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Foto: dpa (Symbolbild)
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Der Freistaat hat sich zusätzlichen Grippe-Impfstoff besorgt. Vor der Verteilung seien noch wichtige Fragen zu klären, sagte ein Sprecher.

Gesundheit
14.11.2020

Bayern hält Hunderttausende Grippe-Impfdosen zurück

Exklusiv Die bayerische Regierung hat trotz Engpässen über eine halbe Million Grippe-Impfstoffdosen zurückgehalten. Sie sollen erst in kommenden Wochen geliefert werden.

Die bayerische Staatsregierung hat trotz lange bekannter Versorgungsengpässe über eine halbe Million Grippe-Impfstoffdosen zurückgehalten, die erst in den kommenden Wochen an Ärzte ihre Patienten gehen sollen. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) bestätigte entsprechende Recherchen dieser Zeitung. „Es handelt sich unseres Wissens nach um rund 550.000 Dosen der sogenannten Bayern-Reserve, die der Freistaat Bayern erworben hatte“, sagte der bayerische KVB-Vorstandschef Wolfgang Krombholz der Zeitung. Die Kassenärztliche Vereinigung habe die Freigabe bereits Ende Oktober gefordert. „Insofern begrüßen wir es, dass dies nun erfolgen soll.“

Vor der Verteilung sind noch wichtige Fragen zu klären

Ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums bestätigte der Zeitung lediglich, dass der Freistaat sich zusätzlichen Impfstoff besorgt habe. Vor der Verteilung seien noch wichtige Fragen zu klären, etwa wie Ärzten im Auftrag des Öffentlichen Gesundheitsdienstes impfen könnten und wie ihnen der Impfstoff unter Wahrung arzneimittelrechtlicher Vorschriften zugestellt werden könne. „Wir setzen darauf, dass die bestellten Impfstoffe demnächst zur Verfügung stehen werden“, sagte der Sprecher der Zeitung. Es sei durchaus üblich, dass Impfstoff schrittweise ausgeliefert werde.

Scharfe Kritik am Vorgehen des Gesundheitsministeriums kommt von der bayerischen Landtags-Opposition: „Seit Wochen gibt es Berichte, dass der Grippeimpfstoff knapp wird und viele Ärzte und Apotheken am Markt keinen mehr bekommen“, sagte die SPD-Gesundheitsexpertin Ruth Waldmann. Sie verwies auf zahlreiche Impfappelle des Gesundheitsministeriums: „Warum sie dann den Impfstoff dafür aber horten und so lange nicht herausrücken, ist unverständlich.“

Auch Kemptener Arzt kritisiert Zurückhaltung des Impfstoffs

Auch der Kemptener FDP-Abgeordnete Dominik Spitzer, selbst praktizierender Arzt, kritisierte die Zurückhaltung des Impfstoffs: „Das ist schon ein Hammer. Wir mussten unsere Patienten drei Wochen lang vertrösten.“ Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, betonte: „Das ist ein unhaltbarer Zustand. Der Engpass war längst bekannt.“ Nach Informationen der „Augsburger Allgemeinen“ befinden sich die Impf-Dosen bereits seit Sommer im Besitz des Freistaats und wurden bereits im Frühjahr geordert.

Der Bayerische Hausärzteverband begrüßte, dass wieder Impfstoff in die Praxen kommen soll: „Besser spät als nie“, sagte Bayerns Hausärzte-Präsident Markus Beier der Zeitung. „Wir brauchen den Impfstoff“, betonte er. Derzeit sei die Versorgungslage in Bayern bei „praktisch null“. Durch die Corona-Pandemie und die Impfaufrufe der Politik sei die Nachfrage extrem hoch. Eine halbe Million Dosen sei eine ordentliche Menge. „Damit können wir noch Risikopatienten durchimpfen“, sagt Beier. Es werde einige logistische Vorlaufzeit brauchen, den Impfstoff in die Praxen zu bringen. „Ich rate Patienten, sich in ihren Praxen zu informieren“, sagte Beier.

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