"Bunte" soll Privatleben von Promis ausspioniert haben
Der "Stern" wirft der "Bunten" vor, mit unlauteren Recherchemethoden Privatleben von Prominenten ausspioniert zu haben. Das Burda-Blatt leitet juristische Schritte ein. Von Ursula Ernst
Die CMK Groop hat ganz offensichtlich ein Problem: Wer sie im Internet erreichen will, wird darüber informiert, dass "die Seite aufgrund eines Serverfehlers nicht zur Verfügung steht".
Dabei wäre es doch spannend, was die Firma, die sich unter anderem auf den Verkauf von Bildmaterial an die Medien spezialisiert hat, zu der Promi-Spitzel-Geschichte zu sagen hätte. Das Magazin Stern wirft der Illustrierten Bunte vor, mit Hilfe der Berliner Foto- und Presseagentur CMK das Privatleben prominenter Politiker ausspioniert zu haben.
Der Stern berichtet, dass ehemalige Mitarbeiter der Recherche-Firma sich bei ihm ausgesprochen und über ihre Arbeit für die Bunte erzählt hätten. Besonders dreist seien die Schnüffler im Fall von Ex-SPD-Chef Franz Müntefering vorgegangen. Über Monate hinweg hätten die "Ermittler" auf der Lauer gelegen, um Details über die Beziehung des SPD-Granden und der jungen Michelle Schumann herauszukriegen und Fotos von den beiden zu schießen. Laut Stern gaben die ehemaligen CMK-Mitarbeiter zu, den Briefkasten von Schumann manipuliert sowie die Fußmatte von Münteferings Wohnung mit einem Melder versehen zu haben. Auch sei eine gegenüberliegende Wohnung zu Observierungszwecken angemietet worden. Dass es dann nicht zu einer sensationellen Enthüllungsgeschichte gekommen war, lag einfach daran, dass Müntefering den Klatschreportern zuvorkam und seine Beziehung öffentlich gemacht hat.
"Stasi"-Methoden für eine gute Geschichte? Die Illustrierte streitet ab, selbst von möglicherweise unlauteren Recherchemethoden gewusst, geschweige denn sie gebilligt zu haben. Wobei es durchaus üblich sei, externe Dienstleister mit Recherchen zu beauftragen. CMK ist der Bunten als journalistisches Unternehmen bekannt, heißt es in der Pressemitteilung des Burda-Verlags von gestern. Auch der Chef der Agentur, Stefan Kießling, soll der Chefredakteurin der Bunten, Patricia Riekel, versichert haben, nie derart unseriöse Recherchemethoden angewendet zu haben. Die Bunte leitete gestern juristische Schritte gegen den Stern ein. Der Burda-Verlag sieht hinter der Stern-Geschichte einen "Versuch der Verleumdung eines erfolgreichen Mitbewerbers".
Es gab die Aufträge, das bleibt unbestritten. Und besonders menschenverachtend sollen die Schnüffler im Fall Oskar Lafontaine vorgegangen sein. Sie nannten ihre Operation "Scarface (Narbengesicht)" in Anspielung auf die Narbe, mit der Lafontaine seit der Messerattacke im Jahr 1990 gezeichnet ist. Hier sollten sie herausfinden, ob der Linken-Chef eine Liebesaffäre mit der schönen Sahra Wagenknecht hat oder nicht. Die Spekulationen darüber hatten sogar zu parteiinternen Zerwürfnissen geführt. Nach Angaben der Bunten wurde der Rechercheauftrag schließlich zurückgezogen, "weil sich die Hinweise zu diesem Zeitpunkt nicht verifizieren ließen".
Mehr war dran an der Geschichte von Horst Seehofer und seiner Ex-Geliebten Anette Fröhlich. Fröhlich schüttete der Bunten ihr Herz aus. Damit erübrigten sich jedenfalls zunächst weitere Recherchen. Die Leser erfuhren, wie sie unter der Trennung von Seehofer litt: "Er hat mir bis zum Schluss Hoffnungen gemacht", wird Fröhlich zitiert. Die Trennung habe sie "wie ein Fallbeil" erwischt. Der Fall Seehofer war 2007 ein Politikum und nicht nur die bunten Blätter beschäftigten sich mit der Affäre.
Weil das Publikum die Schicksalsgeschichten aus dem Privatleben der Prominenten gerne liest, ist zwei Jahre später Horst Seehofer wieder ein Thema. Wieder ist es die Bunte, die Zweifel an Seehofers ehelicher Treue schürte. "Frau Fröhlich kommt meist vor Herrn Seehofer zu Hause an. Auch morgens verlassen sie nie gemeinsam das Haus. Erst geht er, dann sie mit dem Kind", heißt es. Alles ist knallhart recherchiert. Ursula Ernst
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