CSU stellt sich hinter Söder
Exklusiv Der Europaabgeordnete Markus Ferber sagt: "Söder hatte seine Partei geschlossen hinter sich, was man von Laschet nicht behaupten kann." Kritik kommt von Günther Beckstein.
Wenige Tage nach der Entscheidung über den Kanzlerkandidaten in der Union und die damit verbundene Niederlage für Markus Söder stärkt seine Partei dem CSU-Chef demonstrativ den Rücken.
Markus Ferber: "Anders als Armin Laschet hat Söder seine Partei geschlossen hinter sich"
„Söder steht gut da, sehr gut sogar“, sagt der Bezirksvorsitzende der CSU in Schwaben, der Europaabgeordnete Markus Ferber, unserer Redaktion. „Söder hatte seine Partei geschlossen hinter sich, was man von Laschet nicht behaupten kann.
Er hat Fairplay gemacht, Größe gezeigt und seine Möglichkeiten in der Konkurrenz zu Laschet nicht bis zum Schluss ausgereizt.“ Optionen, so Ferber, hätte es in dem Machtkampf für Söder durchaus noch gegeben. „Das hätte allerdings nur zu einer weiteren Eskalation geführt“, sagt Ferber.
Fraktionsvorsitzender Kreuzer: "Söder hätte den stärkeren Rückhalt gehabt"
Ähnliches berichtet Thomas Kreuzer, der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Landtag: „Unsere Abgeordneten halten es für richtig, dass Markus Söder sich nicht gedrückt und seine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärt hat. Aber sie sind auch der Auffassung, dass es richtig war, das man so etwas nicht endlos weiter treiben kann.“ Er persönlich, so Kreuzer, hätte sich bei der Nominierung des Kanzlerkandidaten mehr Beteiligung der Basis durch eine Mitgliederbefragung in der Union gewünscht. „Ich gehe davon aus, dass Söder den stärkeren Rückhalt gehabt hätte.“
Jetzt komme es für CDU und CSU darauf an, geschlossen Wahlkampf zu machen. „Wir müssen jetzt unsere politischen Inhalte nach vorne stellen und klar machen, was die CSU von der Bundespolitik für Bayern erwartet.“ Die CSU werde sich in den Wahlkampf voll einbringen. „Wir werden unser Bestmögliches tun für ein möglichst starkes Abschneiden von CDU und CSU“, versichert Kreuzer.
Günther Beckstein: "Söder hat die letzte Chance zum Aufhören genutzt"
Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) sieht Söder etwas kritischer. „Er hat meines Erachtens in der Tat die letzte Chance genutzt, ohne Gesichtsverlust herauszukommen“ sagt Beckstein unserer Redaktion.
Auch innerhalb Bayerns, so Beckstein, seien die Ereignisse der vergangenen Woche von Bedeutung. Landtagspräsidentin Ilse Aigner habe klar gesagt, dass sie, sollte Söder nach Berlin gehen, Ministerpräsidentin werden wolle. „Das bedeutet, dass Söder sich keine großen Fehler leisten kann“, sagt Beckstein. „Das wird dafür sorgen, dass er nicht übermütig wird. Und das ist auch gut so.“ (AZ)
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Kabarettist Bruno Jonas trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er unterstellt, dass Markus Söder nie richtige Absichten hatte Kanzler zu werden bzw. sich dafür je realistische Chancen ausgerechnet hätte.
Wohl in Ermangelung von geeigneten Protagonisten und weil ein Friedrich Merz als Kanzlerkandidat nicht infrage kam, wurde der Showdown „Laschet & Söder“ von der Union inszeniert, um im Gespräch zu bleiben und es spannend zu halten.
Dieses Konzept hatte sich schon im Sommer letzten Jahres abgezeichnet als die Kanzlerin mit großer Medienpräsenz Markus Söder auf Herrenchiemsee und Armin Laschet auf der Zeche Zollverein besuchte.
Indem sich Markus Söder für dieses Wahlkampfspektakel hergegeben hat, konnte er bei vielen Wählern seine Sympathiewerte steigern, jedoch nicht bei allen.
„CSU … will sich im Wahlkampf trotz Niederlage voll einbringen“
Laschet hat Söder die Unterstützung der CDU verweigert, weil Söder Bayer ist. Hier bleibt er wohl seiner Linie bei der Einschätzung der Bayern treu: Bereits 1997 schrieb er in Zeit Online von einem beschränkten Radius des Denkens in der bayerischen Staatskanzlei. Wer diesen Beitrag liest, den verwundert es nicht, dass Laschet 1998 den Wiedereinzug in den Bundestag nicht schaffte. (Er verlor 1998 seinen Aachener Wahlkreis an Ulla Schmidt, SPD.)
Laschet arbeitet seit 1994 mit dem Slogan „Zuhören. Entscheiden. Handeln“. Reichte jetzt sogar überraschenderweise zum Kanzlerkandidaten. Aber mit der immer gleichen Platte punktet man irgendwann nicht mehr beim Wähler. Die Altvorderen der CDU sollten sich hier den älteren Präsidenten der USA (also im Verhältnis zu Laschet, gleicher Jahrgang wie Schäuble) zum Vorbild nehmen. Aber vielleicht verlangt das Laschet zu viel ab: Wenn man noch Jahre nach Anbruch des neuen Jahrtausends in NRW mit Datteln 4 den Bau eines Kraftwerks zur Verstromung der Steinkohle aus China, Russland usw. genehmigt, dann muss man eben „Haltung zeigen“ und seiner Linie treu bleiben. Dass dieses Kraftwerk wegen der extrem kurzen Laufzeit erst über die von vornherein eingeplante „Stilllegungsprämie“ rentabel wird, widerspricht jeder Vernunft; es kostet Wohlstand.
Ich kann mir vorstellen, dass viele Bayern hierauf bei der nächsten Bundestagswahl reagieren: Die Grünen werden wohl auch in Bayern große Stimmengewinne haben.