Denn mit der Auseinandersetzung zwischen Israel und Palästinenserorganisationen wie der Hamas habe die Synagoge und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ja nichts zu tun. Bei Antisemiten jeglicher Couleur sieht Wetzel „eine Art Umweg-Kommunikation“ am Werk: „Man benutzt Israel, um das gegen Juden zu sagen, was man schon immer gegen Juden sagen wollte. Da gibt es dann die Unterstellung, dass die ehemaligen Opfer ja jetzt zu Tätern geworden sind. Man wäscht sich rein, von der eigenen Aufgabe der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.“ Das diene letztlich dem Ziel, die deutsche Verantwortung für den Holocaust relativieren.
Antisemitismus ist in der Gesellschaft verbreitet - teils auch unter Linksextremen
Juliane Wetzel verweist auf ein weiteres Phänomen, das sich nicht erst im aktuellen Anti-Israel-Protest zeige: „Auf den Demonstrationen laufen auch größere Gruppen mit, die weniger einen muslimischen, als eher einen linksextremen Hintergrund haben. Die Gefahr ist sehr groß, dass wir das von der Mehrheitsgesellschaft abschieben und sagen, das Problem sind die Muslime.“ Das sei von der Kriminalstatistik nicht gedeckt, die meisten Straftaten mit antisemitischem Hintergrund würden nach wie vor aus dem rechtsextremen Milieu heraus begangen – „auch wenn es in der Statistik manche Unschärfen gegeben haben mag“. Aber das mache es nicht weniger schlimm, wenn bei den Demos gegen Israel heute unsägliche Dinge skandiert würden, wie etwa „Hitler hat euch vergessen“. Wetzel glaubt: „Es gibt keinen muslimischen Antisemitismus, aber es gibt Antisemitismus unter Muslimen. Und das ist häufig derselbe israelbezogene Antisemitismus, der auch auf der politischen Linken und bis weit in die Mehrheitsgesellschaft hinein zu finden ist.“
Die Historikerin sieht bei den Muslimen in Deutschland durchaus ein wachsendes Problembewusstsein: „Es gibt inzwischen viele Gruppen, die gegen Antisemitismus kämpfen und an denen Muslime beteiligt sind.“ Wetzel ist Mitglied im Vorstand der vielleicht bekanntesten dieser Organisationen, die ihren Sitz im Berliner Stadtteil Kreuzberg hat. Dort leben viele Menschen mit türkischer oder arabischer, nicht selten palästinensischer Einwanderungsgeschichte. Unter dem Eindruck der islamistischen Bombenanschläge auf zwei Synagogen in Istanbul im Jahr 2003, bei denen 24 Menschen starben, entstand aus der muslimischen Gemeinschaft heraus die „Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus“. Die „Kiga“ wird vom Bund und vom Land Berlin gefördert.
Judenhass unter "Querdenkern": Corona-Lage verschärft Antisemitismus in Deutschland noch
Desirée Galert leitet die praktische Arbeit der Kiga und veranstaltet etwa an Berliner Schulen Projekttage oder Arbeitsgruppen. Um den heutigen Antisemitismus zu kontern, sagt sie, seien etwa der Besuch von KZ-Gedenkstätten oder Vorträge von Zeitzeugen wenig hilfreich, wenngleich sie wichtig für das Verständnis des Holocaust blieben. Die Kiga-Angebote setzten vor allem auf Aspekte aus der Lebenswelt der Schüler. Da werde etwa hinterfragt, warum „Du Jude“ auf manchen Schulhöfen als Schimpfwort gelte. Oder die Teilnehmer analysieren gemeinsam antisemitische Texte von populären Rappern. In Rollenspielen lernen Jugendliche, auch mal die Position der „anderen Seite“ einzunehmen. In Gesprächen werden Fakten über den Staat Israel oder über jüdisches Leben in Deutschland vermittelt. Viele der Angebote der Kiga können laut Galert derzeit wegen der Pandemie nur digital stattfinden – oder fallen ganz aus. Gleichzeitig habe die Corona-Lage das Antisemitismus-Problem weiter verschärft. Im Umfeld der „Querdenker“ blühe der Verschwörungs-Antisemitismus, werde die Erzählung verbreitet, dass einflussreiche Juden die Welt kontrollierten und manipulierten.
Galert räumt ein, dass die Aufklärungsarbeit manchmal an ihre Grenzen stößt: „Menschen mit verfestigten extremistischen Ansichten erreichen wir nicht. Es geht darum, zu verhindern, dass Jugendliche sich überhaupt erst radikalisieren.“ Erfolgserlebnisse hat Galert etwa, „wenn Jugendliche selbst einen Projekttag organisieren und dabei das Thema Antisemitismus wählen.“ Der Nahost-Konflikt sei bei vielen Teil der Familiengeschichte. „Wenn Kinder aus palästinensischen Familien hinterher sagen, dass sie zum ersten Mal auch die andere Sichtweise kennengelernt haben, haben wir schon viel erreicht.“
Lesen Sie dazu auch:
Die Diskussion ist geschlossen.
durch eine total verfehlte Politik mit Einbürgerungen .warum Muss nicht jeder der Deutscher werden will auf die Verfassung schwören und gleich mitunterschreiben das er bei einem verstoß gegen die deutschen Grundrechte sofort und endgültig ausgewiesen wird
Cool. Denn dann müssen (wegen Grundrechte) ja auch Personen, die "nur deutsch " sind ebenfalls hart bestraft werden wenn sie Menschen wegen ihrer Herkunft, sexuellen Orientierung oder Geschlechtes benachteiligen.
Da ist ja die halbe CSU sofort im knast.
Beleg: ehe für alle.
ILONA V. da haben sie vollkommen recht , vor dem Grundgesetz sind alle gleich . also gelten auch die Gesetze für alle gleich ! nur sollte man die CSU nicht mit der Kirche (edit/mod/NUB 7.2) verwechseln , denn leider gibt es in Deutschland immer noch keine Trennung von Kirche und Staat . auch sollte es nur ein gesetz geben und die Kirche nicht mehr eine eigene Rechtsprechung haben
Unabhängig von der Herkunft sind fehlende Bildung und die immer mehr zu beobachtende geringer werdende geistigen Fähigkeiten fruchtbarer Boden für jede Art von Extremismus, sei es Rechtsextremismus, Linksextremismus, Antisemitismus, Rassismus, etc.
Extremismus ist im Kommen, da sie Menschen immer mehr flacher denken. Das mag auch an Handy, Internet und dem ganzen Medien Schrott liegen. Es gibt kaum noch eine Diskussionskultur. Nur noch Extreme, kaum Toleranz und Offenheit zu anderen Meinungen.
Man lese alte Texte, schaue sich frühere politische Diskussionen an und wird erkennen, daß es bergab geht und nicht erst seit heute.
Nun nicht nur antisemitische Straftäter, gehören nach hause geschickt, auch die Anderen schweren Jungs! Wer das Gast/ Asylrrecht missbraucht hat hier nichts mehr verloren. Ich rede hier nicht vom Strafzettel für Falsch Parken, sondern von Diebstahl, Gewalttaten oder Organisierter Kriminalität. Die anderen die Arbeiten und Steuern bezahlen und sich Integrieren können gerne hier bleiben, die sind eine Win Win Situation. Deutsche die solche taten begehen müssen natürlich auch vor Gericht.