War ein Terror-Anschlag auf Fußballfans bei der EM 2016 geplant?
In Belgien wurden mehrere Terror-Verdächtige festgenommen. War ein Anschlag bei der EM 2016 in Frankreich geplant?
Die Angst ist wieder da in der belgischen Hauptstadt. Mehr als hundert Durchsuchungen, dutzende Festnahmen, drei Haftbefehle: Wegen einer „unmittelbaren Bedrohung“ ist die belgische Polizei am Wochenende landesweit gegen mutmaßliche Extremisten vorgegangen, drei Männer wurden wegen „versuchten terroristischen Mordes“ in Haft genommen. Einem Medienbericht zufolge wollten Attentäter während des EM-Spiels Belgien–Irland zuschlagen. Regierungschef Charles Michel versicherte nach den Razzien, die Lage sei „unter Kontrolle“.
„Es ist noch nicht vorbei, wir bleiben bei der Terrorwarnstufe 3“, sagte Innenminister Jan Jambon. Es ist die zweithöchste des Landes, die nicht weniger besagen soll, als dass ein Anschlag unmittelbar bevorsteht. Begonnen hatten die Polizeiaktionen am Freitagabend. Bei Durchsuchungen in Brüssel verhafteten Anti-Terror-Einheiten den 30-jährigen Youssef E. A. Er soll am 22. März an dem Anschlag auf den Flughafen beteiligt gewesen sein. Nach Informationen belgischer Medien war Youssef auf dem Airport für eine Catering-Firma tätig und hatte sogar die Berechtigung, die Cockpits abgestellter Flugzeuge zu betreten.
Terror-Verdächtige in Belgien festgenommen
Am späten Freitagabend zogen Spezialeinheiten in 16 Städten Belgiens auf, darunter in den Hauptstadt-Gemeinden Forest, Molenbeek und Schaerbeek, sowie in Lüttich im französischsprachigen Landesteil nahe der Grenze zu Deutschland. 152 Garagen und dutzende Häuser wurden durchgekämmt. 40 Personen nahmen die Beamten zum Verhör mit, zwölf setzten die Sicherheitsbeamten erst einmal fest, am Samstagabend erließ ein Richter gegen drei Männer im Alter von 27, 29 und 40 Jahren Haftbefehl wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Vorbereitung von Anschlägen. Die Übrigen durften gehen.
Im Laufe der Nacht zum Samstag verdichteten sich gleichzeitig die Indizien für einen unmittelbar bevorstehenden Terrorakt so sehr, dass Premierminister Michel und seine Familie sowie weitere Regierungsmitglieder unter verstärkte Bewachung gestellt wurden. Schwer bewaffnete Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge bezogen in der Innenstadt Position. Als die Fußball-Fans am Mittag zu den Plätzen strömten, an denen das Länderspiel der „Roten Teufel“, wie die belgische Nationalmannschaft genannt wird, gegen Irland aus Bordeaux übertragen werden sollte, mussten sie Rucksäcke abgeben oder zurücklassen und gleich mehrere Kontrollen über sich ergehen lassen. Der 3:0-Sieg der „Diables rouge“ ging fast unter in der martialisch aufgerüsteten Brüsseler City.
Dennoch wollte die Regierung die höchste Terrorwarnstufe vier nicht ausrufen. Dann hätte der gesamte öffentliche Nahverkehr gestoppt werden müssen.
„Ich vermeide es, derzeit in die Innenstadt zu gehen“, erzählte die 34-jährige Bankerin Gabrielle. „Ich bin schon damals nur knapp dem Anschlag in der Metro entkommen.“ Und der 55-jährige Michel, ein Angestellter der EU-Kommission, meinte: „Meine Familie und ich haben wieder Angst.“ Brüssel kommt nicht zur Ruhe.
Dass die Anti-Terror-Einheiten bei den Razzien weder Waffen noch Sprengstoff fanden, reicht nicht, um die aufkommende Nervosität zu stoppen. Über Jahre hat sich in Belgien „eine militant-islamistische Szene entwickelt“, begründet der Terrorexperte Rolf Tophoven die nach wie vor herrschende Bedrohung. Es gebe eine große Nähe zwischen den terroristischen Nestern in Frankreich und eine Art Terrorschiene zwischen beiden Staaten.
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