Bayerns Buchhändler des Jahres kommt aus Schwabmünchen
Hans Grünthaler wollte eigentlich Lehrer werden. Dann hat er Betriebswirtschaft studiert und einen kleinen Laden übernommen. Ein Porträt über Bayerns Buchhändler des Jahres.
Es hat Phasen in seinem Leben gegeben, da hat Hans Grünthaler nur selten ein Buch in die Hand genommen. Auch der Berufswunsch Buchhändler stand bei ihm nie ganz oben. Und dass seine „Buchhandlung Schmid“ in Schwabmünchen (Kreis Augsburg) heute vom Kultusministerium als Bayerns Buchhandlung des Jahres ausgezeichnet wird, hat der 50-Jährige seiner Frau zu verdanken. Sie hat ihn kurz nach seinem Wirtschaftsstudium mit dem damaligen Inhaber Albert Schmid bekannt gemacht. Nach dem ersten Treffen hat er schnell gemerkt: „Buchhändler ist genau mein Ding.“
Ursprünglich wollte er Lehrer werden, sagt der Vater zweier Kinder. Als ihn aber nach dem Abitur ein Berufsberater davor warnte, dass „Gymnasiallehrer schneller auf der Straße stehen, als vor der Tafel zu unterrichten“, hat sich Grünthaler für den betriebswirtschaftlichen Weg entschieden. Doch statt seine Kenntnisse der wirtschaftlichen und sozialen Prozesse beruflich einzusetzen, hat er eine Buchhandlung zu einer Kleinkunstbühne entwickelt.
Seit der Übernahme vor fünf Jahren beschränkt er sein Geschäft nicht nur auf Literatur. Ein wenig ist die Buchhandlung auch ein Abbild seiner selbst. Grünthaler war als Kind ein großer Comic-Fan. Die Abenteuer von Superman oder Batman liebte er ebenso wie die feine Ironie in den Geschichten von Asterix und Obelix. Es folgten die Phasen „so mit acht, neun und dann wieder zwölf und 13 Jahren“, in denen ihn das Lesen überhaupt nicht interessierte. Geschmack am gedruckten Wort hat er aber wieder gefunden, als sein Onkel ihm einen Karl-May-Band schenkte. „Das Buch hatte einen grünen Leineneinband und die Seiten in Goldschnitt“, erinnert er sich. Festlegen auf einen Lieblingsautor aber will sich Grünthaler nicht. Er schätzt es, in die Vielseitigkeit der Literatur „reinzuschmecken“. Harry Potter beispielsweise ist für ihn ein Glücksfall, weil es Joanne K. Rowling geschafft hat, bei jungen Menschen „wieder die Lust am Lesen zu wecken“. Und er liebt die blumige Sprache in Tolkiens Fantasy-Klassiker „Herr der Ringe“.
Hans Grünthaler ist Buchhändler des Jahres
Vielseitig ist auch das Programm, das Grünthaler nach Feierabend in seiner Buchhandlung anbietet. Weil er hier seine zweite große Leidenschaft erleben kann: die Musik. „Ich habe immer von einer Programmkneipe geträumt“, sagt der Buchhändlers des Jahres, der früher klassische Gitarre spielte, zur E-Gitarre wechselte und mit einer Band drei Auftritte hatte. Mehr wurde daraus nicht. Die „Virgin Grannys“ waren ihm zu rockig. Er schätzt mehr „das Jazzige“.
Immer wieder wechseln „Bookshop-Concerts“ mit Lesungen oder Kabarett. Auch ein „Whisky-Tasting“ zwischen den Büchern soll es künftig geben. Grünthaler will seine Kunden unterhalten, ohne dass die fachliche Kompetenz darunter leidet. Und darin sieht er auch das Geheimnis seines Erfolgs: „Guter Service, verknüpft mit Entertainment und Event.“
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