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09.11.2005

"Berlin ist doch nicht Paris ­ zumindest noch nicht"

Von unserem Redaktionsmitglied Martin Ferber, Berlin"Ey, Alter, was soll die Frage? Klar hab ich Probleme." Ahmet ballt seine Hände zu Fäusten und boxt mit finsterem Blick gegen einen imaginären Sandsack. Irgendwie muss sich seine Aggression entladen. "Alles Scheiße, ey", sagt der 17-jährige Türke, der mit weiter Army-Hose, dicker Bomberjacke und tief ins Gesicht gezogener Baseballkappe an diesem sonnigen Vormittag im Berliner Bezirk Neukölln unterwegs ist. "Kein Job, kein Geld, nichts." Von den Ausschreitungen und Krawallen in Frankreich hat er gehört, die Bilder von den brennenden Autos im Fernsehen gesehen. "Manchmal hab ich so eine Wut, da könnt ich auch Autos abfackeln", gibt Ahmet offen zu, um resigniert hinzuzufügen: "Aber das bringt doch nichts."

Berlin-Neukölln, das Rollbergviertel zwischen Hermannstraße und Karl-Marx-Straße. Das dicht bebaute Quartier war einmal ein Vorzeigeprojekt des sozialen Wohnungsbaus, nun ist es das, was die Politiker der Hauptstadt etwas verschämt einen "Problemkiez" nennen. Ein sozialer Brennpunkt mit hohem Ausländeranteil, hoher Arbeitslosenquote und hohem Prozentsatz an Sozialhilfeempfängern. Das Regierungsviertel ist nur wenige Kilometer entfernt, und doch liegen Welten dazwischen.

Wer kann, zieht weg. Übrig bleiben die, deren Miete das Sozialamt zahlt. Die Deutschen sind längst in der Minderheit, das Bild des Viertels prägen rivalisierende türkische und arabische, vor allem libanesische Jugendliche, die untereinander spinnefeind sind. Es ist eine Welt für sich, eine Parallelgesellschaft. Am U-Bahnhof Boddinstraße liegen die türkischen Zeitungen in der Auslage vorne aus, die deutschen dahinter. Die Cafés heißen "Istanbul", "Topkapi" oder "Ararat", das "Reisebüro Sahin" liegt neben dem "Coiffeur Korkmaz". Hier kann man das ganze Leben verbringen, ohne ein Wort Deutsch können zu müssen.

Doch Ausschreitungen oder Krawalle gibt es nicht, keine abgefackelten Autos, keine brennenden Geschäfte. Im Rollbergviertel ist es friedlich an diesem Dienstag. Ein türkischer Autohändler putzt seine im Freien abgestellten Fahrzeuge. Angst, dass sie in Brand gesteckt werden könnten, hat er nicht. "Alles ruhig", meint er entspannt. "Man lebt hier nicht miteinander, sondern nebeneinander", sagt der Postbote, der das Viertel wie kaum ein anderer kennt, "aber nicht gegeneinander. Noch nicht."

Noch. Das ist das Wort, das in der Hauptstadt in diesen Tagen am häufigsten zu hören ist. Berlin sei nicht Paris, zumindest noch nicht, versichern Politiker, Sozialarbeiter und Anwohner unisono. Die Verhältnisse seien nicht vergleichbar mit den Strukturen in Berlin, noch nicht. Es gibt keine reinen Ausländer-Gettos, noch nicht. Trostlose Trabantenstädte sucht man vergebens. Gleichwohl ist die Sorge groß, dass die Entwicklung hier eine ähnliche Richtung nehmen könnte. "Wir erkaufen uns mit unserem sozialen Netz den sozialen Frieden", bringt es Heinz Buschkowsky, der SPD-Bürgermeister von Neukölln, auf den Punkt. Sein Rathaus ist das größte Sozialamt der Bundesrepublik, nirgendwo gibt es mehr Hartz-IV-Empfänger. Wie kein anderer prangert er die Verklärung einer falsch verstandenen Multi-Kulti-Idylle an, die mit der Realität in den Straßen seines Bezirks nichts zu tun habe. Zwar gebe es "im Moment" nicht den Nährboden für einen Ausbruch der Gewalt wie in Frankreich, aber: "Es kann ein Hinweis auf das sein, was uns in zehn bis 15 Jahren droht."

Dann nämlich, glaubt Buschkowsky, ist der letzte Deutsche weggezogen. Schon jetzt gibt es Kindergärten und Grundschulen mit einem Ausländeranteil von über 90 Prozent, in einer Kreuzberger Schule meldete sich jüngst das letzte deutsche Kind ab. "Da kann man ausrechnen, wie viele Erwachsene mit Migrationshintergrund in 15 Jahren hier leben", warnt der SPD-Kommunalpolitiker.

Um zu verhindern, dass die Problemkieze weiter abrutschen und zu rechtsfreien Räumen werden, die sich selbst überlassen werden, hat der rot-rote Berliner Senat in den letzten Jahren das finanzielle und soziale Engagement massiv aufgestockt. Sozialarbeiter kümmern sich als "Quartiersmanager" um ihre Kieze, es gibt Geld für Integrationsprojekte und Bildungsarbeit, die Polizei tritt nicht als Feind, sondern als Partner auf und nimmt gezielt türkische Anwärter in ihren Reihen auf. Im Rollbergviertel kümmern sich mehrere Mitarbeiter von "Gangway", einer Gruppe von spezialisierten Straßensozialarbeitern, um die Jugendlichen. Die Quartiersmanager sind permanent präsent. Es gibt Deutschkurse für türkische Mütter, einen eigenen Mädchentreff sowie ein arabisches Kulturinstitut. Kiezfeste, gemeinsame Sportveranstaltungen oder Computerkurse für Jugendliche sollen ein Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen.

"Das Wichtigste ist der Dialog", sagt Quartiersmanagerin Silke Fischer. Aber sie muss resigniert feststellen, dass es immer schwerer werde, die ausländischen Jugendlichen zu erreichen, die sich als Verlierer fühlen und in einen türkischen Nationalismus und islamischen Radikalismus flüchten. Die soziale Zeitbombe tickt. An einem Hauseingang hängt ein Flugblatt der "Stadtteil-Initiative Nord-Neukölln". Unter den Überschriften "Unsere Agenda heißt Widerstand" und "Organisiert Euch" ist zu lesen: "Bloßes Protestieren interessiert die Herrschenden nicht, sondern nur Druck von unten, tatsächlicher Widerstand!" An Tagen wie diesen klingt dies bedrohlicher, als es vielleicht gemeint ist.

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